Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)
warf den Speer leicht empor und fing ihn mit gedrehter Hand wieder auf.
Oreander erkannte, dass die Waffe in Angriffsposition gebracht wurde. Seine Hände überkreuzten sich wie zufällig über seinem fülligen Leib. Er spürte die Kühle zweier Dolchgriffe in seinen Handflächen. Unter den Falten seines Gewandes verborgen trug der dicke Diebesfürst zwei scharfgeschliffene Messer, die er nicht nur mit einer unheimlichen Geschicklichkeit im Kampf benutzen konnte, sondern auch mit tödlicher Sicherheit zu schleudern verstand.
Niemand ahnte, dass der dicke Oreander zu einer Wildkatze werden konnte, wenn er mit den beiden Messern den Tanz des Todes aufführte. Dann verschwamm der füllige Körper und bekam etwas Schlangenhaftes. Die beiden Dolchspitzen waren dann genauso tödlich wie die Giftzähne einer Viper. Cornich wurde bleich. Er sah, dass Oreander sein Vorhaben genau erkannt hatte. Seine Erinnerung schweifte an einige Situationen zurück, als er Oreander schon öfter in dieser Stellung gesehen hatte. Unmittelbar danach waren aufrührerische Mitglieder der >Flinken Hand< tödlich getroffen zusammengebrochen. Oreander gab niemandem eine Chance, der danach schielte, seinen Platz einzunehmen.
»Frieden!« knurrte Ilisath. »Den Streit könnt ihr nach der Arbeit austragen, wenn die Beute in Sicherheit ist. Oreander hat recht. Wir suchen einen anderen Eingang. Was auch immer dahinter lauert – es soll den Mut der Diebe von Salassar kennen lernen! Also folgt mir!«
Oreander fühlte sich nach vorn gerissen, als Ilisath, ohne weitere Worte abzuwarten, vorwärts stapfte. Es gelang ihm gerade noch, das Gleichgewicht zu behalten. Der Diebesfürst verbiss einen Fluch auf den Zähnen. Er sah ein, dass sein Gefolgsmann recht hatte. Sie mussten einen anderen Eingang in den Hügel finden.
Bei Thuollas schwarzem Schleier! Wer konnte wissen, wie weit Nallorge schon vorgedrungen war. Denn trotz des Staubes, den das Kamel bei dem Ritt aufgewirbelt hatte, hatten die Falkenaugen Oreanders den Meisterdieb mit seinen beiden Gefährten im Inneren des Hügels verschwinden sehen.
»Hier... ein Stollen... wie in einem Bergwerk!« stieß Ilisath aufgeregt hervor und riss Oreander aus seinem Grübeln. Mit der ausgestreckten Streitaxt wies er auf eine durch roh behauene Balken abgestützte Öffnung im Hügel.
»Wir werden hineingehen!« entschied Oreander. »Dieser Eingang ist so gut wie jeder andere. Cromos gebe uns den Mut und die Kraft, die Gefahren zu bestehen! «
»Wohl gesprochen!« nickte Ilisath. Dennoch wurde sein Gang zögernd, als er die Öffnung durchschritt und als erster in das unterirdische Reich eintrat. Seine Gefährten folgten ihm misstrauisch.
»Es ist so still und so friedlich hier!« murmelte Oreander. »Nicht einmal Wokat, der Gott des Verrates, würde misstrauisch. Es ist alles zu einfach, um . . .!«
Der dicke Diebesfürst konnte seinen Satz nicht vollenden. Denn die Gefahr, auf die seine gespannten Sinne warteten, holte ihn schneller als erwartet ein. Beißender Rauch drang in seine Nase. Im gleichen Augenblick wurde sein Rücken wie von siedendem Pech überströmt.
Mit einem angstvollen Krächzen wirbelte er herum. Was er sah, ließ eiskalte Todesfurcht in ihm aufsteigen. Der ganze Gang hinter ihm hatte sich in ein einziges Flammenmeer verwandelt. Von den Stützbalken sprühte feurige Lohe. Aus den Felswänden brachen Feuerströme hervor und hüllten den ganzen Gang in ein rotes Inferno, das wie eine gereizte Schlange auf die drei Diebe zuschoss.
Die erste Gefahr auf ihrem Wege. Und ein Gegner, den sie nicht bekämpfen konnten....
***
Ledrige Flügel klatschten, als sich das abnorme Wesen zum Fuß des Hügels hinab senkte. Aus den Nüstern drang rote Lohe eines verhauenen Feuerstrahls.
Doch wer in die Augen des Wesens sah, der erkannte, dass es nichts Böses vorhatte. Neugier und Abenteuerlust mischten sich darin mit einem Schimmer von kindlicher Einfalt.
»Hier bin ich also! « sagte er mit leisem Prahlen in der Stimme zu sich selbst. »Jetzt muss ich nur noch den Eingang finden. Und die Gefahren auf dem Wege... vor denen fürchte ich mich nicht... nein, ganz gewiss nicht!«
Nach diesen Worten schien das leichte Zittern des ledrigen Körpers vorbei zu sein. Unternehmungslustig tappten seine krallenbewehrten Füße vorwärts. Langsam wanderte er den Hügel hinauf. Seine
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