Dread Empire's Fall 01 - Der Fall des Imperiums
ganzen Schwarm feindlicher Schiffe verfolgt wurden.
Sechs von vierundfünfzig. An diesem Tag waren ganze Welten zusammengebrochen.
Darunter ihre eigene. Sie hatte die Flotte ebenso sehr gehasst wie geliebt, aber immerhin hatte ihr der Dienst Sicherheit, Stabilität, Kontinuität und Tradition gegeben, mal ganz abgesehen von so banalen Dingen wie regelmäßigen Mahlzeiten und einem bescheidenen Sold. All das war jetzt dahin. Sula schwebte allein in der Leere, umgeben von einer dünnen Hülle und begleitet von achtzehn wertlosen, tödlichen Raketen.
Schwarze Verzweiflung griff mit klammen Fingern nach ihrer Seele. Alles, was sie getan hatte, alles, was sie angestrebt hatte, nur hierfür.
Der Tod war ihr etwas schuldig geblieben, dachte sie. Der Tod war ihr mehr schuldig als diesen einsamen Flug, diesen einsamen Weg durch die Weite voller Zerstörung.
Sie und der Tod kannten einander schon lange. Es schien ihr, als hätte sie von ihrem Freund, dem Tod, etwas Besseres erwarten können …
Nachdem Gredel das Bankkonto auf Lady Sulas Namen eröffnet hatte, kehrte sie zurück und traf auf Caro, die mit zitternder Hand gerade nach der ersten Tasse Kaffee
tastete. Sobald Caro mit dem Kaffee ins Bad gegangen war und ein langes Bad nahm, um den restlichen Alkohol aus ihrem Kreislauf zu vertreiben, legte Gredel Caros Geldbörse zurück, öffnete die Computerverbindung und überwies etwas von Caros Geld auf ihr neues Konto. Zehn Zenith nur, um herauszufinden, ob es funktionierte.
Es klappte wunderbar.
Jetzt habe ich etwas Kriminelles getan, dachte sie. Ein Verbrechen, das bis zu mir zurückverfolgt werden kann.
Was sie zuvor auch getan hatte, so schwerwiegend war es nie gewesen.
Nach Caros Bad gingen sie zum Frühstück in ein Café, wo Gredel berichtete, dass Lamey jetzt auf der Flucht sei. Sie fragte, ob sie bei Caro einziehen dürfe, damit er sie erreichen könne. Caro war begeistert, denn so etwas Romantisches hatte sie noch nie gehört.
Romantisch? , dachte Gredel. Es war unglaublich erbärmlich.
Caro hatte schließlich nicht das drückend heiße kleine Zimmer im Lai-own-Viertel gesehen, hatte nicht den Ammoniakgeruch in der Nase gehabt, während Lameys Schweiß sich auf sie ergoss. Soll sie ihre Illusionen behalten, dachte Gredel.
»Danke«, sagte sie. Dabei wusste sie, dass es nicht lange dauern würde, bis Caro sie langweilig finden und ungeduldig oder wütend werden würde. Wenn sie etwas unternehmen wollte, dann musste es bald geschehen.
»Ich weiß nicht, wie oft Lamey mich holen lässt«,
erklärte sie. »Hoffentlich nicht gerade an deinem Geburtstag. Den würde ich gern mit dir zusammen feiern.«
Wie nicht anders zu erwarten gewesen war, verfinsterte sich Caros Gesicht. »Geburtstag? Mein Geburtstag war im letzten Winter.« Sie starrte Gredel böse an. »Das war das letzte Mal, dass Sergei und ich zusammen waren.«
»Geburtstag?«, sagte Gredel mit ihrem irdischen Akzent. »Ich meine den Erdgeburtstag. « Als Caros Blick drohend wurde, fügte sie rasch hinzu: »Dein Geburtstag in Erdenjahren. Ich rechne so was gern nach, es ist eine Art Spiel. Dein Erdgeburtstag ist nächste Woche, dann wirst du fünfzehn.« Gredel lächelte. »Genauso alt wie ich. Kurz bevor wir uns kennengelernt haben, bin ich auch fünfzehn geworden.«
Das entsprach nicht ganz der Wahrheit, denn Caros Erdgeburtstag war erst in drei Monaten, doch Gredel wusste, dass Caro sowieso nicht nachrechen würde. Caro wusste nicht einmal, wie sie es hätte tun müssen.
Es gab so vieles, was Caro nicht wusste. Das löste eine wilde Freude in Gredel aus. Eigentlich wusste Caro überhaupt nichts . Nicht einmal, dass ihre beste Freundin sie hasste. Caro wusste nicht, dass Gredel ihr vor einer Stunde Geld und Identität gestohlen hatte, und dass Gredel es wieder tun konnte, wann immer diese es wollte.
Die Tage vergingen und waren auf eine eigenartige Weise sogar angenehm. Gredel fühlte sich von allem
entrückt und begriff allmählich sogar, was in Caro vorging und wie es war, nichts zu haben, das einem etwas bedeutete, lange Stunden ausfüllen zu müssen, aber nichts zu haben, was sie füllen konnte außer dem, was einem gerade so einfiel. So fühlte sich jetzt auch Gredel. Sie löste alle Verbindungen und ließ alles hinter sich zurück, was sie je gekannt hatte.
Um sich Schwierigkeiten zu ersparen, gab Gredel sich große Mühe, Caro zu Gefallen zu sein, und Caro freute sich. Sie war bester Laune, lachte, scherzte und kleidete Gredel wie
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