Dread Empire's Fall 01 - Der Fall des Imperiums
persönliche Dinge ins Rettungsboot mitnehme.«
Das Rettungsboot war keineswegs so winzig, wie der Name vermuten ließ. Es war geeignet, die gesamte Besatzung der Station bequem am Leben zu halten, damit sie zur Station fliegen und sie wieder verlassen konnten. Eine solche Reise konnte immerhin einen Monat oder länger dauern. Es gab eine voll eingerichtete Küche und sogar Trainingsräume an Bord, außerdem eine Bibliothek mit Büchern, DVDs, Musik-CDs und anderen Unterhaltungsangeboten.
Severin packte einen Stapel isolierende Kleidung, Thermodecken und warme Socken ein, ehe er in die Zentrale zurückkehrte.
»Das Wurmloch bewegt sich«, sagte Gruust.
»Ich weiß.«
Als Severin seine Munition verschossen hatte, war das Wurmloch sieben Durchmesser weit zur Seite ausgewichen und bewegte sich schräg aus der Ekliptik heraus. Die Botschaften von seinen Vorgesetzten, die mittlerweile bemerkt hatten, dass er zahlreiche Brocken in der Größe von Güterzügen in ihr System geschossen hatte, klangen äußerst ungehalten. Schließlich brachen die Meldungen aber ab, denn da sich das Wurmloch bewegt hatte, stimmte auch die Peilung der Kommunikationslaser nicht mehr.
Severin und seine Mannschaft nahmen ihre letzte Mahlzeit in der Station zu sich. Es gab Nudeln mit Tomatensoße und getrockneten Peperoni, die sie mit einem dunklen, würzigen Bier hinunterspülten. Ein Besatzungsmitglied hatte es aus mitgebrachter Gerste selbst gebraut.
Der Erkundungsdienst wusste die Einsamkeit gewöhnlich durch gutes Essen zu kompensieren.
»Wisst ihr, vielleicht sollten wir das Protipanu-System gar nicht verlassen«, überlegte Severin.
»Wenn wir bleiben, werden sie uns gefangen nehmen«, wandte Gruust ein.
»Ich will ja nicht hier bleiben. Nicht in der Station. Ich dachte, wir könnten das Rettungsboot nehmen und an einem der dicken Felsbrocken verankern, die da draußen kreisen. Auf diese Weise könnten wir den Feind beobachten, und wenn die Flotte zurückkehrt, geben wir die Informationen weiter. Falls die Rebellen verschwinden, können wir die Station einfach wieder besetzen.«
»Du redest da über Monate «, gab ein anderer zu bedenken.
Sie diskutierten eine Weile darüber. Severin wollte nicht drei oder vier Monate mit einer Crew verbringen, die ernsthafte Einwände gegen den Befehl hatte, der sie erst in diese Lage gebracht hatte. Am Ende konnte er sich aber durchsetzen, ohne sich auf seine Befehlsgewalt zu berufen. Die anderen waren daran gewöhnt, isoliert zu leben und zusammenzuhalten, und kamen überein,
dass sie gern die Unbequemlichkeit und die Wartezeit in Kauf nehmen würden, wenn sie dadurch den Feinden Schwierigkeiten bereiten konnten.
»Es wird leider sehr kalt werden«, erklärte Severin. »Um nicht entdeckt zu werden, müssen wir die Energie so weit wie möglich drosseln.«
»Wir sollten Thermodecken mit an Bord nehmen«, schlug jemand vor.
»Das habe ich schon getan.«
Es gab ein kurzes Schweigen. »Na ja, wenigstens wartet eine riesige Gehaltsnachzahlung auf uns, wenn wir zurückkehren«, sagte Gruust hoffnungsfroh.
Sie luden Vorräte für sechs Monate ins Rettungsboot und legten ab. Severin hatte sich bereits einen Felsbrocken ausgesucht. Es war ein Eisenasteroid mit der Bezeichnung 302948745AF. Die Gesteins- und Metallbrocken im Protipanu-System waren genau kartiert, da sie potenzielle Reservemunition für die Massewerfer darstellten.
Die naxidische Flotte sprang in das System, bevor das Rettungsboot sich an seiner neuen Heimat verankert hatte. Severin hatte jedoch mit dieser Möglichkeit gerechnet und den Bremsvorgang schon vorher abgeschlossen. Jetzt trieb er sachte in Richtung 302948745AF. Die Steuerdüsen würden ausreichen, um dicht an den Asteroiden heranzukommen, und die auffälligen Haupttriebwerke konnten stumm bleiben.
Während er schwerelos durch die Brücke des Rettungsbootes schwebte, beobachtete er die großen Antimateriefackeln,
die sich dem Wurmloch näherten. Die Naxiden rasten herbei und bremsten ein wenig ab, flogen aber immer noch mit beinahe halber Lichtgeschwindigkeit. Severin berechnete die Flugbahnen und stellte fest, dass sie auf dem richtigen Kurs waren - zu der Stelle, wo sich das Wurmloch vorher befunden hatte.
Es war durchaus möglich, dass sie die Verlagerung des Wurmlochs entdeckten. Sie konnten es visuell wahrnehmen oder die Verzerrung im Raumzeitgefüge anpeilen. Doch das Wurmloch hatte sich seit seiner Entdeckung immer an derselben Stelle befunden, und die Naxiden
Weitere Kostenlose Bücher