Drei Frauen und ein Braeutigam
Küche verschwunden ist, um dem wartenden Louis Bericht zu erstatten.
»Ganz sicher. Unsere Köpfe müssten eigentlich so rot sein wie dein zartes Steak.«
»Ich war ganz schön gemein, was?«
»Nein. Das geschieht ihnen recht. Außerdem glaube ich, dass sie hochzufrieden mit dem Abend sind.«
»Die Sache hat nur einen Haken.«
»Welchen denn?«
»Ich mag keine Austern.«
»Du machst Witze.«
»Ich fürchte nein. Ich hasse sie! Ich will gar nicht erst versuchen zu beschreiben, wie sich das meiner Meinung nach anfühlt, was man da schluckt. Brrg.« Er schaudert bei dem Gedanken.
»Kein Problem. Du kannst etwas von meinen Garnelen abhaben.«
»Nichts für ungut, aber damit geben wir den Lästermäulern zusätzlich Nahrung. Kann ich auch was von deinen Fritten abhaben? Ich liebe Titten... äh... Fritten.«
Als die Vorspeisen kommen, verstecken wir die Austern in dem Orangenbäumchen auf dem Fensterbrett und machen uns dann einen Spaß daraus, die Riesengarnelen zu schälen und uns so lasziv wie möglich gegenseitig damit zu füttern. Wir lutschen uns jedes Mal auffällig die Finger ab und lecken uns die Lippen, sobald einer von ihnen in unsere Richtung sieht.
Heute Abend bin ich froh darüber, dass es im Restaurant ruhig zugeht. Wie ich vermutet hatte, taucht nicht ein Einziger der angeblich für heute gebuchten Smiths auf. Bisher ist der Abend ohne Zwischenfälle verlaufen. Zumindest, wenn man von Louis und Mels häufigen Versuchen absieht, unauffällig an uns vorbeizuschleichen, um den Stand der Dinge abzuchecken. Nicht, dass es bisher etwas zu checken gegeben hätte. Nur die vorgetäuschten Spielchen ihnen zuliebe.
Seit sie uns den Hauptgang serviert haben, hatten sie keinen Vorwand mehr, an den Tisch zu kommen. Louis brummelt im Hintergrund wie eine verängstigte Schmeißfliege hinter einer Fensterscheibe. »Alles in Ordnung?«
»Bestens, danke.«
»Ja, alles perfekt«, stimmt Finn zu. »Ich bin beeindruckt.« Obwohl er damit andeuten will, dass er vom Essen beeindruckt ist, stellt Finn sicher, dass er bei diesen Worten mich anschaut und nicht Louis.
Das bleibt nicht unbemerkt. Louis zwinkert mir aufgeregt zu. Ich übersehe ihn.
»Kann ich euch noch etwas bringen?«
»Nein, danke«, antworte ich kurz angebunden.
»Vielleicht noch etwas Wein?«
»Wir haben noch reichlich, wie du siehst« Ich starre ihn wütend an und bedeute ihm mit den Augen zu verschwinden.
Louis grinst frech, zieht sich aber brav zurück.
»Also wirklich!« Ich wende mich wieder an Finn. »Sind deine Freunde auch so neugierig? Ich bin froh, dass Tanyas Verabredung für heute Theaterkarten hatte, sonst würde sie jetzt mit dem Mann des Abends am Nebentisch sitzen und herüberwinken.«
»Tanya?«
»Oh, du kennst sie noch gar nicht, oder? Sie wäre normalerweise auch zu Grace‘ Dinnerparty gekommen, war aber verreist. Ich muss euch miteinander bekannt machen, sie wird dir gefallen. Sie ist dir nämlich sehr ähnlich.«
»Was, total süß, aber leicht durchgeknallt?«
»Volltreffer... aber ich glaube, dass du sie bei letzterem schlägst«, ziehe ich ihn auf.
Finn zeigt mir die Zunge und greift dann nach dem Burgunder, um mir nachzuschenken.
Ich lege die Hand auf mein Glas. »Für mich nichts mehr, danke. Von Rotwein werde ich immer müde, und heute Abend brauche ich keinen Schlaftrunk.«
»Und ich dachte, ich würde vor Geist nur so sprühen«, scherzt er erneut.
Während des Hauptgangs, den Finn glücklicherweise gewählt hat, weil er wirklich Steak mag, entdecken wir, dass wir beide auf Bücher von Douglas Adams stehen, genauso wie auf Billy Connelly und Victoria Wood, aber nur live, und dass wir die »Ist ja irre«-Filme abgöttisch lieben. Gerade erzähle ich Finn meinen geliebten Nonnenwitz, weil ich weiß, dass er ihn auch nüchtern zu würdigen weiß, als die Restauranttür aufgeht und - Dan Slater hereinkommt.
Ich breche mitten im Witz ab und sitze mit offenem Mund da, während eine aufgeregte und scharwenzelnde Mel den Versuch aufgibt, uns zu belauschen, und zu ihm stürzt, um ihn und seine Begleiter an einen Tisch zu bringen.
Er ist wieder da.
Ich glaube es einfach nicht. Wohin ich mich auch wende, er ist da. Ich kann nicht einmal schlafen, ohne dass er sich in meinen Träumen breit macht, in der Regel auf höchst beunruhigende Weise. Ich erkenne die zwei Männer an seiner Seite wieder. Der Zollstockmann und der andere, der mit im AntiquiTate‘sngeschäft war. Wahrscheinlich sind sie zum Vermessen gekommen!
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