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Drei Eichen (German Edition)

Drei Eichen (German Edition)

Titel: Drei Eichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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Kart oder Scheit Holz, Sachse!«
    Sachses Körper wurde hin- und hergeschüttelt, es schien, als würde sich der gesamte Raum samt Spieltisch durch die vehemente Schüttelei seines Gegenübers bewegen. Ein Erdbeben, dachte Sachse erschrocken, als der Spieltisch umkippte, die Skelette in ihre Einzelteile zerfielen und seine Euroscheine durch den Raum flatterten. Er machte noch einen zaghaften Versuch, das Geld einzufangen, doch es schien ihm permanent auszuweichen. Als das Erdbeben schlimmer wurde, hatte Sachse schließlich die Nase voll und beschloss aufzuwachen.
    Durchgeschwitzt und mit aufgerichtetem Oberkörper fand er sich in seinem Bett wieder. Seine Frau Eileen nahm gerade eine Hand von seiner Schulter und hielt ihm mit der anderen eine Tasse vor die Nase.
    »Was ist das?«, fragte er, während er mit einem Auge nach dem Inhalt der Tasse linste.
    »Dein Zombie«, teilte sie ihm ungerührt mit. »Die Kripo hat angerufen. Wenn ich es richtig verstanden habe, gibt es so eine Art Großauftrag für dich. Ich hab alles aufgeschrieben, der Zettel liegt in der Küche.«
    »Wie viel Uhr ist es, zum Teufel?« Stöhnend schwang Leo Sachse die Beine aus dem Bett.
    »Du hast fast zwei Stunden geschlafen, mein Süßer«, sagte seine Frau lächelnd. »Fast genau dein Schnitt der letzten Tage. Na ja, ein bisschen weniger vielleicht.« Sie gab ihm einen Kuss auf die Stirn und einen Klaps auf seinen Allerwertesten. Sachse seufzte innerlich. Die Frau konnte so erbarmungslos sein.
    »Auf geht’s, Geld verdienen. Und jammer bloß nicht rum! An Feiertagen kann ich das nicht ausstehen«, sagte Eileen noch, bevor sie sich umdrehte, um elegant in Richtung Küche zu verschwinden.
    Leonhard Sachse brauchte ein paar Sekunden, dann hatte er sich gesammelt. Mühsam erhob er sich von der Bettkante, angelte sich seinen Zombie und ging leicht schwankend in die Küche. Auf dem Tisch lag ein Zettel mit der hingekritzelten Abendaufgabe. Ziemlich viel Texte. Viel Text, ergo viel Arbeit. Es war einer dieser Momente in seinem Leben, in denen er seinen Job hasste.
    Claudia Büchler hatte das durchnässte Mädchen mit einem Handtuch trocken gerubbelt und sich anschließend mit ihm in eine Decke auf ihrem Sofa eingewickelt. In ihrem Schoß war das erschöpfte Kind einfach eingeschlafen.
    Jetzt erst fand sie Zeit, über das Geschehen an diesem verrückten Tag nachzudenken. Über ihre vergessenen Pläne, die nicht erschienenen Herrschaften von der Regierung beziehungsweise den plötzlich verschwundenen Felix Groh. Nach den Feiertagen würde sie im Landratsamt anrufen und fragen, was da eigentlich passiert war, warum alle so schnell verschwunden waren. Mehr Sorgen bereitete ihr da allerdings das Mädchen auf ihrem Sofa. Es hatte nicht gesprochen, nur vor sich hin gestarrt und auch sonst keine Regung gezeigt. Was hatte die Göre so ganz allein mitten im Regen im Steinbruch verloren gehabt?
    Je länger sie darüber nachdachte, umso sicherer wurde sie, dass das Kind von irgendwo abgehauen war und sich verlaufen hatte. Vielleicht war es ja taubstumm? Auf jeden Fall würde sie das Mädchen sich jetzt einmal ausschlafen lassen und es dann morgen zur Polizei bringen. Die würden schon herausfinden, wohin es gehörte.
    Hoffentlich würde der morgige Tag dann etwas ruhiger als der heutige ablaufen. Mit diesen Gedanken rutschte Claudia Büchel auf ihrem Sofa nach unten in eine bequemere Position und schloss die Augen. Auch sie würde jetzt versuchen eine Runde zu schlafen.
    Als Ruckdeschl am »Riesenrad«, wie das Monster aus Glasfieber und Stahl in der Bevölkerung schon genannt wurde, eintraf, war das gesamte Areal mit Scheinwerfern ausgeleuchtet. Das Technische Hilfswerk aus Lichtenfels hatte freundlicherweise mit seiner Technik aushelfen können, da die Ausrüstung der Bamberger Polizei schon auf dem Staffelberg und an der ICE -Strecke bei Meschenbach herumstand. Und wenn Ruckdeschl ehrlich war, waren die THW -Lampen sogar eine ganze Ecke heller als die der Bamberger Kripo.
    Direkt neben dem Fundament huben die ersten Polizisten mit Spaten und Schaufeln große Löcher aus. Es waren vier an der Zahl, wenn er denn richtig zählte. Sollte das etwa heißen, dass sie nach vier Leichen suchten? Du lieber Gott, was war hier eigentlich los? Kurz zuvor war er noch bei Huppendorfer an der ICE -Strecke gewesen, wo er zwei seiner Männer zurückgelassen hatte, um die dortigen Knochenreste zu untersuchen. Dort schien es noch, als würde es sich um eine relativ normale

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