Dread Empire's Fall 01 - Der Fall des Imperiums
Freunden aus der Hauptstadt ein, darunter auch eine würdevolle Botschaft von Lord Pierre Ngeni, familiäre Grüße von Vipsania, Walpurga und seinem Bruder Roland, ein albernes Video von PJ und ein freundlicher Gruß von Amanda Taen. Sempronias Video klang ganz anders. »Ich war fast bereit, dir zu verzeihen, weil du jetzt ein Held bist«, sagte sie. »Aber dann musste ich eine Stunde mit PJ verbringen und habe davon Abstand genommen.« Sie hob eine Hand und wackelte mit den Fingerspitzen. »Mach’s gut!«
Von Caroline Sula hörte er nichts, und erst nachdem keine Nachricht kam, wurde ihm bewusst, dass er darauf gewartet hatte. Ihr Schweigen traf ihn stärker als erwartet.
Als Gegenmittel dachte Martinez über seine neuen Möglichkeiten nach. Ein Kapitänleutnant durfte jedes Jahr einen Kadetten oder Unteroffizier zum Unterleutnant befördern. Er dachte an Vonderheydte und Kelly und gelangte zu der Ansicht, dass er beide nicht gut
genug kannte, um sie zu befördern, obwohl er zwei Monate mit ihnen zusammengearbeitet und mit Kelly sogar ins Bett gegangen war.
Nach einem Blick in ihre Akte war klar, dass Kelly für den Leutnantsposten ungeeignet war. Zwar hatte sie unerwartete Fähigkeiten als Waffenoffizier an den Tag gelegt, doch die Corona war ihr erster Posten, und sie musste noch ein oder zwei Jahre lernen, ehe sie mit den Pflichten eines Leutnants zurechtkäme.
Vonderheydte war höher qualifiziert. Er hatte als Pilot, Navigator und außerdem in der Maschinentechnik gedient, bevor er als Martinez’ Vertreter in die Kommunikationsabteilung gekommen war. Martinez hatte keinerlei Einwände gegen Vonderheydtes Arbeit, und das galt anscheinend auch für alle anderen Offiziere. Er war durchaus fähig, alle Prüfungen zu bestehen, und geeignet, eine Wachschicht zu übernehmen.
Sein einziger Nachteil war, dass er wie Martinez selbst aus einem Provinzklan stammte, in seinem Fall aus Comador. Deshalb war kaum damit zu rechnen, dass der Klan sich auf irgendeine Weise erkenntlich zeigen konnte, wenn Martinez dem Sprössling einen Gefallen tat.
Außerdem hatte Kelly vielleicht etwas dagegen, wenn er Vonderheydte beförderte. Vielleicht glaubte sie, er sei ihr etwas schuldig, nachdem sie mit ihm ins Bett gegangen war, vielleicht aus sentimentalen Gründen, weil sie ehrgeizig war oder …
So vieles hatte sich verändert. Als er und Kelly die Freizeitkammer aufgesucht hatten, waren sie Gesetzlose
auf der Flucht vor der Vernichtung gewesen. Jetzt war er Kapitän, und sie war sein jüngster Offizier.
Martinez’ Gedanken drehten sich eine Weile um diese Fragen, bis ihm bewusst wurde, wen er viel früher hätte ins Auge fassen müssen. Er rief Alikhan in seine Kabine und bot ihm das Leutnantspatent an.
»Ich bin im Ruhestand, mein Lord«, widersprach Alikhan. »Ich habe dreißig Jahre gedient und arbeite nur als Ihr Bursche, um etwas Geld zu verdienen und damit ich etwas zu tun habe.«
»Ich nehme an, demnächst wird sowieso jeder Lochspringer, der keine körperlichen Gebrechen hat, aus dem Ruhestand wieder in den Dienst gerufen. Deshalb ist die Frage nicht, ob Sie dienen wollen oder nicht, sondern eher, mit welchem Rang Sie es tun wollen. Wenn Sie das Leutnantspatent annehmen, können Sie die Corona in Form bringen, und wenn Sie dann endgültig in den Ruhestand gehen, werden Sie eine höhere Rente bekommen.«
Alikhan dachte einen Moment über das Angebot nach, doch dann schüttelte er den Kopf. »Bei allem Respekt, Lord ElCap, ich kann mir nicht vorstellen, mit all diesen jungen Offizieren an einem Tisch in der Messe zu sitzen. Ich würde mich dabei so unwohl fühlen wie sie.«
»Die Corona braucht auch einen Waffenmeister.«
»Nein, mein Lord.« Dieses Mal widersprach Alikhan energischer. »Ich habe dreißig Jahre in den Waffenschächten verbracht. Ich bin im Ruhestand.«
»Tja.« Martinez stand auf. »Hoffentlich bleiben Sie dann wenigstens in Ihrer gegenwärtigen Position bei mir.«
»Selbstverständlich, Lord ElCap.« Unter Alikhans Schnurrbart zeichnete sich ein kleines Lächeln ab. »Was sollte ich denn ohne meine Hobbys tun?«
Unsicher, was er davon halten sollte, dass Alikhan ihn zu seinen Hobbys zählte, fragte Martinez als Nächsten Maheshwari, der das Angebot jedoch kurzerhand ebenfalls ablehnte. »Offiziere müssen sich mit viel zu viel Mist herumschlagen«, sagte er und zeigte seine strahlend weißen Zähne.
Damit blieb nur noch Vonderheydte, sofern er überhaupt jemanden befördern wollte. Er rief
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