Dreamboys 01 - Tigerjunge
schlanker, zimtfarbener Körper und sein langes, schwarzes Haar hoben sich vom weißen Bettlaken kontrastreich ab. Seine schönen, schmalen Schenkel öffneten sich leicht. Verlockend wuchs vor unseren Augen sein großer Tigerschwanz gerade empor, wurde hart und schwer. Alain und ich verwöhnten ihn beide mit Händen und Mund. Er war unser hilfloser Tigerjunge, den wir beschützten, und zugleich unser mächtiger König, der uns mit einem Blick aus den dunklen Augen mit den langen Seidenwimpern beherrschte, für den wir alles taten, was er sich wünschte. Als er uns seinen Samen ins Gesicht spritzte, stöhnte er besonders laut und tief. Ich leckte die salzig-süßen Tropfen von Alains Haut ab, und der machte es bei mir genauso. Tarun lag still da und schaute uns zu. Seine Gesichtszüge waren wieder ganz entspannt. Ich verstand, dass er den Sex einfach zum Ausgleich seiner Angst gebraucht hatte. Wir küssten ihn zärtlich, und er küsste uns genauso zurück.
Danach war der Bann gebrochen. Tarun bewegte sich in der quirligen Stadt immer noch sehr vorsichtig, aber er starb nicht mehr halb vor Furcht. Wir gingen zu Fuß durch die Straßen, kamen jedoch nur sehr langsam voran, weil Tarun alles und jedes genau betrachten wollte.
Besonders fasziniert war er von einer bunten Statue der Kali. Die blauhäutige, vielarmige Göttin trug wie üblich eine Kette aus Schädeln und einen Rock aus abgeschlagenen Armen. Lächelnd zeigte sie ihre Zunge. In der erhobenen Hand glitzerte eine bluttriefende Sichel.
»Warum trägt sie Knochen um den Hals?«, fragte Tarun.
»Sie ist Herrin über Tod und Leben zugleich«, erklärte Alain, der sich mit den hinduistischen Gottheiten noch besser auskannte als ich. »Sie vernichtet Leben, aber sie sorgt auch dafür, dass das Leben weitergeht.«
»Gibt es sie wirklich?«, wollte Tarun wissen.
Alain schüttelte den Kopf. »Alle Götter sind Erfindungen von Menschen. Aber die indischen Götter sind besonders schön und farbenfroh.« Er lächelte.
Tarun starrte lange auf die Göttin mit der blauen Haut. Noch nie hatte er etwas oder jemanden so intensiv angesehen, forschend, fasziniert und zugleich furchtsam.
Schließlich griff er nach den zahllosen Blumenketten, die Gläubige der Kali um den Hals gehängt hatten, und nahm eine davon ab. Er wollte sie sich um den Nacken schlingen, doch Alain nahm sie ihm rasch weg und legte sie der Göttin wieder um.
»Das sind Opfergaben, die gehören jetzt Kali und nicht dir«, erklärte er schmunzelnd.
An der nächsten Ecke kaufte er an einem Stand eine besonders schöne Hibiskusblütenkette und legte sie Tarun um den Hals. Unser wilder Jüngling küsste Alain zum Dank auf offener Straße zärtlich auf den Mund. Ich sah belustigt zu, und auch zahlreiche Passanten drehten sich nach uns um. Tarun wirkte jetzt wieder wie immer.
Dann aßen wir etwas in einem Restaurant. Ich war sehr zufrieden mit Taruns Fortschritten. Alles in allem konnte man unseren ersten Tag zu dritt in Baripada als Erfolg verbuchen. Doch ein Damoklesschwert schwebte bereits über uns, ohne dass wir davon wussten.
Wie gewöhnlich erledigten wir unsere Besorgungen und holten vom Postamt unsere Briefsendungen ab. Ein offizielles Schreiben der Sorbonne war dabei. Nervös riss Alain den Umschlag auf. Er las den Brief, und ich las in seinem Gesicht, dass es eine schlechte Nachricht sein musste. Er blickte auf Tarun, der verzückt an den Hibiskusblüten schnupperte, dann sah er mich an.
»Unser Projekt ist gestoppt worden, die Mittel wurden für das neue Jahr nicht mehr bewilligt«, brummte er. »Eine Sparmaßnahme. Am 31. Dezember gehen hier die Lichter aus. Tigerforschung ist Luxus, schreiben sie. So ähnlich jedenfalls.« Er schnaufte wütend.
Die Folgen dieses Sparbeschlusses würden einfach schrecklich sein. Wir müssten im wahrsten Sinne des Wortes alle Zelte abbrechen und nach Europa zurückkehren. Was nur sollte aus Tarun werden?
»Aber wir haben doch ein neues, viel bedeutenderes Projekt!«, warf ich verzweifelt ein.
»Das wissen sie noch nicht. Ich habe es ihnen nicht auf die Nase gebunden, weil es ja die biologische Fakultät ist. Die hat mit einem Fall wie Tarun gar nichts zu tun.«
Unser Tigerjunge hob den Kopf, als er seinen Namen hörte. »Womit habe ich nichts zu tun?«
Alain versuchte, seine Sorgen zu verbergen, lächelte ihn an und nahm sanft seine Hand. »Lasst uns zum Camp zurückfahren«, sagte er.
Dieser Abend wurde der ernsteste, den wir je in Simlipal verbracht
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