Drei Frauen und los: Roman (German Edition)
einer Möbelfabrik gearbeitet und dort die Form von Matratzenfedern verbessert, er beherrschte diese Kunst, die Nylonschnur zu speziellen Knoten zu knüpfen. Er war ein echter Handwerker. Die Federn hat er von Hand gemacht. Sie halten ewig. Ich schwör dir, die Betten bei meiner Mutter sind bis heute noch wie neu.« Er rollt sich zu ihr und schiebt sich zwischen ihre Beine.
»Ich würde die gern mal ausprobieren. Wir sollten irgendwann mal darauf schlafen. Wenn deine Mom einverstanden ist.«
»Ich weiß schon, was sie sagen wird, wenn sie dich kennenlernt«, sagt Tim und beginnt zu stoßen. »›Ich mag sie wirklich gern.‹«
Zum ersten Mal, seit sie miteinander schlafen, macht Tracee einfach nur die Bewegungen mit. Die Wirklichkeit schaltet sich ein. Wie sollte seine Mutter jemals eine Kleptomanin mögen können, insbesondere, wenn sie von der Halskette wüsste? Wie könnte sie wollen, dass ihr Sohn, den sie mit Sicherheit wirklich gern mag, sich mit einer Kriminellen einlässt? Einer Kriminellen, die sich der Gerechtigkeit entzogen hat. Einer, die bald ins Gefängnis wandern wird.
Nein, Tracee kann Tim nichts davon erzählen.
Sie könnte es Rita sagen. Genau, das wird sie tun. Jeden Tag beschließt sie es aufs Neue – ich werde es Rita sagen –, aber sie tut es nicht, weil sie gerade so glücklich ist und sich das nicht verderben will.
Tim arbeitet jetzt oft mit Clayton hinter der Bar. Das bedeutet, dass Tracee, wenn sie eine Bestellung abholt, sich über die Theke beugen und ihm einen Kuss geben kann. Sie findet das so herrlich, dass sie anfängt, fröhliche Kellnerinnensprüche loszulassen wie »Vorsicht, heiß und fettig!«, wenn sie ein schweres Tablett voller Getränke trägt, oder »Darf’s ein bisschen mehr sein?«, wenn jemand darum bittet, das Glas noch einmal aufgefüllt zu bekommen. Lana beschwert sich bei Marcel: »Gestern Abend hat Tracee ein Tablett auf dem Kopf balanciert!« Das hört sich, als sie es dem Löwen erzählt, so sehr nach kleinlichem Genörgel an, dass sie sofort den Mund hält.
Eines Abends sitzen nach der Sperrstunde noch alle gemütlich um einen Tisch, während Marcel schon schläft. Tracee trinkt Ginger Ale, ihr Lieblingsgetränk, Rita eine Orangeade, Lana wie immer Pepsi. Clayton und Tim teilen sich einen Pitcher Bier. Alle haben hart gearbeitet, und keiner von ihnen redet viel oder muss überhaupt etwas sagen.
»Vermutlich hast du keine Lust auf eine kleine Spazierfahrt?«, fragt Clayton Rita.
Sie schüttelt den Kopf.
»Wie wär’s mit Fernsehen bei mir zu Hause? Ich habe mir einen Flachbildfernseher gekauft.«
»Nein, danke«, sagt Rita. »Aber das ist ein nettes Angebot.«
Clayton trinkt den letzten Schluck und stellt das Glas etwas fester, als er eigentlich wollte, auf den Tisch zurück. Er würde sich gern locker geben, so als ließe Ritas hundertste Ablehnung ihn völlig ungerührt. »Ich habe Hunger. Ich grille was für uns. Was haltet ihr davon? Ich stelle hinten einen Grill auf. Dann gibt’s einen kleinen Mitternachtsimbiss.« Er verschwindet.
Tim küsst Tracee, als würde er zu einer langen Reise aufbrechen, ehe er quer durch den Raum geht, um die Bar sauber zu machen.
Die drei Frauen bleiben allein zurück.
»Ich möchte euch danken«, sagt Rita. »Dass ihr mich mitgenommen habt, war der allergrößte Glücksfall meines Lebens. Ich habe nie an Wunder geglaubt, aber das muss ich einfach ein Wunder nennen. Ich habe Harry schon früher verlassen. Drei Mal. Aber er hat mich immer gefunden. ›Du bist die Frau eines Pastors, Rita. Du bist die Frau eines bedeutenden Mannes. Mit unserer Ehe sollten wir ein vorbildliches Beispiel abgeben, und du musst jetzt mit nach Hause kommen.«
Rita schließt die Augen. Tracee ist sicher, dass sie in der Erinnerung Harry vor sich sieht, wie er sie ausschimpft, ihr mit der Faust droht, damit sie das Richtige tut. Lana erinnert sich, wie farblos und unscheinbar Rita ausgesehen hat, als sie sie kennenlernten, und so blass wird Rita jetzt auch. »Ich hoffe, er findet mich nie, denn dann muss ich zurück. Harry sagt einem, was man tun soll, und man tut es.«
»Aber du hast dich verändert«, sagt Lana. »Du bist tapfer. Stark. Du tanzt mit einem Löwen.«
»Ihr kennt Harry nicht.«
»Vielleicht glaubt er, du bist entführt worden«, sagt Tracee.
»Er weiß, dass mir nichts passiert ist.«
Lana packt Rita am Arm. »Stell dir vor, du gehst nicht zurück. Nie mehr. Ich wette nämlich, Harry war der Grund dafür, dass du
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