Drei Eichen (German Edition)
ihnen den heutigen Plan besprechen.
Haderlein hatte sich noch mit Lagerfeld zusammengesetzt, um ihr weiteres Vorgehen abzustimmen. Im Moment konnten sie eigentlich nur die Ergebnisse der Spurensicherer und der gesammelten Zeugenaussagen abwarten. Am meisten erhoffte sich Haderlein von der Aussage von Gerhard Irrlinger, der morgen hoffentlich bei ihnen erscheinen würde. Vielleicht konnte der ja ein wenig Licht in das Dunkel der Geschichte bringen. Außerdem stand noch der Termin bei Herrn Professor Siebenstädter an, aber den hatte Lagerfeld ja in seiner unermesslichen Großzügigkeit übernommen, und er würde den Teufel tun, ihm diese Last von den Schultern zu nehmen. Da musste der junge Kollege jetzt allein durch.
Irgendwie hatte Lagerfeld auch schon bessere Tage gesehen, dachte Haderlein. Erst dieses abartige Tötungsdelikt, dann die Hetzjagd mit der Riemenschneiderin und jetzt auch noch der Anschiss von Honeypenny. Für seinen jungen Kollegen hätte der Tag fürwahr besser laufen können.
»Weißt du was, Bernd?«, sagte Haderlein kurz entschlossen. »Ich habe eine Idee. Wir zwei Hübschen gehen jetzt erst einmal in den Greifenklau und trinken ein Bier oder zwei. Dabei fällt uns bestimmt mehr ein als hier, noch dazu, wenn Honeypenny dir permanent nach dem Leben trachtet. Was hältst du davon?«
Bernd Schmitt hielt sogar außerordentlich viel davon. Ein Seidla oder auch zwei waren genau das Richtige an einem durchgeknallten Tag wie diesem. Erst passierte wochenlang fast gar nichts, und dann schien die Welt just zu den Pfingstfeiertagen, an denen sich jeder vernünftige Franke vor seinen Krug setzte, um ihn herum zu explodieren. Dankbar nahm er das Angebot seines älteren Kollegen und Vorgesetzten an.
Als Haderlein sich sein Ferkel holte, musste auch er noch einen bissigen Kommentar von Honeypenny ertragen. Als er ihr entgegenhielt, dass sie der Riemenschneiderin jetzt quasi als Wiedergutmachung ein Bier auf dem Greifenklau spendieren würden, war das kleine Ferkel aufgesprungen und hatte sich flugs in Habachtstellung neben die Eingangstür gesetzt, bevor Marina Hoffmann noch protestieren konnte. Als sehr kluges Ferkel hatte es den menschlichen Terminus »Bier« sofort verstanden und wusste, dass dieses Wort zumeist höchst angenehme Konsequenzen nach sich zog. Für einen Besuch auf einem Keller war Riemenschneider durchaus bereit, ihre unguten Gefühle Lagerfeld gegenüber erst einmal zu vergessen. Auch Ferkel waren kompromissfähig, wenn der Kompromiss ihnen in Form einer kleinen Schale Bier serviert wurde.
Haderlein musste lachen, als er in das erwartungsfrohe Gesicht seines Polizeischweins blickte. Doch gerade als er die Tür öffnen wollte, um sich mit Lagerfeld auf den Weg zum Greifenklau zu machen, wurde die Tür von Huppendorfer aufgestoßen, der erstaunt seine beiden Kollegen anstarrte, die ihm mit der Riemenschneiderin gegenüberstanden.
»Schon Feierabend?«, fragte Kollege Huppendorfer spitz. Wenn die sich tatsächlich vom Acker machen wollten, bedeutete das für ihn im Umkehrschluss, dass er bleiben musste. Und das nach dem langen Tag auf dem Staffelberg.
»Bernd und ich gehen auf den Keller, um mit der Riemenschneiderin ein Friedensbier zu heben«, sagte Haderlein. »Du darfst hier derweil die Stellung halten. Außerdem hat dir Honeypenny eine Menge zu erzählen. Bis später dann, eventuell bis morgen.« Sprach’s und ging an Huppendorfer vorbei und zur Tür hinaus. Die Riemenschneiderin trabte ihm voraus die Treppe hinunter, sodass Haderlein die Leine mit aller Kraft festhalten musste, damit sie ihm nicht aus Versehen entglitt. Langsam begann er zu verstehen, was Lagerfeld am Staffelberg erlebt haben musste.
Auch der jüngere Kommissar hielt sich nicht lange mit Cesar Huppendorfer auf. Er klopfte ihm anerkennend, aber wortlos auf die Schulter, um dann möglichst schnell im Treppenhaus nach unten zu entfleuchen.
Cesar Huppendorfer blieb nichts weiter übrig, als mit grimmigem Gesicht die Tür zu schließen und sich zu seinem Platz zu begeben. Er wollte sich gerade niederlassen, da schoss Fidibus aus seinem Büro und blickte sich erstaunt um.
»Wo ist denn mein lieber Franz geblieben? Und unser Lagerfeld scheint auch verschwunden zu sein.« Irritiert sah er den dunkelhäutigen Huppendorfer an, als könnte der die beiden mit einem Fingerschnippen wieder herbeizaubern.
»Die Herrschaften haben es vorgezogen, ihre Recherchen im Greifenklau fortzuführen, Chef«, sagte Cesar Huppendorfer,
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