Dread Empire's Fall 01 - Der Fall des Imperiums
den Kadetten in seine Kabine, um mit ihm über dessen Erwartungen und Fähigkeiten zu reden. Vonderheydte wollte in naher Zukunft die Prüfungen ablegen, sofern es der Dienstablauf zuließ, und hatte vor dem Aufstand bereits für die Fächer gelernt, in denen er sich schwach fühlte. Danach war er natürlich zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt gewesen.
»Glauben Sie, es wird überhaupt noch Prüfungen geben, mein Lord?«, fragte er.
»Ich weiß es nicht. Wir sollten aber besser davon ausgehen, dass dies der Fall sein wird.«
Martinez bot Vonderheydte an, mit ihm zusammen ein Lernprogramm zu entwickeln und ihm bei den Fächern zu helfen, in denen er schwach war. Dann entließ er ihn, ohne sich zur Beförderung durchgerungen zu
haben. Anschließend ließ er Kelly kommen, führte mit ihr mehr oder weniger die gleiche Unterhaltung und schlug ihr vor, sie könne ja zusammen mit Vonderheydte lernen.
Ihr strahlendes Grinsen verblasste. »Wann denn? Wir lösen uns bei den Wachen immer gegenseitig ab.«
»Das ist wahr«, gab Martinez zu. »Ich helfe, so gut ich kann.« Er zögerte, dann sagte er: »Leider kann ich Sie trotz der vielen freien Stellen nicht zum Unterleutnant befördern. Sie haben einfach noch nicht genug Erfahrung.«
»Ach, schon gut.« Sie zuckte mit den Achseln. »Zu schade, dass die Rebellen nicht noch ein Jahr gewartet haben.« Sie sah ihn offen an. »Denken Sie darüber nach, Vonderheydte zu befördern?«
»Ich bin noch nicht sicher, ob ich ihn gut genug kenne. Was halten Sie denn von ihm?« Sie war seit ihrem Abschluss auf der Corona und kannte Vonderheydte besser als er.
»Er wäre ein guter Leutnant«, sagte sie. »Er ist gewissenhaft und bewundert Sie.«
»Wirklich?« Wider Willen erwachte ein wenig Eitelkeit in Martinez. Dann fielen ihm Vonderheydtes Exfrauen ein. »Wissen Sie etwas über sein Privatleben und seine Ehen?«
»Gab es mehr als eine?« Kelly schien überrascht. »Er redet nur über die letzte, glaube ich.« Dann zögerte sie. »Ich würde nur ungern etwas wiederholen, das er mir im Vertrauen gesagt hat.«
»Ich will Sie auch nicht zu einem Vertrauensbruch drängen«, beruhigte Martinez sie. »Allerdings würde ich gern davon ausgehen können, dass nichts, was er Ihnen gesagt hat, gegen eine Beförderung sprechen würde.«
Erleichtert, dass er sie nicht weiter bedrängte, antwortete sie: »Nein, Lord ElCap.«
»Gut«, sagte Martinez. »Vielen Dank.« Ohne groß nachzudenken, fuhr er fort: »Vielleicht sollten wir über den Besuch in der Freizeitkammer vor ein paar Tagen reden.«
Sie lächelte in sich hinein. »Ich habe mich schon gefragt, ob Sie … nein, sagen Sie nur.«
»Ob ich was?«
Kelly schüttelte den Kopf. »Beginnen Sie bitte, mein Lord.«
Er sah sie an. »Nun, wollen Sie es noch einmal tun?«
Dieses Mal setzte sich ihr Grinsen wieder durch, und dazu hörte er abermals das erstaunte, bellende Lachen, das er schon beim ersten Mal vernommen hatte. Dann wurde sie schlagartig wieder ernst. »Also, Lord ElCap, wie schon erwähnt, habe ich auf Zanshaa einen Freund, und wir kommen ihm mit jeder Stunde näher.«
»In der Tat.«
»Außerdem sind Sie jetzt der Kapitän, und …« Sie biss sich auf die Unterlippe. »Das ist doch etwas anderes, oder?«
»Das ist wahr.«
Ein kurzes Schweigen entstand. »Glauben Sie mir, ich
bin sehr in Versuchung, aber wir sollten es wohl besser bleiben lassen.«
Verletzter männlicher Stolz rang in Martinez’ Brust mit Erleichterung. Er hielt sich gern für unwiderstehlich und mochte es nicht, wenn jemand ihm das Gegenteil vor Augen führte. Er mochte Kelly, doch eine Geliebte an Bord zu haben zog vermutlich mehr Komplikationen nach sich, als er brauchen konnte. »Ich glaube, Sie kriegen einen Extrapunkt für persönliche Reife«, sagte er.
Zeigt große menschliche Reife, schrieb er ihr später in die Akte. Da er sowieso schon dabei war, seine neuen Befugnisse anzuwenden, schickte er eine Empfehlung an die Flotte, Kelly für ihre hervorragenden Leistungen beim Abschuss feindlicher Raketen zu dekorieren, und schlug den Tapferkeitsorden vor.
Über seinen zukünftigen Leutnant hatte er immer noch nicht entschieden. Caroline Sula fiel ihm ein. Sie brauchte eine Beförderung und einen Gönner im Dienst und hatte eine vorbildliche Akte.
Doch es war schwer, jemanden zu befördern, der nicht mit einem reden wollte. Er spielte mit dem Gedanken, ihr sein Angebot zu schicken, fürchtete jedoch ihre Ablehnung oder, noch schlimmer, ihr
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