Drei Frauen und los: Roman (German Edition)
Badezimmer kommt. Sie ist tropfnass von der Dusche und hat sich ein Handtuch um den Körper gewickelt.
»Schau mal.« Lana zieht ein Ladegerät aus der Handtasche. »Das habe ich heute gekauft.« Auf wütende Weise zufrieden steckt sie es in die Steckdose und schließt ihr Handy an.
Sie sitzt auf dem Bett und schüttelt den Kopf, sodass ihr das nasse Haar ins Gesicht schlägt. »Ich kriege mein Auto wieder. Bald.«
Rita wirft eine Küchenpapierschlange in die Luft, um zu sehen, ob das wirkungsvoll genug ist für den Abschluss des Auftritts, auch wenn vielleicht nichts so wirkungsvoll sein kann wie ihre Verbeugung vor Marcel und seine Verbeugung als Antwort.
»In ein paar Wochen«, sagt Lana, »werden wir das, was das Hochzeitskleid gekostet hat, bezahlen können. Tracee hat es gestohlen.«
»Ich weiß«, erwidert Rita. »Glaubst du, ich könnte aufhören, einen BH zu tragen? Ich hasse das Ding. Es fühlt sich an wie eine Zwangsjacke. Ich kriege Striemen davon. Meinst du, irgendjemand würde das merken?«
»Jeder würde es merken, aber was macht das schon? Du bist ein Star. Woher wusstest du, dass das Hochzeitskleid gestohlen ist?«
»Es hängt noch dieser Plastikknopf dran, der den Alarm auslöst, wenn man den Laden verlässt. Was ist mit der Hals kette?«
»Welcher Halskette?«
»Diamanten. Ich habe sie mal anprobiert. Als ich sie in Tracees Handtasche gesehen habe, konnte ich mich nicht zurückhalten. Meine Güte, wie die glitzern. Eine Reihe kleiner Steine in einer sehr ungewöhnlichen Fassung. So etwas habe ich noch nie gesehen – na ja, wie auch? Und dazwischen Gold. Wegen des Kleides habe ich vermutet, dass die Halskette ebenfalls …«
Lana springt vom Bett, ehe Rita ihren Satz zu Ende gesprochen hat. Im Handtuch rennt sie auf den Flur und klopft hektisch an Tims Tür: »Tracee! Tracee, mach auf.«
Sie versucht, durchs Fenster hineinzusehen, aber die Jalousien sind geschlossen. Vielleicht schlafen sie gerade miteinander, denkt sie, und will fester klopfen, als sie einen Motor anspringen hört. Sie wirbelt herum und schaut über das Geländer nach unten.
Tims Wagen fährt gerade vom Parkplatz.
»Tim, Tracee, halt! Tracee!« Lana rennt die Treppe hinunter, aber das Auto biegt auf die Straße und verschwindet.
Etwa eine Stunde später fährt Tim an einer schönen, von Eichen überschatteten Straße, an der gepflegte kleine Häuschen mit Holzveranda und blühendem Garten stehen, in eine Einfahrt.
Er springt heraus, um Tracee aus dem Wagen zu helfen, und schiebt seinen Arm in ihren. Nebeneinander gehen sie auf die Haustür zu. Die Fenster sind dunkel. Es ist fast halb vier Uhr morgens. Nur die Veranda ist beleuchtet.
Tracee lächelt Tim nervös zu, als er den Klingelknopf drückt.
Im Obergeschoss geht das Licht an, dann auch im Erdgeschoss. Eine Frau öffnet die Tür und späht durch die Fliegengittertür. »Ach herrje, Tim?«
»Hallo, Momma«, sagt Tim. »Ich möchte dir Tracee vorstellen.«
40
May Wilson, eine große Rothaarige in einem pinkfarbenen Seidenbademantel, stößt die Fliegengittertür auf und lächelt breit. Ihre Miene wirkt, als hätte Tim gerade etwas besonders Tolles gemacht, vielleicht den Mount Everest bestiegen, anstatt um drei Uhr in der Früh mit einer fremden Frau vor der Tür zu stehen. Seine Mutter schaut drein, als hätte der Weihnachtsmann persönlich bei ihr angeklopft.
»Tracee.« Sie legt eine Hand aufs Herz. »Ich freue mich so, dich kennenzulernen. Bitte kommt doch rein. Ach, Tim!« Sie schlingt die Arme um ihren Sohn, löst sich kurz, um sein Gesicht zu betrachten, und umarmt ihn dann erneut.
»Was ist denn da los?«, poltert ein Mann.
Tracee blickt die Treppe hoch. Auf dem Treppenabsatz steht, ein – man kann es nicht anders sagen – heißer Typ, der nichts anhat außer Boxershorts.
»Hallo, Gil«, sagt Tim.
»Tim hat Tracee mit nach Hause gebracht«, sagt May. »Ihr zwei rührt euch nicht von der Stelle. Ich muss noch mein Gesicht auflegen, bin sofort wieder da.« Sie eilt hinauf ins Obergeschoss. Gil gibt ihr einen Klaps auf den Hintern, als sie vorbeihastet.
»Ich geh wieder ins Bett«, sagt Gil. »Ich hoffe, das stört euch nicht.«
»Natürlich nicht, Gil«, sagt Tim.
»Und wie läuft’s so? Geht’s dir gut?«
»Alles prima.«
»Keine Sorgen?«
»Überhaupt keine.«
»Sehr schön.«
»Wer ist das?«, flüstert Tracee, sobald er verschwunden ist.
»Gil ist der Einzige, der Claytons Chevy reparieren kann. Er und meine Mutter sind schon eine
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