Drei Frauen und los: Roman (German Edition)
eröffnet neue Möglichkeiten.« Darüber lachen er und Cindy, als wäre es wirklich so. »Ich hätte gern einen Kaffee. Schwarz.«
Lana fällt auf, dass er lallt. Na ja, eigentlich nicht richtig. Sie merkt es nur, weil sie das früher selbst getan hat – sie hat die Silben besonders deutlich ausgesprochen, wenn sie nicht in den Verdacht geraten wollte, betrunken zu sein, aber normalerweise ließ sich das Lallen nicht ganz unterdrücken.
»Und ein großes Glas Orangensaft«, sagt er.
Lana spricht leise ins Tracees Ohr. »Steh auf, nimm deine Handtasche, und geh hinaus. Ohne zu kreischen.«
Sie sitzen bereits in Tims Auto, das sie sich ausgeliehen haben, und sind unterwegs zum Lion, als Tracee wieder etwas sagen kann: »Hatte er seine Pistole auf uns gerichtet?«
»Es war ein Finger«, sagt Lana. »Er deutete mit dem Finger.«
»Es war ein Finger, der eine Pistole darstellen sollte«, bemerkt Rita.
»Rita!«, sagt Lana.
»Nur so dahingesagt, tut mir leid. Irgendwie geht mir Harry nicht aus dem Kopf.«
32
Nach mehreren Tagen schwüler Hitze fährt ein Sturm übers Land, kühlt die Luft ab und vertreibt die Wolken. Clayton macht sämtliche hinteren Türen auf. Der Himmel ist klar und von einem tiefen Kornblumenblau. Es weht eine erfrischende Brise, die Marcel genießt, wie Rita weiß. Er steht am anderen Ende seines Käfigs und schaut hinaus auf die Felder, während Rita am Tisch sitzt und Sudoku löst. Es ist fünf Uhr nachmittags, die Bar öffnet in einer Stunde.
Clayton, der hinter der Bar beschäftigt ist, wirft Rita gelegentlich einen Blick zu. Schließlich schlendert er zu ihr hinüber. Als sie aufschaut, setzt er sich. »Ich muss wissen, warum du mich nicht willst.«
Die Frage bringt sie aus der Fassung. Sie will es nicht erklären, aber er sieht sie eindringlich an, und sie kann erkennen, dass er unbedingt eine Antwort hören will. »Ich finde dich nicht anziehend«, sagt sie.
»Du findest mich nicht anziehend? Wie kann das sein?«
»Tut mir leid, Clayton.«
Er steht auf und geht weg.
»Clayton«, sagt Rita.
Im nächsten Moment ist er schon wieder da und sitzt auf dem Stuhl, den er ganz nahe an den ihren rückt. »Du hast es dir anders überlegt?«
Ehe Rita antworten kann, brüllt Marcel, und die Kraft seines Atems bläst das Sudoku-Buch vom Tisch. »Du meine Güte«, sagt Rita.
Clayton hebt es auf. »War dieses Vieh nicht gerade noch am anderen Ende des Käfigs?«
»Er kann manchmal ganz schön schnell sein«, sagt Rita. »Und leise. Du weißt doch, Löwenpfoten sind ganz weich.«
»Das wusste ich nicht.«
Sie lacht. »Und sie mögen keine Konkurrenz.«
»Wer?«
»Löwen.«
»Ach.«
»Der männliche Löwe beschützt sein Rudel.«
»Das hat er gerade getan?«
»Ich weiß es nicht genau.« Sie wirft Marcel eine Kusshand zu.
»Machst du dich über mich lustig?«
»Warum sollte ich?«
»Hast du deine Meinung geändert?«
Rita zögert.
»Was?«, fragt Clayton.
»Erinnerst du dich, wie du gesagt hast, dass wir alle kleine Punkte sind? Bloß kleine Punkte?«
»Nein.«
»Das ist eine schreckliche Behauptung.«
»Darum findest du mich nicht anziehend? Wenn das so ist, dann nehme ich das zurück.«
»Das ist nicht der Grund.«
»Gibt es noch Hoffnung?«
»Nein.«
An diesem Abend bringt Clayton alle seine Bestellungen durcheinander. Er muss Tim bitten, ihm hinter der Bar zu helfen, und Tim, der Claytons Kummer spürt, arbeitet wie ein Wilder. Als Rita in Marcels Käfig steigt und seine Nase berührt, eine sowohl tapfere als auch zärtliche Geste, weiß Clayton, dass ihm das Herz gebrochen wurde.
Rita
Rita und Harry verlobten sich, als sie beide am Henderson waren, einem kleinen College in Virginia, sie im zweiten und er im Abschlussjahr. Im selben Sommer heirateten sie. Rita war zwanzig. Sie war unglaublich schüchtern und heilfroh, einen Mann zu heiraten, der auf alles eine Antwort zu haben schien, und wenn er keine wusste, dann schlug er einfach die Bibel auf. Und es gab eine Rolle, die sie ausfüllen konnte: die einer Pastorengattin.
»Und der HERR wird dich zum Haupt machen und nicht zum Schwanz, und du wirst oben schweben und nicht unten liegen.« 5. Mose, 28:13.
Das zitierte Harry, als er ihr eines Abends auf dem Heimweg von der Bibliothek seinen Heiratsantrag machte. Erst bückte er sich – Rita dachte schon, er hebe Abfall auf, weil er das oft tat, aber anstatt eines Bonbonpapiers pflückte er ein Gänseblümchen und überreichte es ihr.
»Und der HERR wird dich zum
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