Drei Männer im Schnee
nicht wirken«, gab Hagedorn offen zu. »Aber ich will niemand anders sein!«
»Tun Sie’s mir zuliebe«, bat Schulze. »Mir haben die drei kleinen Katzen so gut gefallen.«
Der junge Mann kratzte sich am Kopf. »Also schön«, erklärte er.
»Aber bevor wir abreisen, geben wir durch Anschlag am Schwarzen Brett bekannt, daß das Hotel von irgendeinem Spaßmacher hineingelegt worden ist. Ja?«
»Das eilt nicht«, sagte Schulze. »Bis auf weiteres bleiben Sie, bitte, ein Rätsel!«
Das achte Kapitel - Der Schneemann Kasimir
Als die beiden miteinander durch die Halle gingen, war die Empörung groß. Das Publikum fand sich brüskiert. Wie konnte der geheimnisvolle Millionär mit dem einzigen armen Teufel, den das Hotel zu bieten hatte, gemeinsame Sache machen! So realistisch brauchte er seine Rolle wirklich nicht zu spielen!
»Einfach tierisch!« sagte Karl der Kühne, der beim Portier stand.
»Dieser Schulze! Das ist das Letzte!«
»Die Casparius und die Mallebré machen schon Jagd auf den Kleinen«, erzählte Onkel Polter. »Er könnte es haben wie in Abrahams Schoß!«
»Der Vergleich stimmt nur teilweise«, meinte der Direktor. (Er neigte gelegentlich zur Pedanterie.)
»Ich sehe schon«, sagte der Portier, »ich werde für Herrn Schulze eine kleine Nebenbeschäftigung erfinden müssen. Sonst geht er dem Millionär nicht von der Seite.«
»Vielleicht reist er bald wieder ab«, bemerkte Herr Kühne. »Die Dachkammer, die wir ihm ausgesucht haben, wird ihm auf die Dauer kaum zusagen. Dort oben hat es noch kein Stubenmädchen und kein Hausdiener ausgehalten.«
Onkel Polter kannte die Menschen besser. Er schüttelte das Haupt.
»Sie irren sich. Schulze bleibt. Schulze ist ein Dickkopf.«
Der Hoteldirektor folgte den beiden seltsamen Gästen in die Bar.
Die Kapelle spielte. Etliche elegante Paare tanzten. Sullivan, der Kolonialoffizier, trank den Whisky aus alter Gewohnheit pur und war bereits hinüber. Er hing auf seinem Barhocker, stierte vor sich hin und schien Bruckbeuren mit einer nordindischen Militärstation zu verwechseln.
»Darf ich vorstellen?« fragte Hagedorn. Und dann machte er Geheimrat Tobler und Johann, dessen Diener, miteinander bekannt.
Man nahm Platz. Herr Kesselhuth bestellte eine Runde Kognak.
Schulze lehnte sich bequem zurück, betrachtete, gerührt und spöttisch zugleich, das altvertraute Gesicht und sagte: »Doktor Hagedorn erzählte mir eben, daß Sie den Geheimrat Tobler kennen.«
Herr Kesselhuth war nicht mehr ganz nüchtern. Er hatte nicht des Alkohols wegen getrunken. Aber er war ein gewissenhafter Mensch und hatte nicht vergessen, daß er täglich mindestens hundert Mark ausgeben mußte. »Ich kenne den Geheimrat sogar ausgezeichnet«, erklärte er und blinzelte vergnügt zu Schulze hinüber. »Wir sind fast dauernd zusammen!«
»Sie sind vermutlich Geschäftsfreunde?« fragte Schulze.
»Vermutlich?« sagte Kesselhuth großartig. »Erlauben Sie mal! Mir gehört eine gut gehende Schiffahrtslinie! Wir sitzen zusammen im Aufsichtsrat. Direkt nebeneinander! «
»Donnerwetter!« rief Schulze. »Welche Linie ist das denn?«
»Darüber möchte ich nicht sprechen«, sagte Kesselhuth vornehm.
»Aber es ist nicht die kleinste, mein Herr!«
Sie tranken. Hagedorn setzte sein Glas nieder, zog die Oberlippe hoch und meinte: »Ich verstehe nichts von Schnaps. Aber der Kognak schmeckt, wenn ich nicht irre, nach Seife.«
»Das muß er tun«, erklärte Schulze. »Sonst taugt er nichts.«
»Wir könnten ja auch etwas anderes trinken«, sagte Kesselhuth.
»Herr Ober, was schmeckt bei Ihnen nicht nach Seife?«
Es war aber gar nicht der Kellner, der an den Tisch getreten war, sondern der Hoteldirektor. Er fragte den jungen Mann, ob ihm die Zimmer gefielen.
»Doch, doch«, sagte Hagedorn, »ich bin soweit ganz zufrieden.«
Herr Kühne behauptete, daß er sich glücklich schätze. Dann winkte er; und Jonny und ein Kellner brachten einen Eiskübel mit einer Flasche Champagner und zwei Gläser. »Ein kleinerBegrüßungsschluck«, sagte der Hoteldirektor lächelnd.
»Und ich kriege kein Glas?« fragte Schulze unschuldsvoll.
Kühne lief rot an. Der Kellner brachte ein drittes Glas und goß ein.
Der Versuch, Schulze zu ignorieren, war mißlungen.
»Auf Ihr Wohl!« rief dieser fidel. Der Direktor verschwand, um dem Portier sein jüngstes Leid zu klagen.
Schulze stand auf, schlug ans Glas und hob es hoch. Die andern Gäste blickten unfreundlich zu ihm hin.
»Trinken wir darauf«,
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