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Drei Eichen (German Edition)

Drei Eichen (German Edition)

Titel: Drei Eichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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Wusste der Teufel, was da in die Riemenschneiderin gefahren war, aber er hatte im Moment wirklich keine Lust, seine wertvolle Zeit damit zu vertrödeln, zickige Minischweine einzufangen. Dann kam ihm ein fürchterlicher Verdacht. Riemenschneider war ja weiblicher Natur, vielleicht hatte sie ja ihre Periode oder so was in der Art?
    Haderlein hatte es vorgezogen, die Befragung der Hochzeitsgäste und sonstigen Anwesenden seinen Mitarbeitern zu überlassen. Inzwischen war auch Cesar Huppendorfer eingetroffen, der junge dunkelhäutige Kollege mit brasilianischer Mutter und fränkischem Vater, der sich sofort auf seine Aufgabe stürzte. Auch Lagerfeld war gerade von seinem Auftrag mit Riemenschneider zurückgekehrt, sah allerdings so aus, als hätte er einen mehrtägigen militärischen Marsch durch das Innere des australischen Kontinents hinter sich. Sowohl der Zustand seiner Kleidung als auch sein wilder Blick legten die Vermutung nahe. Auf Haderleins Frage, wo denn die Riemenschneiderin abgeblieben sei, hatte er nur kurz hysterisch aufgelacht, irgendetwas von hormongesteuerten Periodenschweinen gegrunzt und sich dann, ohne ein weiteres Wort zu verlieren, umgedreht, um Huppendorfer bei der Aufnahme der Zeugenaussagen zu helfen. Haderlein nahm die Verärgerung seines jungen Kollegen leicht amüsiert zur Kenntnis. Blieb nur zu hoffen, dass die beiden Spurensicherer unten am Berg mit ihren Autospuren allein klarkamen. Dann konzentrierte er sich wieder auf seine Arbeit und sah sich in der Staffelbergklause um.
    Überall blickte er in mehr oder minder blasse Gesichter von betroffenen Erwachsenen, die anwesenden Kinder waren gleich zu Beginn der Untersuchungen vom Tatort entfernt worden. Die unglückselige Braut hatte er aus den Augen verloren. Er ging aus dem Gastraum nach draußen vor die Tür und schaute sich überall um, aber außer den Mitarbeitern der Spurensicherung konnte er keine Menschenseele entdecken. Nun gut, irgendwo würde die Frau schon sein, dachte er ungewohnt liberal.
    Dann tat Kriminalhauptkommissar Franz Haderlein wieder einmal etwas, was seinem kriminalistischen Umfeld, welches mit ihm zusammenarbeiten musste, in der Regel die Fragezeichen nur so ins Gesicht trieb. Statt sich intensiv mit Verbrechensaufklärung, also Zeugenbefragung, Spurendeutung oder Ähnlichem, zu beschäftigen, schlug der Kriminalhauptkommissar den Rundweg ein, der um das Hochplateau herumführte. Unten, Richtung Horsdorf und Loffeld, konnte er zwei winzige weiße Männlein der Spurensicherung erkennen. Haderlein folgte dem leicht ansteigenden Weg in Richtung Gipfelkreuz. Vorbei an dem ersten Kreuz, das Richtung Süden blickte, und vorbei an einem Loch im Boden, das umzäunt war, damit die Touristen nicht in die darunterliegende kleine Höhle purzelten. Schließlich setzte er sich auf die nicht weit davon stehende Aussichtsbank.
    Sein Blick ging nach Süden ins Obermaintal, wo er in der Ferne die Konturen der Bamberger Altenburg erkennen konnte. Rechter Hand, auf der gegenüberliegenden Seite, sah er das erst vor Kurzem errichtete riesige Windrad auf den Eierbergen, das sich majestätisch im Wind drehte, nicht weit daneben das Kloster Banz.
    Haderlein ließ die Eindrücke auf sich wirken und begann alle bisherigen Fakten in seinem Inneren zu »schubladisieren«, in geistige Regale zu verräumen. Ordnung stand bei ihm immer am Beginn einer erfolgreichen Verbrechensaufklärung. Allerdings, so abartig ihm der neue Fall auch erschien, gab es im Moment nicht besonders viele Anhaltspunkte. Er konnte nur hoffen, dass bei den nun nachgelagerten Ermittlungen und Verhören mehr herauskam. Aber da war er ganz zuversichtlich. Vor allem die Braut könnte noch ein Quell wertvoller Informationen sein.
    Apropos, wo war die eigentlich abgeblieben? Haderlein erhob sich und ging am Gipfelkreuz vorbei auf der anderen Seite des Plateaus zurück, wo man am nördlichen Abbruch zu Anschauungszwecken ein Stück Befestigungsmauer der alten Keltensiedlung Menosgada errichtet hatte. Als er die Adelgundiskapelle wieder erreicht hatte, öffnete er die schwere Holztür und warf einen kurzen Blick hinein. Er hatte richtig geraten. Auf einer Holzbank saß die Braut in ihrem schneeweißen Hochzeitskleid und starrte apathisch an die helle Kapellenwand. Ihre eine Hand wurde vom Polizeipsychologen gehalten, die andere lag im Schoß einer Frau, die ihr recht ähnlich sah. Haderlein vermutete, dass es sich bei ihr um die Schwester der unglückseligen Susanne handelte. Er

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