Drei Gräber bis Atlantis
ein kicherndes Lachen hören. »Ich kann die Reste dann ja begraben«, schlug er vor.
In diesem Augenblick riss bei mir der Faden. Ich drehte durch. Blitzschnell zog ich meine Beretta, richtete die Mündung auf den Totengräber und drückte ab.
Ich hatte mich eigentlich nicht so gehen lassen wollen, aber ich konnte einfach nicht anders, denn ich war auch nur ein Mensch und musste so handeln.
Und ich schaute der Kugel nach. Hatte er nicht von einer zeitlosen Zone gesprochen? Ja, und das erlebte ich, denn ich konnte mit meinen Blicken den Weg des Geschosses genau verfolgen.
Ich sah auch, wie es in das Ziel einschlagen wollte, aber der Totengräber ging beinahe lässig einen Schritt zur Seite, so dass er meiner geweihten Silberkugel mühelos ausweichen konnte, die ihn passierte und irgendwo im Hintergrund verschwand.
Als hätte mir jemand auf den rechten Arm geschlagen, so sank er nach unten. Dabei wurde mein Gesicht regelrecht grau, und das veranlasste Mason Oriol zu einem hässlichen Lachen.
»Du hast es versucht, ich wusste es, aber Du schaffst es nicht. Du bist hier in diesem Land hilflos. Ich herrsche hier. Zeit und Geschwindigkeit hängen kausal zusammen, das habe ich Dir deutlich genug demonstrieren können. Keine Chance für Dich.«
Ich steckte die Waffe weg. Im Prinzip hatte er recht. In dieser verdammten Welt galt nur sein Wort und seine Taten. Ich stand auf verlorenem Posten.
Deborah kam auf mich zu. Auch ihr Körper war durchsichtig, so dass sie mir wie ein gläsernes Geschöpf des Dämons Gorgos vorkam, der einmal zu den Großen Alten gehört hatte.
»Weshalb stellst Du Dich noch immer gegen uns?« fragte sie mit lockender Stimme. »Das hat doch alles keinen Sinn. Du solltest zu uns halten, dann bist Du bei den Gewinnern.«
Sie berührte mich. Zum erstenmal nach dieser Verwandlung bekam ich einen direkten Kontakt mit ihr, und ich erlebte abermals ein Phänomen. Ich konnte sie anfassen und griff trotzdem hindurch.
»Bleibe nur bei mir, dann geschieht Dir nichts, John Sinclair.« Sie lächelte, und die Knochen hinter ihrer Gesichtshaut bewegten sich mit. Zuerst hatte ich mich gegen den Druck stemmen wollen, sah jedoch ein, dass es keinen Sinn hatte. Hier konnte ich nichts ausrichten. Andere Kräfte hatten die Regie übernommen.
»Ich an Deiner Stelle wäre dankbar, Sinclair«, sagte Mason Oriol. »Dir hätte es auch schlechter ergehen können.«
Ich lachte. »Noch schlechter?«
»Ja, wie Deinen Freunden. Sie befinden sich im Prozess des Zerfalls. Sie werden seelische und körperliche Schmerzen haben, aber das ist alles zweitrangig geworden. Ich habe in Deiner Welt meine Magie aufgebaut und in dieser Welt besteht die Magie, die ich kontrollieren kann, weil ich aus der Zukunft kam.« Er kam näher und blieb dicht vor mir stehen, während Deborah noch immer meine Hand hielt. »Zeit ist etwas Wunderbares«, sagte er und bewegte die Arme. »Sie ist hervorragend, denn ich kann mit ihr spielen, ich kann sie leiten, ich kann sie manipulieren, sie gehorcht mir. Und das werde ich Dir beweisen…«
Er tat einen nächsten Schritt, auch den übernächsten und war plötzlich auf, in oder über mir. Im nächsten Moment wurde mir die Luft abgewürgt. Ich hörte noch ein fernes Brausen, sein Lachen, das in dieses Geräusch hineinschallte, dann verließen wir das Gefängnis der Zeit, denn die Rachetour des Mason Oriol sollte beginnen…
Ich hatte stark gehofft, dass es ein Traum sein würde, aber es war keiner. Das merkte ich, als ich die Augen öffnete, und mir kühle Luft über das Gesicht strich.
Wir hatten die zeitlose Ebene hinter uns gelassen, und ich spürte, wie meine körperlichen Sensoren damit begannen, die Umgebung zu ertasten. Da war der Wind, der mein Gesicht streichelte, die klarere Luft, die Dunkelheit, die allmählich verschwand, ohne allerdings von einer Helligkeit abgelöst zu werden. Und da waren meine körperlichen Reflexe, die wieder funktionierten.
Sogar einen Lichtschein sah ich.
Das Feuer brannte in einer flachen Schale, die auf einem Pfosten stand, der einen säulenartigen Charakter aufwies. Wenn ich richtig schaute, riss das Licht die Dunkelheit am Ende einer Gasse auf.
Das bewies auch, wo wir uns befanden. In einer Stadt. Ich überlegte, und ich dachte dabei an mein erstes Abenteuer in Atlantis, als ich den schrecklichen Alptraum des Untergangs dieses eigentlich herrlichen Kontinents miterlebt hatte. Damals war ich auch in einer Stadt gelandet, zudem in einen Palast gekommen und
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