Drei Hände Im Brunnen
und bat Scythax, ihren Arzt, Petronius im Haus seiner Tante aufzusuchen. Ich fragte Lenia, ob jemand Silvia benachrichtigt habe. Bevor er zusammengebrochen sei, habe Petro das strikt abgelehnt, berichtete sie. Tja, man konnte sehen, warum. »Und was gedenkt er wegen der lieben kleinen Milvia zu unternehmen?«, wollte ich wissen.
»Ich muss irgendwie vergessen haben, ihn das zu fragen!«, meinte Lenia grinsend.
Helena Justina war zu Besuch bei ihren Eltern gewesen und hatte den ganzen Aufruhr verpasst. Als sie kurz nach mir heimkam, erzählte ich ihr, was passiert war, und bemühte mich, das Ganze etwas zu beschönigen. Helena wusste, wann ich eine Krise herunterspielte. Sie sagte nichts. Ich sah sie mit ihren Gefühlen kämpfen, dann ließ sie das Baby in meine Arme plumpsen und legte die ihren kurz um uns beide. Als der größere war ich derjenige, der den Kuss abbekam.
Danach wurde sie geschäftig, um mit dem Problem zu Rande zu kommen. Plötzlich hörten wir draußen auf der Brunnenpromenade Lärm. Ich war aufgesprungen, bevor mir einfiel, nicht zu heftig zu reagieren, damit Helena meine Nervosität nicht bemerkte, aber sie war sogar schon vor mir auf der Veranda. Auf der anderen Straßenseite bedachte Lenia, beobachtet von einer Gruppe ihrer laut höhnenden Angestellten, niemand anderen als die fesche Balbina Milvia mit einer obszönen Schimpftirade.
Als das Mädchen uns sah, kam es gleich zu uns herübergelaufen. Ich gab Lenia mit einem Winken zu verstehen, dass ich mich der Sache annehmen würde, und forderte Milvia mit einem kurzen Nicken auf, hereinzukommen. Wir schoben sie in das, was als unser Empfangssalon herhalten musste, und drückten sie auf einen Hocker, blieben selbst aber stehen.
»Oh, was für ein süßes Baby!«, flötete sie, immun gegen jegliche Feindseligkeit.
»Bring das Baby ins andere Zimmer, Helena Justina. Ich will nicht, dass meine Tochter durch Straßenabschaum vergiftet wird.«
»Wie können Sie so etwas Gemeines sagen, Falco«, quiekte Milvia. Helena trug mit starrem Gesicht Julias Wiege hinaus. Ich wartete, bis sie zurückkam. Milvia schaute mich mit unschuldig aufgerissenen Augen an.
Als Helena wieder das Zimmer betrat, sah sie noch wütender aus als ich. »Wenn Sie hergekommen sind, um Petronius Longus zu besuchen, dann verschwenden Sie Ihre Zeit, Milvia.« Ich hatte Helena selten so verachtungsvoll gesehen. »Er wurde heute Morgen schlimm zusammengeschlagen und an einen sicheren Ort gebracht, fern von Ihrer Familie.«
»Nein! Ist Petronius verletzt? Wer hat ihm das angetan?«
»Ein Pöbelhaufen, geschickt von Ihrem Mann«, erwiderte Helena kalt.
Milvia schien nicht zu begreifen, daher fügte ich hinzu: »Von Florius, der in gereizter Stimmung zu sein scheint. Das ist alles Ihre Schuld, Milvia.«
»Florius würde nie …«
»Florius hat gerade. Woher weiß er von der Sache? Haben Sie es ihm gesagt?«
Diesmal schien Milvia ins Schwanken zu geraten. Sie errötete sogar. »Mutter muss es ihm gegenüber wohl erwähnt haben.«
Ich verbiss mir einen Fluch. Das war der Grund, warum Rubella gezwungen war, Petro vom Dienst zu suspendieren; Flaccida war zu gefährlich und hatte es sich zur Lebensaufgabe gemacht, die Vigiles in Schwierigkeiten zu bringen. »Da hat sie ja was Schönes angerichtet.«
»Ich bin froh , dass Florius es weiß!«, rief Milvia trotzig. »Ich möchte …«
»Was Sie bestimmt nicht möchten«, unterbrach Helena sie, »ist die Vernichtung von Petronius Longus. Er ist bereits schwer verletzt. Wachen Sie endlich auf, Milvia. Was heute passiert ist, wird Petronius nur dazu bringen zu überlegen, was er möchte. Ich kann Ihnen die Antwort darauf verraten: Petronius möchte seine Stellung zurück, und als liebender Vater möchte er seine Kinder wieder sehen.« Mir fiel auf, dass Helena seine Frau nicht erwähnt hatte.
Milvia schaute uns an. Sie hatte gehofft herauszufinden, wo er war, und merkte, dass wir es ihr nicht verraten würden. Da sie nur daran gewöhnt war, Befehle zu geben, wusste sie nicht weiter.
»Richten Sie Florius Folgendes aus«, wies ich sie an. »Er hat heute einen Fehler gemacht. Er hat zwei freie Bürger zusammenschlagen lassen, in meinem Fall ohne dauerhafte Schäden, aber es geschah vor Zeugen. Ich haben einen Ädilen, einen Richter und zwei altgediente Zenturionen, die mich unterstützen werden, wenn ich Florius vor Gericht bringe.« Helena sah
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