Drei Gräber bis Atlantis
Wecker, den ich zu ertasten suchte, fand ich auch nicht. Alles war anders geworden.
Außerdem lag ich nicht, ich stand, demnach hatte ich keinen Traum erlebt, das wurde mir schnell klar.
Ich hob den Arm. Das klappte ausgezeichnet. Nichts war mehr da, das mich gehindert hätte. Auch die Beine konnte ich bewegen, setzte einen Fuß vor den anderen, stellte fest, dass sich unter mir ein weicher, nachgiebiger Boden befand. Nach wenigen Schritten blieb ich bereits stehen, als ich sah, was sich aus dem Zwielicht hervorschälte. Es war ein Grabstein!
Im ersten Augenblick war ich geschockt, schüttelte den Kopf und dachte daran, dass dies eigentlich unmöglich war. Wie kam ich auf so einen Friedhof?
Ich war überhaupt nicht losgegangen, dieser Flecken Erde hatte mich angezogen wie ein Magnet die Eisenspäne. Noch konnte ich den Grabstein nicht deutlich genug sehen. Deshalb ging ich auf ihn zu und schaute mir zunächst seine Umrisse an.
Aus dem weichen Boden wuchs ein viereckiger Klotz. Die beiden Längsseiten zeigten eine gerade Form, die untere Querseite verschwand in der Erde, während die obere gewellt war, als würden drei kleine Hügel aus Stein nebeneinander liegen.
Eine ungewöhnliche Form, wie ich ehrlich zugab, nur kam mir genau dieser Grabstein überhaupt nicht mehr so ungewöhnlich vor, denn mir fiel ein, dass ich ihn schon einmal gesehen hatte. Irgendwann und irgendwo hatte ich ihn einmal entdeckt, wobei ich mich fragte, wo das gewesen sein könnte. Ich dachte nach, aber meine Gedanken schafften nicht mehr die nötigen Sprünge, irgendwo auf der Erinnerungsstrecke hakte es.
Woher kannte ich den Grabstein?
Ich fühlte nach.
Sehr genau zeichnete ich mit meinen Fingern die Konturen nach. Unter mir ließ ich den Stein hinweggleiten, fühlte, probierte und stellte auch fest, dass er überhaupt nicht so kalt war, wie er aussah. Eine gewisse Wärme befand sich in seinem Innern, und die übertrug sich auch auf meine Haut.
Die Idee glich dem elektrischen Funken aus einer Zündkerze. Ich wusste auf einmal, wo ich den Grabstein nicht nur gesehen, sondern auch schon gefühlt hatte.
Bei diesem Spiel.
Schlagartig war die Erinnerung wieder da. Das alte Haus, all der Trödel zwischen seinen Mauern, die drei am Tisch sitzenden Menschen, das Spiel auf der Platte, dies alles kehrte zurück in meine Erinnerung, so dass ich daraus einen logischen Schluß ziehen konnte. Jetzt wusste ich, wo ich mich befand. Auf dem Friedhof!
Jawohl, ich war ein Gefangener des Friedhofs, den ich zuvor als Spiel kennen gelernt hatte. Ich wunderte mich auch nicht weiter darüber, dass keine Figuren vorhanden waren, denn eine dieser Figuren musste ich sein.
Ich, der Geisterjäger John Sinclair, war zu einer kleinen Spielfigur degradiert worden.
Eine fürchterliche Vorstellung und auch ein schrecklicher Gedanke, der mir den kalten Schweiß auf die Stirn trieb. Ich fing sogar an zu zittern, und in meiner Kehle breitete sich allmählich ein pelziger Geschmack aus. Dieser Mason Oriol hatte es tatsächlich geschafft, dank seiner Magie uns auf einen Friedhof zu führen, der innerhalb eines Kontinents lag, den fast alle Menschen vergessen hatten oder überhaupt nicht wahrnehmen wollten.
Ich befand mich wieder in Atlantis!
Tief atmete ich ein. Die saubere Luft tat gut. Für einen Moment schloss ich die Augen, um meine Lippen zuckte sogar ein Lächeln, das sehr schnell verschwand, als ich nicht weit von mir entfernt ein Geräusch vernahm.
Ich öffnete wieder die Augen. Ein Stück musste ich mich nach links drehen und sah genau dort einen zweiten Grabstein. Wo er stand, hatte ich auch das Geräusch vernommen. Es war ein menschlicher Laut gewesen, deshalb erschrak ich auch nicht. Mein Blick blieb in dieser Richtung haften, und ich sah auch bald die Gestalt, die hinter dem Grabstein auftauchte. Bereits der Zylinder verriet, um wen es sich handelte.
Es war Spilter, der Totengräber!
Er schob sich in die Höhe, blieb hinter dem Grabstein stehen, der ihm nicht einmal bis an den Gürtel reichte, sah mich, grinste und zog den Zylinder vom Kopf, der kein einziges Haar mehr besaß. Für einen Moment hielt er den Zylinder fest, beugte sich dann vor und schwenkte seine Kopfbedeckung.
So begrüßte er mich.
Ich wusste nicht, ob es spöttisch gemeint war. Vielleicht wollte er mich tatsächlich begrüßen oder verhöhnen, da war man bei einem wie ihm nie sicher.
Da er etwas von mir wollte, ließ ich ihn in Ruhe und schaute zu, wie er grinsend den Zylinder
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