Drei Frauen im R4
unauffällig, und Fips bekommt darin gut Luft. Außerdem passt er zwischen meine Füße.«
»Fips, nun mach schon.« Nele wurde ungeduldig.
»Du darfst ihn nicht so anherrschen«, ermahnte Renate sie. Pädagoginnen unter sich, welche würde gewinnen? Erzieherin oder Lehrerin?
»Anfrauschen«, korrigierte ich mit müdem Geist.
»Er ist drin.« Nele atmete auf. »Wartet, ich mach nur eben die Schnallen ein bisschen weiter auf.«
Unruhig trommelte ich mit den Fingern auf das Lenkrad und ärgerte mich, dass sie den Hund nicht rechtzeitig verpackt hatte. »Was ist, Nele? Können wir endlich über die Grenze?«
»Geh mit dem Sitz noch ein bisschen zurück, dann sieht ihn auch wirklich niemand«, befahl mir Nele heiser.
»Weiter zurück geht nicht, dann mach ich Hackfleisch aus ihm«, entgegnete ich. Außerdem hatte die Einstellung des Sitzes nur zwei Stufen, und ich hatte ihn bereits so weit wie möglich zurückgeschoben. Vorsichtig trat ich aufs Gas, und wir rollten wieder auf die Grenze zu.
»Ruhig jetzt. Verhaltet euch möglichst unauffällig.« Sie hatte die Zollbeamten im Visier. »Passt auf, die sehen misstrauisch aus«, wisperte sie uns zu und zog ihren Ausschnitt etwas tiefer. Lässig und mit dem unschuldigsten Lächeln, das ihr möglich war, schob sie sich mit der Sonnenbrille die Haare aus der Stirn.
Wenn ich nicht so angespannt gewesen wäre, hätte ich sie gefragt, was Alice Schwarzer wohl dazu sagen würde. Aber leider stand ich für feministische Hinweise gerade zu sehr unter Strom. Warum hatte ich mich nur auf die Geschichte mit dem Köter eingelassen?
Gemächlich rollte Fuchur auf die Schranke zu.
»Grüezi.« Ein junger Schweizer Zollbeamter mit gesunden roten Wangen und grauer Uniform schlängelte sich durchs Seitenfenster. »Das hat gedauert, odrrr?« Er ließ den Blick ausgiebig durch das Wageninnere schweifen. »Haben Sie etwas zu verzollen?«
»Wollen Sie unsere Ausweise sehen?«, fragte ich hastig und drückte ihm auch gleich die drei Plastikkarten in die Hand. Der Zöllner besah sich die Ausweise aufmerksam und studierte jedes Gesicht dazu.
»Die Autopapiere bitte auch. Nehmen Sie an einer Oldtimerrallye teil? Oder ist das eine Mottofahrt?«
Meinte er uns oder den Wagen? Ich hielt lieber den Mund und lächelte ergeben. Auch das hätte Alice Schwarzer nicht gepasst. Brav reichte Renate dem Zöllner Fuchurs Pass. Der Zöllner beobachtete sie mit Röntgenbrille. Keine von Renates Handbewegungen entging ihm, und ich verbuchte das auf der miesen Karmaseite.
Gleich filzt er uns wegen der Kassetten, dachte ich, der weiß doch gar nicht, was das für schwarze Plastikteile sind. Renate legte sich ins Zeug, zwinkerte mit den Lidern, bastelte Grübchen, lächelte kokett und senkte sich tief und tiefer, damit ihr Ausschnitt gut zur Geltung kam. Der junge Mann blieb völlig unbeeindruckt und konzentrierte sich auf die Papiere. Ich spürte eine Bewegung im Rücken, und mein Magen begann zu flattern. Wie lange wollte der denn noch auf den Fahrzeugschein starren? Das war die Quittung, weil ich auf den Standstreifen gefahren war und wir eine Ewigkeit bis zur Grenze brauchten. Das Schneckentempo musste ihn ja argwöhnisch stimmen, das hatte er bestimmt in der Zöllnerschule so gelernt. Renates Zauber wich ihr langsam und frustriert aus dem Gesicht.
»Haben Sie nun etwas dabei, das anzumelden ist?«, fragte der Zollbeamte und sah sich noch einmal gründlich um.
»Nö«, hauchte Renate. Mein Blick fiel auf die vielen anderen Autos, die einfach weiterfahren konnten. Alle durften in die Schweiz, egal, was sie hineinschmuggelten, Hauptsache, sie fuhren ein normales Auto und trugen normale Kleidung.
»Und wie lange wollen Sie in der Schweiz bleiben?«, fragte der Beamte.
»Wir sind nur auf der Durchfahrt nach Italien.« Nele beugte sich eifrig vor und übernahm das Reden. »Zelturlaub.« Sie deutete auf das Chaos um sich herum.
»Zelten, aha.« Er zögerte einen Moment. »Und dabei essen Sie so viel Hundefutter?«
Verdammt, das Hundefutter!
Seine Augen ruhten auf dem Hundefuttersack, den uns Sonja mitgegeben hatte. Erst jetzt fiel mir auf, welche unsinnige Menge wir im Auto hatten. Mist! Da hatten wir stundenlang überlegt, wie wir Fips über die Grenze schmuggeln sollten, hatten ihn mühsam auf den Rucksack konditioniert, und nun flogen wir auf, nicht seinetwegen, sondern wegen der Frolic-Tüte. Der Sack war derart fulminant, geradeso als würde sich darin ein Kind verstecken. Das war eine
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