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Drei Eichen (German Edition)

Drei Eichen (German Edition)

Titel: Drei Eichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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des Skelettes erwischt hat. Vermutlich liegt die andere Hälfte noch an der ursprünglichen Stelle.« Er zuckte mit den Achseln.
    Huppendorfer nahm das erst einmal so zur Kenntnis und beschloss, sicherheitshalber Franz Haderlein anzurufen.
    Der Kriminalhauptkommissar eilte zu der Stelle, wo er den ersten Pfahl eingeschlagen hatte, direkt am Rand des massiven Betonfundaments. Er musste nur einen kurzen Blick in die Grabung werfen, um zu wissen, was sie da gefunden hatten. Das, was der schwitzende Bereitschaftspolizist gerade freigelegt hatte, waren die skelettierten Überreste eines Unterschenkels sowie der dazugehörigen Fußknochen, die in einem verdreckten Lederschuh steckten. Haderlein erkannte den Schuh sofort. Das Gegenstück dazu war erst vor wenigen Stunden an der ICE -Strecke von ihm und Huppendorfer freigelegt worden. Der Bagger hatte die Reste der unglückseligen Leiche anscheinend einfach in der Mitte geteilt, die eine Hälfte war an Ort und Stelle geblieben, während die andere dank der tätigen Mithilfe eines gewissen Bauunternehmers Fiesder auf der riesigen Baustelle der ICE -Trasse abgekippt worden war. Nur durch einen charakterfesten Baustellenleiter namens Fiederling waren sie auf das Gräberfeld hier gestoßen.
    Bei diesem Gedanken drehte sich Haderlein zu dem schmächtigen Kerl um, der etwas entfernt neben Riemenschneider stand und beeindruckt von dem ganzen Polizeiaufstand das Geschehen beobachtete. Doch auch Haderlein hatte keine Zeit, sich um ihn zu kümmern, da plötzlich auch an Grabungsstelle drei und vier laut gerufen wurde. Der Kriminalkommissar gab sich keinen Illusionen hin. Er war sich ziemlich sicher, dass auch dort die Überreste von Menschen gefunden worden waren. Während er sich zu den jeweiligen Gruben aufmachte, klingelte auch noch sein Mobiltelefon. Beethovens »Neunte Sinfonie« schallte laut durch die Nacht, bis Haderlein den Anruf annahm. Huppendorfer war dran, der ihm kurz und knapp die Erkenntnisse der Ermittlungen an der Bahnstrecke mitteilte. Im Prinzip war es ziemlich genau das, was Haderlein aufgrund des Fundes hier am Windrad schon geahnt hatte. Dann war das ja schon mal gelöst und Huppendorfer vor Ort nicht mehr vonnöten. Aber hier oben auf den Eierbergen konnte Haderlein jede Hilfe gut gebrauchen.
    »Okay, Cesar, ich schick dir gleich einen Streifenwagen, der dich zu mir fahren soll. Deine ICE -Knochen soll Sachse aufsammeln und anschließend zu uns raufkommen. Bis gleich.« Mit diesen knappen Anweisungen legte Haderlein wieder auf und wandte sich seiner nächsten Fundstätte zu. Es war Grabung Nummer drei. Ruckdeschl, der zwischenzeitlich zu dem Bereitschaftspolizisten in den Dreck hinuntergestiegen war, hob gerade etwas Längliches in die Höhe. Seine weißen Gummihandschuhe glänzten im Licht der Halogenscheinwerfer, während er mit seinem Handfeger den Dreck so gut wie möglich von dem stangenähnlichen Gebilde zu entfernen versuchte. Das Fundstück sah aus wie ein Wasserleitungsrohr von circa achtzig Zentimeter Länge mit einem seltsam verrosteten kastenförmigen Metallteil am Ende. Es dauerte etwas, bis es bei Haderlein klick machte.
    »Das ist der Rest eines Gewehrs!«, rief er erstaunt, beugte sich blitzschnell hinunter und nahm das verrostete Metall dem verdutzten Ruckdeschl aus der Hand, noch bevor dieser protestieren konnte. »Ein Blaser Drilling, so ziemlich das Beste, was man als Jäger kaufen kann. Komm wieder rauf, Heribert, die sollen weitergraben. Würde mich doch sehr wundern, wenn wir da nicht auch den Besitzer des edlen Teils finden.«
    Ächzend kletterte der schon etwas gealterte Spurensicherer aus dem frisch gegrabenen Loch und überließ dem Bereitschaftspolizisten wieder seine anstrengende Arbeit. Gemeinsam mit Haderlein ging er hinüber zu Grabung Nummer vier, wo schon weitere zwei Polizisten auf sie warteten. Da die Graber sich am längsten hatten gedulden müssen, hatten sie die Zeit genutzt, um die flach auf dem Rücken liegende Leiche in Eigenregie freizulegen. Rings um das daliegende Skelett war die Erde säuberlich entfernt worden. Auch die Knochen selbst hatten sie fast vollständig von der Erde befreit, sodass man nun freien Blick auf die Reste des Toten hatte. Die Kleidung war so gut wie nicht mehr zu erkennen, lediglich die Schuhe hingen noch in Rudimenten am Fuß. Ruckdeschl verkniff es sich diesmal, in die Grube zu steigen. Der Fall lag in seiner ganzen Eindeutigkeit zu seinen und Haderleins Füßen. Selbst für den altgedienten

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