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Drecksau

Drecksau

Titel: Drecksau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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die mich in der Luft zerreißt. Aber das letzte, was ich will, ist, im Curryhaus in meinem braunen (Braun, das neue Schwarz) Lederjackett, meinem karierten Hemd und meiner rehbraunen Hose neben einem mit weißem Hemd, schwarzer Uniformhose und schwarzen Uniformschuhen ausstaffierten Considine zu sitzen.
    Nach dieser kleinen Besprechung werde ich unruhig, und ich merke, wie es in mir rumort. Ich gehe mit der Zeitung nach unten.
    Auf dem Scheißhaus hinterlasse ich ein paar kleine Graffitis:

    und:

    Ich hocke eine Weile da und sehe es mir an. Ich muß kichern, und meine Rippen schmerzen. Dann überkommt mich Niedergeschlagenheit, gefolgt von rechtschaffener Empörung. Es war falsch, das einem Logenbruder und Polizeibeamten anzutun. Die Polizei kann das nicht dulden. Ich bin hier scheißnochmal Vertrauensmann. Einen Logenbruder und Polizeikollegen derart zu titulieren ... Ich putsche mich hoch, verinnerliche meine Rolle.
    Ich ziehe an der Kette und spüle meine Scheiße weg. Da sind ein paar Wurm-Fragmente, nur vom Kopf ist nichts zu sehen. Aber das Drecksvieh erwische ich noch, soviel ist sicher.
    Den erwische ich noch.
    Ich gehe nach oben, schreite entschlossen auf Peter zu, tippe auf sein Handgelenk und dirigiere ihn in eine Ecke.
    – Peter, hast du die Schmiererei auf der Toilette gesehen? frage ich mit gesenkter, betroffener Stimme.
    – Ach, da steht doch immer irgendwas. Da geb ich nie was drauf, sagt er achselzuckend.
    – Vielleicht solltest du das aber, sage ich zu ihm, und lasse meinem Ärger freien Lauf. – Ich hab langsam scheißnochmal wirklich die Schnauze voll von dem Scheiß. Als Vertrauensmann lasse ich nicht zu, daß andere in dieser Weise diffamiert werden. Ich geh jetzt zu Toal. Ich hebe meine Stimme und sehe mich im Raum um. – Eine von den Fotzen hier findet sich wohl besonders witzig. Ich hoffe, ich finde nie raus, wer es ist!
    Ich stürme aus dem Zimmer und lasse sie verstört glotzend zurück. Ich stürme die Treppe zu Toals Büro hoch und platze ohne anzuklopfen rein. – Chef, ein kurzes Wort.
    – Bruce, ich bin gerade etwas beschäftigt, sagt Toal, in irgendwelchen Papieren blätternd. Er sieht scheißfertig aus.
    – Ich möchte, daß du mal kommst und dir etwas ansiehst, eine Schmiererei auf der Toilette.
    – Ich hab keine Zeit für ...
    – Als Vertrauensmann habe ich nicht die Zeit, zuzusehen, wie Polizeikollegen von anderen Mitgliedern des Polizeikorps durch den Dreck gezogen werden!
    – Wie war das?
    Ich erkläre Toal das mit dem Graffiti, und er folgt mir nach unten in die Latrine. Die anderen sind mitgekommen, mit Gesichtern wie die Aasgeier damals, als dieser Colin Sim starb. Sie beobachten Inglis' Reaktion, und er sieht völlig geknickt aus. – Das ist doch bloß ausgemachter Blödsinn, sagt er immer und immer wieder, zerrissen zwischen dem Versuch, die Sache herunterzuspielen und wirklicher Erschütterung.
    Was war das für ein Gefühl für Sie?
    Ich gehe mit Toal wieder die Treppe rauf, der mich in sein Büro winkt und die Tür schließt. – Hör mal, Robbo, sagt er, – Inglis ist doch nicht, na, du weißt schon, oder?
    – Was? frage ich. Es fängt an, mir Spaß zu machen.
    – Was da hingeschmiert stand, Bruder Robertson, schnappt Toal.
    Toal muß bestürzt sein, wenn er darauf zurückgreift, so unverblümt die Freimaurerkarte auszuspielen. – Ob er das ist oder nicht, ist doch wohl irrelevant, sage ich, die Saat aussäend, – Peters Sexualität ist seine Sache. Er wird sexuell diskriminiert, und es ist unsere Politik, jede Diskriminierung aufgrund sexueller Orientierung zu ahnden.
    – Aber er kann sich nicht sexuell diskriminiert fühlen, wenn er kein ... also, Schwuler ist, das ist ja wohl heutzutage der gängige Ausdruck.
    – Tja, du kannst es sexuelle Diskriminierung oder einfach Mobbing nennen, Bob, aber für mich sieht so das unakzeptable Gesicht des Kantinendrills aus ...
    – Hoppla, Bruce, hoppla, ich bin auf deiner Seite ... das muß im Keim erstickt werden. Es war nur ein kleiner Schock für mich ... ich meine, Peter ist ein zuverlässiger Logenbruder ...
    – Peter ist ein einsamer Mann, Bob. Was er treibt, geht nur ihn was an, und ich will nicht so tun, als wüßte ich viel über ihn, aber ich lasse nicht zu, daß ein Polizeikollege derart belästigt wird.
    – Genau. Ich kümmere mich darum, daß in der Sache etwas geschieht.
    Ich spaziere hochzufrieden hinaus. Die Begriffe »Inglis« und »warmer Bruder« sind jetzt untrennbar miteinander verbunden.

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