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Dreamboys 01 - Tigerjunge

Dreamboys 01 - Tigerjunge

Titel: Dreamboys 01 - Tigerjunge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilman Janus
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Schnelligkeit gerechnet.
    Kaum hatte unser Tigerjunge die Situation erfasst, schritt er, so nackt, wie er war, die Terrassen auf der anderen Seite hinauf und auf den Tiger zu. Mir blieb das Herz fast stehen. Seine alte »Mutter« und dieser fremde, starke Tigerkater – das war ein Unterschied wie Tag und Nacht!
    »Wir müssen etwas tun!«, sagte ich leise zu Alain.
    »Schau doch!«, gab Alain zurück.
    Tarun stand jetzt dem Tiger genau gegenüber, kaum zwei Meter trennten sie voneinander. Die Poolgäste saßen wie versteinert da. Der Tiger fauchte lauter und legte die Ohren an. Sein Schwanz peitschte die Luft. Tarun, dessen schöne Männlichkeit leicht steif wurde, wahrscheinlich vor innerer Erregung durch die Gefahr, gab ebenfalls ein Fauchen von sich, das in Knurren und dann in andere, völlig fremde Laute überging, die wir noch nie von ihm gehört hatten. Unwillkürlich packte ich Alains Hand. Wir waren viel zu weit weg, um noch irgendetwas tun zu können. Die Angst um Tarun schnürte mir fast die Kehle zu. Der Tiger duckte sich, wie zum Sprung. Ich biss mir vor Aufregung auf die Lippen. Ich konnte mich gerade noch beherrschen, Taruns Namen nicht zu schreien, denn damit hätte ich ihn nur abgelenkt.
    Ein Fauch- und Brüll-Duell erhob sich. Tarun ging immer weiter auf das Raubtier zu, bis es wirklich vor ihm zurückwich, weg von der Pool-Terrasse, hinaus auf die Promenade.
    Nun hasteten wir beide los, um das Becken herum und hinüber auf die andere Seite. Als wir auf der obersten Terrassenstufe ankamen, sahen wir gerade noch, wie vier Matrosen eine Transportkiste auf das Deck stellten. Ein weiß uniformierter Schiffsoffizier stand dahinter und hielt ein Gewehr im Anschlag.
    »Nicht schießen!«, rief Alain so leise wie möglich. Da hatte Tarun den Tiger schon rückwärts in die Transportkiste getrieben. Das Gitter fiel herab. Der Tiger fauchte außer sich vor Wut und polterte gegen die eisernen Stäbe.
    Plötzlich umringten alle Pool-Passagiere Tarun zugleich und redeten durcheinander. Die alten Damen umarmten unseren nackten Freund überschwänglich. Der arme Bursche, der eben noch einen wehrhaften Tiger besiegt hatte, schaute ängstlich zu uns hin. Wir bahnten uns einen Weg durch die aufgeregte Menge und schlossen unseren Geliebten selbst in die Arme. Er klammerte sich an uns und küsste uns einfach, vor allen Leuten.
    Der Offizier trat auf uns zu. Voller Bewunderung starrte er Tarun an, der sein Gesicht an meiner Brust verbarg, weil ihm der Trubel um seine Person unheimlich wurde. »Das war unglaublich mutig!«, stammelte der Offizier auf Englisch. Dann sah er uns an. »Ein Freund von Ihnen?«
    Alain nickte. »Ja, unser Freund. Woher kam denn dieser Tiger?«
    Der Offizier, ein noch recht junger, gut aussehender Mann, erklärte uns, dass einige Zootiere für ägyptische Tierparks im Frachtraum des Ozeanriesen von Mumbai aus transportiert wurden, und dass der Tierpfleger beim Reinigen des Käfigs leichtsinnig gewesen war und das wehrhafte Tier hatte entkommen lassen. »Es hätte Schreckliches passieren können!«, murmelte er. »Wie konnte Ihr Freund das schaffen?«
    »Oh, er kann gut mit Tigern umgehen«, meinte Alain leichthin, und dabei sah ich ihm die Angst noch an, die auch er um Tarun gehabt hatte.
    Der Tigerkäfig wurde von den vier Matrosen weggeschleppt. Noch ein weiß Uniformierter kam auf uns zu.
    »Ich bin Kapitän Lester Horne«, stellte er sich vor. »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie dankbar wir Ihnen sind! Der Ruf unserer ganzen Reederei stand auf dem Spiel, und Sie haben uns alle gerettet!« Er schüttelte uns die Hände, und wir nannten ebenfalls unsere Namen. Über Taruns Nacktheit ging er dezent hinweg. »Meine Herren, Sie haben freie Passage bis Hamburg, alle! Der Fahrpreis wird Ihnen erstattet! Und zum Kapitänsdinner heute Abend sind Sie herzlich eingeladen!«
    Die Umstehenden jubelten laut und klatschen Beifall. Tarun zuckte zusammen. Irgendwie mussten wir aus dem Trubel hinaus! Wir bedankten uns also artig, drängten uns durch die Menschen, die versuchten, Tarun zu berühren, sammelten seine Kleidung auf, suchten Sanjay, der sich gleich zu Anfang hinter einem Liegestuhl versteckt hatte, und gingen zurück zu unserer Suite.
    Nun konnten wir unseren Tigerjungen endlich richtig drücken und küssen. Zärtlich umhalste er uns.
    »Du Teufelskerl!«, sagte Alain zu ihm. »Wie hast du das gemacht?«
    Er hob die Schultern in allergrößter Unschuld. »Es kam ja öfter ein Tiger zu meiner

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