Drei Gräber bis Atlantis
hätten uns einen Weg geschaffen.«
»Den würde ich gern über Oriol finden.«
»Und der ist nicht da.«
Der letzte Satz war kaum gefallen, als die beiden Freunde zusammenzuckten, denn sie hatten vom Ende der Treppe her ein polterndes Geräusch gehört. Sofort drehten sie sich um. Suko war schneller, riss die Tür auf, schaute die Treppe hoch und verfolgte mit seinem Blick den Strahl der schmalen Bleistiftleuchte. Zu sehen war nichts. Dafür hörten sie etwas.
Eine dumpfe, triumphierend klingende Stimme hallte ihnen entgegen, ohne dass sie den Sprecher entdeckten. »Wer versucht, das Rätsel des Friedhofs zu lösen, wird an seiner Rache zerbrechen. Das verspreche ich euch, ihr Narren…«
***
Spilker hatte den Befehl verstanden und wollte ihn auch als erster ausführen. Ich kümmerte mich nicht um ihn, als er Schaufeln holte. Mein Blick fiel in die Höhe. Den Kopf hatte ich in den Nacken gelegt, denn ich suchte den Sprecher.
Von Mason Oriol war nichts zu sehen. Er musste aus dem Unsichtbaren zu uns gesprochen haben oder sich außerhalb des Schleiers befinden, der über dem gesamten Friedhof in einer gewissen Höhe lag. Licht gab es genug. Die an einer normalen Decke hängende Lampe warf ihren Schein über diesen unheimlichen Totenacker, wobei es allerdings noch genügend dunkle und schattige Stellen gab, in die wir keinen Einblick besaßen. Ich wusste, wo wir uns befanden. Ich wusste auch, dass diese Umgebung in Wirklichkeit eine Spielfläche war, aber es war mir nicht möglich in den Raum zu schauen, in dem das Spiel und der Tisch standen. Irgendeine Magie hinderte mich daran. Vielleicht war es ein Schleier, eine Wand, ein magischer Schleier, jedenfalls sorgte dieser Schutzschild dafür, dass wir uns auf die eigentliche Umgebung konzentrieren mussten.
Spilker stieß mich hart an. Ich drehte mich wütend herum und sah seinen vorgestreckten Arm. Die rechte Hand umklammerte den Stiel einer Schaufel. »Öffne das Grab!« befahl er mir.
»Ich denke nicht daran.«
Deborah Vacaro schlenderte heran. »Ich an Deiner Stelle würde es tun, Sinclair.«
»Und weshalb?«
Sie blieb in einer provozierenden Haltung vor mir stehen. Das Gesicht zeigte einen hochmütigen Ausdruck. »Wenn Du es nicht machst, bleibt das Tor nach Atlantis verschlossen.«
»Wer sagt denn, dass ich es geöffnet haben will?«
»Wenn dies nicht geschieht, wird dieser Friedhof zu Deinem endgültigen Grab. Das soll er nicht werden. Er ist nur mehr eine Übergangsstation, begreife das. Wenn wir das Tor nach Atlantis geöffnet haben, wird alles normal sein.«
»Für mich nicht.«
»0 doch. Oder hast du kein Interesse daran, einen Kontinent kennen zu lernen, der seit Tausenden von Jahren versunken ist?«
Ich lachte innerlich. Hätte ich ihr sagen sollen, dass ich mehr von Atlantis kannte als sie und Spilker zusammen? Nein, ich behielt es für mich und tat ihr den Gefallen. »Gut, ich werde mithelfen, eines der Gräber zu öffnen.«
»Dann nimm die Schaufel!«
Der Totengräber hatte gesprochen. Ich riss sie ihm aus der Hand und stach das Blatt schräg in die weiche Erde vor dem Grabstein in meiner Nähe. »Eine Frage hätte ich noch.« Mit diesen Worten wandte ich mich an die beiden Personen. »Weshalb seid ihr so begierig darauf, die Gräber zu öffnen? Was steckt dahinter?«
Beide drucksten herum. Schließlich bequemte sich die Frau zu einer Antwort. »Wir müssen jemanden befreien.«
»Kenne ich den?«
»Ja, es ist der Geist eines gewissen Mason Oriol. Er ist auf drei Gräber verteilt worden. Das liegt sehr lange zurück. Erst wenn die drei Gräber geöffnet worden sind, kann er wie früher werden und das Tor nach Atlantis für uns alle öffnen. Das zur Erklärung. Und ich habe nicht gelogen.«
Mein Entschluss stand fest. Ich wollte ihnen helfen, nicht aus Sympathie für die beiden, allein aus Neugierde. Mittlerweile wollte auch ich das Geheimnis dieses Spiels lüften, in dem wir zu Hauptpersonen geworden waren.
Spilker, der Totengräber, teilte uns ein. Er und ich nahmen uns die beiden äußeren Gräber vor, während die Frau in der Mitte schaufelte. Auch sie bekam Werkzeug gereicht. Wir begannen mit unserer Arbeit. Ein Spaten wäre mir lieber gewesen, sein Blatt hätte ich senkrecht in den Boden stoßen können. Die Schaufel dagegen musste ich schräg ansetzen, so dass mir das Graben größere Mühe bereitete. Der Untergrund war mit Gras bewachsen, die Erde feucht und dementsprechend schwer. Ich wunderte mich darüber, dass die Frau es
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