Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dreamboys 01 - Tigerjunge

Dreamboys 01 - Tigerjunge

Titel: Dreamboys 01 - Tigerjunge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilman Janus
Vom Netzwerk:
uns allen das Herz schwer.
    Alain würde zunächst nach Paris reisen, um die wissenschaftlichen Ergebnisse der Tigerbeobachtungen abzuliefern und sich von der Sorbonne zu verabschieden. Danach wollte er seine Eltern auf dem Weingut de Bresse besuchen und sie auf die Tatsache vorbereiten, dass er schwul war und mit drei Männern zusammenlebte. Keine leichte Aufgabe! Sein Vater pflegte vielfältige Verbindungen, das ermöglichte uns hoffentlich auch in Frankreich gute Verkaufszahlen für unser Buch.
    Ich sollte mit unseren beiden indischen Jungs nach Freiburg fahren. Dort könnten sie mit mir zusammen in der geräumigen Villa meiner Eltern bleiben, bis ich meine Angelegenheiten an der Universität erledigt und eine Wohnung für uns alle vier gefunden hätte. Außerdem musste ich einen Verlag für unser Buch suchen. Vier bis sechs Wochen würde die Trennung bestimmt dauern.
    »Kommst du auch ganz bestimmt wieder, Alain, und fickst du mich dann?«, fragte Tarun wohl zwanzigmal am Tag.
    »Du kannst so sicher sein, wie du einen wunderschönen Schwanz hast, dass ich wiederkomme und dich ficke!«, antwortete Alain jedes Mal geduldig.
    Die Nacht im Hotel war voller inniger Zärtlichkeiten. Als wir Alain am nächsten Vormittag zum Zug nach Paris brachten, glaubte ich, dass ich heulen müsste, aber ich schaffte es, tapfer zu sein. Ich wusste nicht, warum mir so jämmerlich zumute war, die vier oder sechs Wochen würden doch bestimmt wie im Flug vergehen! Und es gab ja Internet und Handy, wir waren nicht aus der Welt! Ich fühlte mich wie verloren, als wir Alain nachwinkten und der Zug immer kleiner wurde. Aber meine Freunde empfanden es anscheinend ähnlich wie ich. »Pass gut auf Tarun und Sanjay auf, Nick! Und auf dich!«, hörte ich noch Alains letzte Worte im Ohr summen und fühlte seinen letzten Kuss auf meinen Lippen.
    Eine Stunde später stiegen wir drei in den ICE nach Basel. Tarun fuhr zum ersten Mal Eisenbahn. Es gefiel ihm und lenkte ihn vom Trübsinn etwas ab. Während der Fahrt erzählte ich den beiden von meinen Eltern und meinen Schwestern Jana und Melusine. Ich versuchte ihnen klarzumachen, dass meine Eltern ziemlich konservativ waren, auch wenn sie es hinnahmen, dass Jana und ich homosexuell waren.
    »Sehen sie nicht zu, wenn wir uns lieben?«, fragte Tarun erstaunt.
    Ich musste leicht lachen. »Es ist bei den wenigsten Leuten so, dass sie anderen beim Sex zusehen, Tarun! Wir vier fühlen uns frei, und das ist wunderschön. Aber die meisten Menschen machen Sex nur zu zweit im stillen Kämmerchen. Seid nett zu meinen Eltern und nehmt darauf Rücksicht!«, bat ich.
    Dann rief ich Jana an. Natürlich hatte ich eine Nachricht an meine Eltern geschickt, dass ich aus Indien zurück war und am Dienstag in Freiburg eintreffen würde. Von meinen Freunden hatte ich nichts erwähnt. Ich würde mich wohler fühlen, wenn Jana bei der ersten Begegnung dabei wäre. Ein bisschen war Tarun wie eine Bombe, die jeden Moment explodieren konnte. Ich wusste nie, was er als Nächstes tun würde. Ich liebte ihn dafür noch mehr als ich sowieso schon tat, doch in Bezug auf meine Eltern war mir etwas mulmig zumute.
    Jana arbeitete freiberuflich als Webdesignerin, deshalb konnte ich sie sofort erreichen. »Hallo, Jana!«, sagte ich in mein Handy. »Hier ist dein indischer Bruder!«
    Sie lachte. »Nicky! Grüß dich! Hast du ein paar Tiger im Gepäck?«
    »Ja, einen, und unseren indischen Koch!«
    »Unseren? Wie viele Leute seid ihr?«
    »Vorläufig drei, wir werden dann vier.«
    »Hast du Pa und Ma schon Bescheid gesagt?«
    »Ehrlich gesagt nein. Ich dachte, dass wir genug Platz im Haus haben. Ist nur vorübergehend. Ich suche für uns vier so bald wie möglich eine Wohnung.«
    Es war nahezu unmöglich, sie zu überraschen oder aus der Fassung zu bringen. Sie änderte ihre Stimmlage überhaupt nicht. »So ernst ist es? Vier Männer zusammen in einer Wohnung?«
    »Sehr ernst, Janalein«, meinte ich mit einem Lächeln, das sie natürlich nicht sehen konnte. Aber Tarun beobachtete mich gespannt und lächelte zurück. »Sei so gut und hol uns in einer Stunde mit deinem Wagen am Bahnhof ab. Ich möchte, dass du dabei bist, wenn wir nach Hause kommen.«
    »Mache ich, kleiner Bruder!«, gab sie freundschaftlich zurück. Während ich den Ende-Knopf drückte, hielt ich die achtundzwanzigjährige Jana für das Highlight der ganzen Familie.
    Wir trafen pünktlich in Freiburg ein. Es war inzwischen Abend. Der Himmel wirkte finster, das Laternenlicht

Weitere Kostenlose Bücher