Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)
heiligen Gebeine des Drachenvolkes! « klang wieder der klagende Ruf Ashavars durch die Luft. Weil der weiße Drache die gemeinsame Sprache benutzte, konnten ihn die drei Menschen und der Schrat verstehen.
Doch sie wussten noch nicht, dass die Männer der »Seefalke« aus der Gedankenstarre des Churasis erwacht waren. Der Sinn von Ashavars Worten war dunkel für sie.
»Wenn mir jemand helfen würde, diese Frevler zu vertreiben - sie an ihrem lästerlichen Tun zu hindern... ich würde ihnen jeden Wunsch erfüllen! « brüllte der Drache. »Bei Dhasors Strahlenkranz und Dhaytors Angedenken - ich schwöre es. Warum kommt denn niemand, der mir hilft.
Ihr Götter! Ihr gütigen Götter!Wo seid ihr, den Frevlern ihr Tun zu wehren?! «
»Wir sind hier! Wir helfen dir! « hörte sich Ferrol plötzlich selbst rufen. Sina und Churasis sahen ihn entsetzt an. War der Prinz verrückt geworden?
Auch Ferrol selbst erbleichte. Er hatte impulsiv gehandelt. Doch jetzt ließ sich nichts mehr rückgängig machen. Das Schicksal musste seinen Lauf nehmen.
Die drei Menschen sahen, wie sich der weiße Drache empor richtete. Es war förmlich zu spüren, dass er versuchte, den Rufer zu wittern.
»Wessen war diese Stimme?« grollte Ashavar. »Bist du ein Gott, der mein Flehen erhört hat?«
»Nein. Ein ... ein ... ein Mensch! « stammelte Ferrol. Der Prinz erkannte, dass er sich jetzt herausreden musste. Er hatte vernommen, dass der Drache bei Dhasors Strahlenkranz geschworen hatte. Dieser Eid galt in der Adamanten-Welt als heilig und Ferrol wusste aus Erfahrung, dass die Drachen einen Schwur wesentlich genauer nahmen als ein Mensch.
Wenn es zum Letzten kam, konnten sie sich als größten Wunsch immer noch das Leben erbitten, nachdem sie dem Drachen geholfen hatten. Denn er hatte ja nur von Hilfe gesprochen, ohne den Erfolg zu erwähnen ...
»Ich spüre die Nähe von Menschen unten am Meeresstrand. Doch nicht hier, wo ich die Stimme vernehmen! « tönte Ashavars Stimme. » Du bist kein Mensch. Denn sonst würde ich dich erkennen. Wer von den Göttern bist du? Da du versucht hast, mich zu belügen musst du Wokat, der Gott des Verrates sein!«
»Ich bin Ferrol, Prinz von Mohairedsch! « gab Ferrol zur Antwort.
»Ich spüre dich nicht!« grollte der Drache. »Warum versuchst du, mich zu betrügen, Wokat? Was verlangst du für deine Hilfe?«
»Er ist wirklich ein Mensch! «mischte sich jetzt Wulo ein. »Öffne dein Innerstes, Ashavar, und empfange den Beweis! «
Sina hielt den Atem an, als sie merkte, wie der gewaltige Drachenkörper sich versteifte Nur noch sein Schnaufen und ein seltsames Kollern war zu vernehmen.
Scheu blickte das Mädchen auf den kleinen Schrat. In den sonst so lebhaft blickenden Knopfaugen des possierlichen Pelzwesens war eine unergründliche Leere eingetreten.
Zwischen dem Schrat und dem Drachen war eine geistige Brücke geschlagen, die über das menschliche Begriffsvermögen hinausging.
Für Sina schienen kleine Ewigkeiten zu vergehen. Eine unerträgliche Spannung lag in der Luft. Was würde nun geschehen? Drachen waren zwar Wesen mit Verstand und einer ganz eigenen Ethik. Doch ihre Reaktionen ließen sich absolut nicht vorausahnen.
Und das, was Soduur über den Wächter-Drachen berichtet hatte, klang alles andere als freundlich. Ashavar hatte den Auftrag, die Würde und Heiligkeit der Insel Saronai zu bewahren. Und diesen Auftrag führte er unter allen Umständen und mit gnadenloser Härte aus.
»Menschen! « stieß Ashavar plötzlich aus. » Ja, nun habe ich es erkannt. Doch sie sind tot. Wie wollen sie mir helfen?«
Keine Antwort. Nur ein kurzes Zischen des Schrates. Dann wieder die Starre, in die Wulo und Ashavar verfielen.
Churasis ahnte, dass hier Gedankenkräfte am Wirken waren, die selbst den Eingeweihten unbekannt waren. Von den Göttern erzählte man sich, dass sie sich gegenseitig Bilder und Handlungsabläufe über die Gedankenbrücke zuspielen konnte.
Für Menschen jedoch war es unmöglich. Churasis vermochte nur mit Wulos Hilfe manchmal, die Gedanken seiner Mitmenschen bruchstückhaft aufzunehmen.
Doch Wulo war ein Geschöpf des Wunderwaldes, zu denen im weitesten Sinne auch die Drachen zählten, obwohl Schloss Coriella an der Grenze dieses geheimnisvollen Waldes im Norden lag.
Die Wesen, die sich im Wald von Delyssiolina verbargen, verfügten über Kräfte, die niemand genau kannte. Hier gab es Magie, die über die Beherrschung der
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