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Dreck: Roman (German Edition)

Dreck: Roman (German Edition)

Titel: Dreck: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Vann
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Hand, riss daran, um zu sehen, ob es vielleicht aufging. Er hatte keine Ahnung, wo der Schlüssel sein könnte. Rostiges altes Schloss, viel größer als nötig, dicker Stahl.
    Galen suchte im Geräteschuppen nach dem Schlüssel.Auf den kleinen Regalen und Simsen, die über die Jahre in die Wände gehauen worden waren. Sein Großvater eine Art Hamster. Und das Problem war nicht, einen Schlüssel zu finden. Das Problem war, dass es zu viele Schlüssel gab, Dutzende an Ringen und einzeln verstreut im Staub. Er nahm alle und ging damit zurück zum Tor, legte sie vorsichtig in eine Furche.
    Rostige, dreckige Schlüssel und ein rostiges, dreckiges Schloss. Selbst wenn er den passenden Schlüssel fand, merkte er es vielleicht nicht, weil er nicht so einfach reinging. Das Schloss so heiß in der Sonne, dass es seine Hände ansengte, trotzdem probierte er einen Schlüssel nach dem anderen, zog schließlich Baumwollhandschuhe aus dem Geräteschuppen an und probierte weiter.
    Ich habe noch nichts beschlossen, sagte er zu ihr. Mach dir nicht zu viele Hoffnungen, ich prüfe nur, ob ich den Schlüssel habe.
    Dann fiel ihm das WD -40 ein. Das würde enorm helfen. Er ging an all dem Krempel vorbei, der im Dreck verstreut lag, all dem, was er aus dem Geräteschuppen geworfen hatte, und konnte keine blau-gelbe Dose finden. Er ging in den Geräteschuppen, wartete kurz, bis er etwas erkennen konnte, kniete sich hin, suchte die Wand unter dem Schrägdach ab und fand halbleere Dosen mit Farbe, Fett und Motoröl und schließlich das WD -40.
    Galen besprühte das Schlüsselloch im Schloss, wich dem Gestank aus, besprühte die Schlüssel auf der Erde. Er brauchte einen Lappen oder so was, um sie zu reinigen, aber er hatte nur die Baumwollhandschuhe. Bevor er die Schlüssel probierte, wischte er sie auf beiden Seitenmit dem linken Handschuh ab, mit der Handfläche, die Finger noch immer gekrümmt vor Schmerz, die Hand allmählich ein Klumpen.
    Einige Schlüssel hatten die richtige Größe und ließen sich ein Stück ins Schloss schieben, aber keiner ganz.
    Wie ist das möglich?, fragte er. Eine Million Schlüssel und ein Schloss. Wieso kann ich den Schlüssel hier nicht haben? Wo ist der Schlüssel, Mom?
    Keiner passte. Er ging zum Rasen, zu dem Haufen zerknüllter Fotos und Krempel aus den Schubladen. Zog den rechten Handschuh aus und wühlte nach Schlüsseln, fand Dutzende weitere. So viele Schlüssel waren völlig widersinnig, als hätte die Familie die ganze Welt besessen. Was schlossen diese Schlüssel alles auf? Was war übrig? All die Illusionen in diesem Leben, und wir bleiben mit einem Haufen Schlüssel zurück, die nichts öffnen. Genau so, sagte Galen. Genau so ist es.
    Er nahm alle Schlüssel mit zum Schloss, und er wusste, dass keiner passte, aber er probierte sie trotzdem, einen nach dem anderen, in einer Art Ritual, das geradezu heilig war. Ich gelobe, sagte er. Wenn ein Schlüssel passt, bist du frei.
    Duselig von den WD -40-Dämpfen. Duselig von der Sonne, vom Leben in diesem Brennofen. Ein Grashüpfer landete auf dem Schloss, und er ließ ihn dort sitzen und zusehen. Ein Hülsenkörper, der wie Weizen gedroschen werden könnte. Schönes Grashüpferbrot, das Galen mal probieren würde.
    Als der letzte Schlüssel versagt hatte, ließ Galen das Schloss gegen das Holz fallen, und der Grashüpfer machtesich davon. Galen auf Knien im Dreck, glühheiß. Er wusste nicht, was er als Nächstes tun sollte.
    Seine Mutter starb auf der anderen Seite dieser Tür. Das war nicht zu leugnen. Er hatte keine Entscheidung getroffen. Er hatte nie die Entscheidung getroffen, sie sterben zu lassen, aber sie starb trotzdem. Es war ihre Schuld, etwas, das sie sich selbst eingebrockt hatte, aber er trug auch eine Verantwortung. Die hatte sie ihm aufgehalst. Ich verfluche dich, sagte er.
    Unsere Handlungen gesteuert, und wir wissen nicht, von wem. Galen hätte nichts von alldem vorhersehen können, und doch hatte er genau das bekommen.
    Er meinte ebenfalls zu sterben, wenn er hier weiter in Dreck und Sonne kniete, also stand er steifbeinig auf und ging zum Feigenbaum, drehte den Wasserhahn weit auf und trank einen Schluck nach dem anderen. Er könnte ihr Wasser reichen, den Schlauch durch eine Ritze in der Wand durchschieben und das Wasser laufenlassen. Vielleicht musste er das tun. Oder sie rauslassen. Aber wie konnte er. Sie hatte ihm keine Wahl gelassen. Herzlichen Dank, sagte er.
    Galen ging in die Wildnis auf der anderen Seite des Rasens, in

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