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Dreck: Roman (German Edition)

Dreck: Roman (German Edition)

Titel: Dreck: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Vann
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Forellen.
    Schwer zu sagen, woher die Forellen von seinen Absichten wussten, aber so war es. Wenn er auftauchte, waren sie noch in dem breiten flachen Teil, in dem knöcheltiefen klaren Wasser über einem marmorierten Bachbett mit orangegelben, grünen, dunkelblauen und braunen Steinen. Eine Tarnung, aber die Forellen wussten Bescheid. Sie wussten, dass die Tarnung nicht ausreichte, und verschwanden umgehend ins schnellere Wasser, enge weiße Rinnen zwischen größeren Steinen und Totholz. Verborgene Winkel, Höhlen und Platten. Stellen, die Galen weder einsehen noch erreichen konnte.
    Jahrelang hatte Galen es mit diversen Ködern probiert: Lachseiern, Speck, Mais und Fliegen. Keinen einzigen Fisch hatte er gefangen. Aber dieses Jahr würde es anders sein. Dieses Jahr hatte er den Speer mitgebracht. Er hatte keine Speerspitze, also hatte er einen Ring aus Nägeln ans Ende geklebt, ein Dutzend kleine Stecher. Und er würde sich weiter unten anschleichen, damit sie ihn nicht witterten.
    Durch die Bäume zu einem größeren Tümpel, der etwas tiefer war, etwa einen halben Meter. Hier würde er anfangen. Vorsichtig näherte er sich, doch sobald er ans Ufer trat, machten sich die kleinen Schatten davon.
    Lauft um euer Leben, sagte er. Diesmal kriegt euch Papa.
    Er zog sich aus, setzte einen Fuß hinein und zog ihn schnell wieder heraus. Heilige Scheiße, sagte er. Das Wasser war unglaublich kalt. Aber er ging wieder hinein, mit beiden Füßen, die Knöchel bereits schmerztaub, und ließ sich auf Hände und Knie hinab.
    Oh, sagte er. Oh, ist das kalt. Aber er schob sich vor, glitt mit Bauch und Brust hinein und tauchte unter. Wedelte wild mit den Armen, ohne Speer. Versuchte, warm zu werden, mit strampelnden Beinen, rudernden Armen,Knien und Füßen und Ellbogen, die zappelnd auf die Steine knallten. Kein Platz in diesem kleinen Tümpel, aber er musste warm werden, sich bewegen. Er machte die Augen auf, sie brannten in der Kälte. Er konnte die Form seiner Augäpfel spüren, feste kleine Klumpen, die in ihren Höhlen froren. Er brauchte Brille und Schnorchel. Er musste Luft holen, dann tauchte er wieder ab, weiche Steine vorm Gesicht, gesprenkeltes Licht, das die Farben mischte. Alles auf einmal größer, aufgebläht.
    Eine andere Welt unter Wasser. Galens Hand riesig, seine Haut ein strammer Sack, der seinen Lebensbrei zusammenhielt, das bisschen kostbare Wärme. Er war ein Planet, der in einem kalten, schwerelosen Vakuum trieb. Luftlos, unpersönlich, mit einem anderen Verhältnis zum Licht. Am Leben erhalten allein durch eine dünne Membran.
    Er griff wieder nach dem Speer, hörte ihn über Steine schrappen, überlaut. Das Leben an Land ein geringeres Leben, alles gedämpft, reduziert und stumpf. Er blickte auf Steine und Sand, Wurzeln und dunkle Erde entlang des Ufers, alles ausgedehnt, leuchtend. Das Sonnenlicht schimmernd, in Streifen schwappend.
    Wieder musste er Luft holen, mit enger Brust, dann tauchte er erneut ab und versuchte zu entspannen, weniger Sauerstoff zu verbrauchen. Die Forellen umringten ihn. Wenn er ganz ruhig würde, könnte er ihre Bewegung spüren. Forellenbrüder, dachte er. Ich bin jetzt hier bei euch.

 
 

 

 
    S ie saßen in Schaukelstühlen auf der Terrasse.
Er ist ein Chamäleon, sagte Jennifer. Jetzt ist er ganz weiß. Wo ist das Rot geblieben?
    Wo warst du?, fragte seine Mutter.
    Fischen, sagte er, aber seine Stimme war hohl und zittrig. Die Zähne klapperten. Vorsichtig ging er die Stufen hinauf und stellte seinen Speer an die Tür. Er spürte nur seine Knochen.
    Dann gibt es heute Abend wohl feinste Forellen, sagte seine Tante, und Jennifer lachte.
    Heute ging es nur darum, zu sehen, wo genau sie sind, sagte Galen.
    Sie sind im Bach.
    Aufhören, sagte seine Mutter.
    Schon okay, sagte Galen. Ich habe den Bach heute so gesehen, wie du ihn noch nie gesehen hast, Helen. Du weißt nichts von diesem Bach.
    Nur, dass ich schon mein ganzes Leben hierherkomme.
    Das ist genau dein Problem. Du bist schon dein ganzes Leben lang halb wach.
    Mal im Ernst, sagte sie. Was machst du bloß, wenn du in die richtige Welt rausmusst?
    So wie du, meinst du? Wohnst du nicht auf Grandmas Kosten in einer schäbigen Wohnung? Er hatte noch immer Mühe, die Wörter rauszubringen, aus hohler Brust.Er musste sich wirklich aufwärmen. Ich gehe in die Badewanne, sagte er.
    Dann musst du den Boiler anstellen, sagte seine Mutter. Braucht ungefähr zwanzig Minuten.
    Scheiße, sagte er. Mir ist echt kalt.
    Galen,

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