Dread Empire's Fall 01 - Der Fall des Imperiums
Blutbad anrichten?
Sie versuchte, das Schott ganz zu öffnen, stieß aber auf Widerstand. Irgendetwas hatte sich gelöst und klemmte dahinter.
Als sie mit ihren Handschuhen blind umhertastete, fand sie zuerst nichts. Schließlich musste sie kopfüber in der Schleuse schweben, um den Arm weit genug hineinschieben zu können. Es war schwierig und unbequem, und ihre gequälten Muskeln protestierten. Sie atmete schwer, der Schweiß juckte auf ihrer Stirn. Endlich fand sie etwas. Es war feucht, blutig, behaart und tot.
Der Hund Orange, aber nicht mehr als Hund zu erkennen, sondern nur noch ein blutiger Fleischklumpen. Anscheinend war er wie eine Kanonenkugel durchs Cockpit geschossen, als die Rennjacht getrudelt war. Die wilden Drehungen hatten das arme Tier unablässig hin und her geworfen.
Der Hund hatte das Innere des Cockpits zerstört, die Instrumente ramponiert und alles mit seinem Blut verschmiert. Obendrein war er hin und wieder gegen die Steuerung der Düsen gestoßen und hatte die willkürlichen Bewegungen des Bootes verursacht.
Nachdem sie Orange in diesem Zustand entdeckt hatte, konnte Sula nicht mehr hoffen, Blitsharts in besserer Verfassung vorzufinden. Der Kapitän war auf seine Beschleunigungsliege geschnallt, der Helm war geöffnet, sein Körper dem Vakuum ausgesetzt. Auch sein Gesicht war mit dem Blut des Hundes verschmiert, doch der Rahmen des Helms hatte es geschützt, und es war mehr oder weniger unversehrt. Er machte eine verkniffene, vorwurfsvolle Miene und war schon eine ganze Weile tot.
Es hieß, Sauerstoffmangel sei ein angenehmer Tod, weil das Gehirn langsam die Arbeit einstellt und der Mangel an Sauerstoff eine Euphorie auslöst. Die letzten Augenblicke sollten wie ein Rausch sein.
Sulas Erinnerungen waren anders. Sie erinnerte sich an den zuckenden Körper und die strampelnden Beine, an das verkrampfte Zwerchfell, als die Lungen verzweifelt Luft einsaugen wollten …
Sie erinnerte sich, wie sie ins Kissen geweint hatte, während ihre Freundin um ihr Leben gekämpft hatte. An das Gefühl des Kissens in der Hand, weich wie Haut. Das Kissen, das auf dem Gesicht ihrer Freundin lag und sie tötete.
Enderby zog Martinez zu Beginn der nächsten Schicht aus der Operationszentrale ab, erlaubte ihm jedoch, die Rettungsmission zu verfolgen, wenn er nicht damit beschäftigt war, die Nachrichten der Flotte weiterzuleiten oder abzulegen.
So beobachtete Martinez die Anzeigen, als Sula ihr Raumschiff bremste, ihre Geschwindigkeit an die der Midnight Runner anglich und sich vorsichtig näherte, um die torkelnde Rennjacht in Augenschein zu nehmen.
Dann ging die direkt an ihn gerichtete Botschaft ein. Auch die Scheibe des Helms tat ihrem außerordentlich guten Aussehen keinerlei Abbruch, als sie sagte: »Bedenken Sie aber bitte, dass ich mich noch nie auf diese Weise hineingeschraubt habe.« Dabei zog sie eine Augenbraue hoch, und ihre grünen Augen blitzten amüsiert.
Martinez war sicher, sein Lachen unterdrückt zu haben, doch Enderby warf ihm einen scharfen Blick zu, worauf Martinez eine ernste Miene aufsetzte.
Sulas Gesicht verschwand vom Bildschirm, und dann konnte Martinez dank der Telemetriedaten beobachten, wie sie ihre Düsen einsetzte, um das Rollen ihrer Pinasse an die Bewegungen der Rennjacht anzupassen.
Dabei zuckten seine eigenen Hände, als wollten sie selbst die Kontrollen bedienen. Als dann die Düsen der Midnight Runner zündeten und das Rennboot gegen Sulas Pinasse prallte, wie sich ein riesiger Wal über einem Fischerboot aufbäumen mochte … raus da, raus da, dachte er wild und wartete voller Furcht auf den Zusammenprall. Erst als Sula entkommen war und ihr Schiff stabilisiert hatte, wagte er wieder zu atmen.
»Ich versuche es noch einmal.« Sie wirkte in ihrem Druckanzug völlig gefasst, doch dieses Mal fehlte das boshafte Blitzen in den Augen. Sie hatte gelernt, dass es in dieser Situation wirklich nichts zu lachen gab. Martinez wusste nicht, ob er ihren Mut bewundern oder sich wegen ihrer Sturheit die Haare raufen sollte.
Allerdings musste er zugeben, dass sie sich großartig schlug. Dieses Mal war sie schneller. Sie hatte die Lektion gelernt und passte alle drei Ebenen gleichzeitig an. Dann das Andocken, der Kampf gegen die schwerfällige Rennjacht, und schließlich der großartige Triumph, als die beiden Boote verbunden durch den stillen Weltraum flogen.
Martinez hätte am liebsten geschrien und getanzt. Er warf Enderby sogar einen Blick zu, als wollte er um
Weitere Kostenlose Bücher