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Drei Männer im Schnee

Drei Männer im Schnee

Titel: Drei Männer im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Kästner
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und am rechten Ort«, behauptete Herr Kühne.
    »Und Sie sind nicht am rechten Ort«, sagte Onkel Polter.
    Da erhob sich Tante Julchen, trat dicht an Onkel Polter heran, wedelte unmißverständlich mit der rechten Hand und meinte:
    »Machen Sie, daß Sie fortkommen, sonst knallt’s!«
    »Lassen Sie den Portier in Ruhe!« befahl Schulze. Er stand auf.
    »Also gut. Ich reise. Herr Kesselhuth, würden Sie die Güte haben und ein Leihauto bestellen? In zwanzig Minuten fahre ich.«
    »Ich komme natürlich mit«, sagte Herr Kesselhuth. »Portier, meine Rechnung. Aber ein bißchen plötzlich!« Er verschwand im Laufschritt.
    »Mein Herr!« rief der Direktor hinterher. »Warum wollen Sie uns denn verlassen?«
    Tante Julchen lachte böse. »Sie sind ja wirklich das Dümmste, was
    ’raus ist! Hoffentlich gibt sich das mit der Zeit. Für meine Nichte und mich die Rechnung! Aber ein bißchen plötzlich!« Sie rauschte davon und stolperte über die Schwelle.
    Der Direktor murmelte: »Einfach tierisch!«
    »Wo sind die zweihundert Mark?« fragte Herr Schulze streng.
    »Sofort«, murmelte der Portier, holte die Brieftasche heraus und legte zwei Scheine auf den Tisch. Schulze nahm das Geld, winkte dem Ober, der an der Tür stand, und gab ihm die zweihundert Mark.
    »Die Hälfte davon bekommt der Sepp, mit dem ich die Eisbahn gekehrt habe«, sagte er. »Werden Sie das nicht vergessen?« Der Kellner hatte die Sprache verloren. Er schüttelte nur den Kopf.
    »Dann ist’s gut«, meinte Schulze. Er sah den Direktor und den Portier kalt an. »Entfernen Sie sich!« Die beiden folgten wie die Schulkinder.
    Geheimrat Tobler und Hilde waren allein. »Und was wird mit Fritz?« fragte Fräulein Tobler.
    Ihr Vater blickte den entschwindenden Gestalten nach. Er sagte:
    »Morgen kaufe ich das Hotel. Übermorgen fliegen die beiden hinaus.«
    »Und was wird mit Fritz?« fragte Hilde weinerlich. »Das erledigen wir in Berlin«, erklärte der Geheimrat. »Glaub mir, es ist die beste Lösung. Sollen wir ihm in dieser unmöglichen Situation erzählen, wer wir eigentlich sind?«
    Zwanzig Minuten später fuhr eine große Limousine vor. Sie gehörte dem Lechner Leopold, einem Fuhrhalter aus Bruckbeuren, und er saß persönlich am Steuer. Die Hausdiener brachten aus dem Nebeneingang des Hotels mehrere Koffer und schnallten sie auf dem Klapprost des Wagens fest. Der Direktor und der Portier standen vor dem Portal und waren sich nicht im klaren. »Einfach tierisch«, sagte Herr Kühne. »Der Mann schmeißt zweihundert Mark zum Fenster hinaus. Er läßt seine Freifahrkarte verfallen und fährt im Auto nach München. Drei Gäste, die er erst seit ein paar Tagen kennt, schließen sich an. Ich fürchte, wir haben uns da eine sehr heiße Suppe eingebrockt.«
    »Und das alles wegen dieser mannstollen Casparius!« meinte Onkel Polter. »Sie will den Schulze doch nur forthaben, damit sie besser an den kleinen Millionär heran kann.«
    »Ja, warum haben Sie mir denn das nicht früher mitgeteilt?« fragte Karl der Kühne empört.
    Der Portier dachte an die dreihundert Mark, die er bei der Transaktion eingesteckt hatte, und steckte den Vorwurf dazu. Dann kamen Tante Julchen und ihre Nichte. Sie waren mit Hutschachteln, Schirmen und Taschen beladen. Der Direktor wollte ihnen beispringen.
    »Lassen Sie die Finger davon!« befahl die Tante. »Ich war nur zwei Tage hier. Aber mir hat’s genügt. Ich werde Sie, wo ich kann, weiterempfehlen.«
    »Ich bin untröstlich«, erklärte Herr Kühne.
    »Mein Beileid«, sagte die Tante.
    Der Portier fragte: »Meine Damen, warum verlassen Sie uns denn so plötzlich?«
    »Er kommt aus dem Mustopf«, meinte Tante Julchen.
    »Hier ist ein Brief für Doktor Hagedorn«, sagte Hilde.
    Onkel Polter nahm ihn ehrfürchtig in Empfang.
    Das junge Mädchen wandte sich an den Direktor. »Ehe ich’s vergesse: wir haben vor sechs Tagen miteinander telefoniert.«
    »Nicht daß ich’s wüßte, gnädiges Fräulein!«
    »Ich bereitete Sie damals auf einen verkleideten Millionär vor.«
    »Sie waren das?« fragte der Portier. »Und jetzt lassen Sie Herrn Doktor Hagedorn allein?«
    »Wie kann ein einzelner Mensch nur so dämlich sein!« meinte Tante Julchen und schüttelte das Haupt.
    Hilde sagte: »Tantchen, jetzt keine Fachsimpeleien! Guten Tag, die Herren. Ich glaube, Sie werden lange an den Fehler denken, den Sie heute gemacht haben.«
    Die beiden Damen stiegen in Lechners Limousine. Bald danach erschienen Schulze und Kesselhuth. Schulze legte

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