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Drei Frauen und los: Roman (German Edition)

Drei Frauen und los: Roman (German Edition)

Titel: Drei Frauen und los: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delia Ephron
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wurde. »Was?« Sie dreht sich um. Die Frau strickt ungerührt weiter.
    »Ich wollte es zurückzahlen. Es war nicht für mich, sondern für Tracee. Sie war am Verhungern.«
    »Du schuldest uns sechs Dollar.«
    Lana holt ihre Geldbörse aus der Handtasche. Alles, was sie noch besitzt, ist ein Zehner. »Kann jemand wechseln?«
    Jemand kann.
    Lana ist das extrem peinlich, ihr T-Shirt ist schweißnass. Sie würde am liebsten den Raum verlassen. Doch der Weg zur Tür kommt ihr unendlich lang vor. Die Demütigung lähmt ihr die Glieder. Sie sitzt hier fest, mitten unter ihren Folterern. Ist es bei den Anonymen Alkoholikern überhaupt erlaubt, dass jemand ein anderes Mitglied anklagt? Über dem rechten Knie ihrer Jeans ist ein kleines Loch, und während des restlichen Meetings bohrt sie ihren Daumen hinein, macht es größer, kneift sich in die Haut. Endlich der Schluss, das Allerschlimmste, das Gelassenheitsgebet. Sie muss aufstehen und die anderen im Kreis an den Händen fassen, und diese Frau, ihre Anklägerin, stellt sich schnell neben sie. Lana verflucht Tracee, weil sie Hunger hatte, weil sie immer so tut, als würde sie sterben, wenn sie nichts zu essen bekommt, weil sie Lana in diese Sache hineingeritten hat und Lanas Gutherzigkeit ausnützt. Das war nicht meine Schuld, ihr verdammten Scheißer, denkt sie, während alle im Chor sprechen: »Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.«
    Lana verlässt schnell den Raum, ohne zu merken, dass ihr der Typ mit den Piercings eilig folgt. Er klopft ihr auf die Schulter. »Hey, du?«
    Sie bleibt stehen und wartet, was kommt.
    Er bietet ihr einen Nikotinkaugummi an. Sie schüttelt den Kopf. Er steckt zwei davon in den Mund und beginnt zu kauen. »Weißt du, wie sich ein Süchtiger unterscheidet von jemandem, der nicht süchtig ist?«
    »Nein.«
    »Ein Süchtiger fasst an eine heiße Herdplatte, verbrennt sich und fasst sie wieder an.«
    Darüber denkt sie nach. »Du meinst, weil ich den Wagen genommen habe?«
    »Hüte dich vor deinem Bedürfnis, dich in Schwierigkeiten zu bringen.«
    »Halt doch die Klappe, verdammte Scheiße.« Lana geht schnell davon und kommt dann wieder zurück. »Ich weiß nicht, warum ich das gesagt habe. Das hätte ich nicht sagen sollen. Ich versuche, mir das Fluchen abzugewöhnen. Ehrlich. Ich hätte das nicht … Ist ›Scheiße‹ ein Fluch? Vielleicht ist es nur ein schmutziges Wort. Vielleicht versuche ich, nichts Schmutziges mehr zu sagen.« Sie ist erschöpft, es ist erst neun Uhr morgens, und schon klebrig heiß. »Sogar die Luft hier kommt mir komisch vor.«
    »Merkwürdiger Ort, das verstehe ich.«
    »Wenigstens versteht irgendjemand etwas.« Lana geht weiter, um nicht noch anderen AA -Mitgliedern zu begegnen. »Was hat das mit Gott zu tun?«
    »Was meinst du?«
    »Dieses dämliche Gebet. Dieses Gebet«, korrigiert sie sich, indem sie das »dämlich« weglässt und sich sogar deshalb schuldig fühlt.
    »Das ist nicht Gott. Das ist irgendetwas.«
    »Im Gebet heißt es Gott.«
    »Es könnte alles Mögliche sein. Buddha.«
    »Buddha ist auch ein Gott. Glaubst du an Buddha?«
    »Ich zünde Kerzen an. Das ist so eine indische, asiatische Sache.« Er zupft an seinem Ohrring. »Diese Mönche gefallen mir. Die tibetischen.«
    »Was hat das mit Gott zu tun?« Rede ich schon wie Harry? Wieso, um Himmels willen? Nach dem wenigen, was Rita erzählt hat, muss er grässlich sein. Auf jeden Fall meinte Harry den Spruch im Sinn von »Wenn es nichts mit Gott zu tun hat, dann halt besser den Mund«, wohingegen Lana etwas völlig anderes meint. »Es gibt keinen Gott«, sagt sie trocken.
    »Heftige Aussage.«
    »Darf ich dich um einen Gefallen bitten?«
    Er kommt ihrer Bitte zuvor und reicht ihr sein Handy.
    »Danke. Herzlichen Dank. Ich muss ungestört sprechen. Wenn du eine Minute warten kannst.« Sie deutet die Straße hinab. »Ich geh nur … Ich renne nicht davon.« Eilig verschwindet sie in der schmalen Gasse zwischen den Gebäuden, auf die Rückseite von Star Nails. Da liegt eine Menge Müll herum – mehrere zerbrochene Manikürtisch chen und ein paar Stühle. Lana lässt sich auf einem schiefen Stuhl nieder und wählt. Sie weiß, dass ihr Vater nicht zu Hause ist. Es ist ein gewöhnlicher Wochentag, er ist Elektriker. Er ist unterwegs, um jemandem einen Ventilator in die Küche zu bauen, neue Kabel zu verlegen,

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