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Drei Hände Im Brunnen

Drei Hände Im Brunnen

Titel: Drei Hände Im Brunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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aufrechterhalten konnte, ein Vertreter seiner eigenen Kohorte zu sein. Wenn er mit einem Privatschnüffler aufgetaucht wäre, hätte ihn das sofort als Freiberufler entlarvt.
     
    Die Zyklopenstraße liegt nicht weit von der Straße der Ehre und Tugend entfernt, noch eine verkommene und unpassend benannte Zufluchtsstätte für Schlampen von zweifelhafter Herkunft. Was Marina mit einschloss, die verrückte Nudel und Freundin meines verstorbenen Bruders, die meine Nichte Marcia zur Welt gebracht hatte. Ich fühlte mich für Marina verantwortlich, da sie keinen Zweifel daran gelassen hatte, dass sie niemals gedachte, selbst Verantwortung zu übernehmen. Da ich nun schon einmal in der Nähe war, zwang ich mich, sie und das Kind zu besuchen.
     
    Vergebens. Ich hätte wissen müssen, dass es keinen Zweck hatte, während die Spiele im Gange waren. Marina war im Circus. Klar, dass sie sich die Chance, mit zweihunderttausend Männern zusammen zu sein, nicht entgehen ließ. Sie musste Marcia irgendwo abgeladen haben. Es war kaum jemand zu finden, den ich fragen konnte, und niemand wusste Bescheid. Ich hinterließ eine Nachricht, um Marina zu warnen, dass ein gefährlicher Bursche Frauen in ihrer Nachbarschaft entführte. Das würde sie völlig kalt lassen. Aber wenn sie dachte, dass ich in der Nähe auf Beobachtungsposten war, mochte es sie veranlassen, besser auf meine Nichte aufzupassen.
     
    Marcia war jetzt fast sechs. Sie schien ein fröhliches, gut angepasstes, lebhaftes Kind zu sein. Gott sei Dank. Helena und ich befanden uns nicht in der Lage, sie retten zu können.
     
    Ganz schön nervig. Mein Bruder Festus war im Krieg in Judäa gefallen, ohne zu wissen, dass er Marcia gezeugt hatte. Aus diversen Gründen, einigen davon edel, versuchte ich seinen Platz einzunehmen.
     
    Der Tag war brütend heiß, aber mich überrann ein kalter Schauer. Ich hoffte, der Aquäduktmörder war nicht in Versuchung, zu einem Kinderschänder zu werden. Marcia war viel zu freundlich mit allen Leuten. Mir graute vor dem Gedanken, dass meine kleine Lieblingsnichte mit ihrem unschuldigen Lächeln durch diese Straßen hüpfte, während ein perverser Schlächter auf der Suche nach ungeschütztem weiblichem Fleisch durch dieselbe Nachbarschaft streifte.
     
    Niemand war sicher. Als wir die erste stark verweste Hand gefunden hatten, schien uns deren anonyme Besitzerin so fern, dass Petro und ich neutral bleiben konnten. Wir würden sie nie identifizieren – und die nächste auch nicht. Jetzt kamen wir näher heran. Und damit begannen die Alpträume. Ich hatte genug über eines der Opfer erfahren, um das Gefühl zu haben, es zu kennen. Ich hatte gesehen, wie Asinias Tod ihrer Familie und ihren Freunden zusetzte. Asinia, Frau des Caius Cicurrus, zwanzig Jahre alt, hatte einen Namen und eine Persönlichkeit. Bald würde es nur zu leicht sein, nachts schweißgebadet aufzuwachen in der Furcht, dass das nächste Opfer jemand war, der mir nahe stand.
     
    Ich kehrte zurück zum Wachlokal der Fünften Kohorte; Petronius war bereits gegangen. Weil ich ganz in der Nähe war, wollte ich Bolanus in seiner Hütte aufsuchen, aber er war unterwegs. Ich hinterließ ihm eine Nachricht und teilte ihm mit, dass die entführten Frauen möglicherweise in seiner direkten Umgebung verschwanden und ich gern darüber mit ihm reden würde. Ich wollte wissen, ob es mögliche Zugänge zur Aqua Claudia oder einem der nahe gelegenen Wasserleitungssysteme gab.
     
    Nachdem es mir nicht gelungen war, drei verschiedene Personen zu finden, beendete ich meine Pechsträhne mit einem alten Privatschnüfflertrick – ich ging zum Mittagessen nach Hause.
     
     
    Ich sah Petronius erst spät am selben Abend wieder. Als die Schwalben im Dämmerlicht am geschäftigsten hin und her schossen, begab ich mich hinüber ins Büro, wo er gerade nach dem Abendessen abwusch. Genau wie ich war auch er zum Ausgehen angezogen. Wir trugen weiße Tuniken und Togen, um wie die üblichen Müßiggänger bei den Spielen auszusehen, hatten aber darunter Arbeitsstiefel an, die sich gut dazu eigneten, übles Gelichter in die Weichteile zu treten. Er hatte sich einen dicken Knüppel in den Gürtel unter der Toga gesteckt. Ich verließ mich auf den Dolch in meinem Stiefel.
     
    Wir schlenderten hinunter zum Tempel von Sonne und Mond, ohne viel miteinander zu reden. Petro blieb auf den Stufen des Tempels stehen. Ich ging ein bisschen weiter und nahm mir die Straße der Drei Altäre vor. Tagsüber war es eine

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