Drei Gräber bis Atlantis
entspricht.«
Jetzt wusste ich ungefähr Bescheid, obwohl mir noch zahlreiche Fragen nach Einzelheiten auf der Zunge lagen, aber die konnte ich zurückstellen, denn eine war ganz besonders wichtig.
»Wo befindet sich Mason Oriol?« fragte ich die Frau. Sie deutete in die Höhe und lächelte dabei. Ich hatte in der letzten Zeit nicht hochgeschaut, das holte ich nun nach und bekam einen gewaltigen Schreck.
Ich sah ihn.
Allerdings nur sein Gesicht. So wie ich auf die leere Platte des Spiels geschaut hatte, blickte er ebenfalls nach unten. Aber er sah eine besetzte Fläche und würde möglicherweise sogar mit den Spielfiguren, sprich uns, agieren können.
Dies gefiel mir überhaupt nicht. Ich bekam sogar leichtes Magendrücken und traute mich auch nicht, einen Kommentar abzugeben. Statt dessen schaute ich in das Gesicht, in dessen Mimik sich all die Bosheit dieser Welt zu vereinigen schien.
Die Augen wirkten wie stählerne Kugeln, die jeden Augenblick Blitze schießen konnten.
»Er wird über uns wachen«, erklärte Deborah. »Wir können auch sagen, mit uns spielen. Schließlich ist es ein Spiel, und wir sind darin die Figuren.«
»Was ist das Ziel des Spiels?« fragte ich und erntete dafür ein wissendes Lächeln.
»Wir müssen das Tor nach Atlantis finden.«
»Wir drei?«
Deborah Vacaro nickte. »Ja, wir drei, kein anderer. Es hat auch keinen Sinn, wenn Du dich weigerst. Denke daran, dass dieses Spiel nach seinen Wünschen läuft und sonst kein anderer mit hineingezogen wird. Du kannst das Ende nicht bestimmen. Wir werden geleitet, und zwar von ihm. Er lässt uns an der langen Leine laufen. Wenn Mason nicht will, dass wir entkommen, so schaffen wir es auch nicht. Jedes Spiel hat seine Regeln. Damit musst Du dich abfinden.«
»Sieht so aus«, erwiderte ich und tat zerknirscht, obwohl ich mich innerlich noch nicht damit abgefunden hatte. »Wie ich hier hineingerutscht bin, weiß ich ja. Aber wie bist Du und Spilker unter diesen Bann geraten? Das hätte ich gern gewusst.«
Deborah wandte sich an den Totengräber, der unserem Gespräch bisher staunend zugehört hatte. »Sollen wir es ihm sagen?«
»Warum nicht?«
Die Frau nickte. »Gut, wir haben uns gefunden. Wir trafen zusammen. Zufällig, weil wir uns beide für Dinge interessierten, die Mason Oriol in seinem Laden verkaufte. So lernten wir uns kennen und erfuhren von ihm, dass es mehr Dinge gibt, als wir uns bisher hatten träumen lassen. Er erweckte auch unsere Neugierde, denn wir wollten von diesen Dingen erfahren und folgten ihm in eine uralte Magie…«
»Die er so gut kannte?«
»Ja.«
Ich schüttelte den Kopf. »Wie kann sich ein Mensch so hervorragend auskennen?«
»Wenn jemand so lange lebt wie er, ist das nicht unmöglich. Verstehst Du?«
Ich nickte. Befürchtet, gewusst oder gehofft hatte ich es schon. Nun bestätigte ich es akustisch. »Mason Oriol ist Atlanter, wenn ich dich richtig verstanden habe?«
»Das stimmt.«
»War es sein Bruder auch?«
»Ja, sie waren nicht nur Freunde, sondern auch Feinde. Sie hielten für eine Weile zusammen, dann wollte Walter nicht mehr mitmachen. Er musste vernichtet werden. Um sich zu tarnen, nahmen sie sogar menschliche Namen an, niemand kam auf den Gedanken, es mit einem Mitglied einer längst verstorbenen Rasse zu tun zu, haben, aber Mason Oriol und sein Bruder waren nicht die, für die sie gehalten wurden. Und Mason hat es nach langer Suche geschafft, diesen Friedhof zu finden. Er will das Tor in die Vergangenheit wieder aufstoßen. Wir werden ihm dabei helfen. Das Spiel, der Friedhof und die drei Gräber sind der Schlüssel.«
Ich nickte zweimal hintereinander. »Irgendwie verstehe ich das sogar alles, nur wunderte es mich, dass wir hier sind und die Gräber vielleicht…«
»Wir müssen sie öffnen!« sagte Spilker.
Ich drehte mich zu ihm um. »Weshalb?«
Sein Lächeln fiel hinterlistig aus. »Das, Sinclair, wirst du schon bald erleben.«
Als hätte er durch seine Worte einen Startschuss gegeben, vernahmen wir alle drei die dröhnende Stimme Mason Oriols.
»Fangt an!«
***
Suko erging es nie anders als seinem Freund John Sinclair. Immer, wenn er die Pathologie im Keller des Yard Building verließ, lag auf seinem Körper eine Gänsehaut. Daran trug nicht allein die im Raum herrschende Kälte die Schuld, es lag auch an dem gesamten Flair, das sich in diesen so wissenschaftlich zweckmäßig eingerichteten Räumen eingenistet hatte. Der Geruch oder der Hauch des Vergangenen, des Endgültigen
Weitere Kostenlose Bücher