Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)
den man nicht zu beherrschen vermag, saugt den Verstand und das Leben aus dem Frevler, der die Kühnheit besitzt, seine Kräfte lenken zu wollen.
Nur einen Khoralia-Kristall zwölfter Ordnung vermochten die Götter des Jhinnischtan wie auch die dunklen Herrn des Jhardischtan in ihrer Gemeinsamkeit zu beherrschen. Aber noch niemals in der Zeit, an welche Menschen zurückdenken können, war der Fall eingetreten, dass die Kraft eines Sternsteins dieser Art entfesselt und genutzt wurde.
Baran, der Herr der Weisheit, hatte wie gewöhnlich den Vorsitz der Götterversammlung übernommen. Gebannt sahen ihm die Unsterblichen entgegen.
»Wir alle wissen, dass sich die Zeit erfüllt, dass eins der besonderen Wesen dieser Welt eine... eine Veränderung erfährt!« erklärte Baran nach seiner üblichen, weitschweifigen Einführung, bevor er zum eigentlichen Thema kam. »Ihr alle wisst, von wem die Rede ist!«
»Wer hätte nicht von Rasako, dem Drachenlord, gehört!« redete Sabella für alle Anwesenden. »Was ist er eigentlich? Ein Gott? Ein Mensch? Oder ist er ein Drache?« Fragend sah die Göttin der Schönheit Baran an.
»Niemand weiß das mit endgültiger Gewissheit«, erklärte Baran langsam. »Es ist ein ewiges Geheimnis, das Rasako umgibt. Ihn und die Wesen, die vor ihm da waren. Menschen, die das Antlitz des Drachenlords sehen, sterben und vergehen im Nichts. Und die Drachen wahren sein Geheimnis. Seit den Tagen, da Riesen ihre Burg errichteten, herrscht immer ein Drachenlord über das Volk der Drachen!«
»Aber er ist nicht unsterblich. Und nicht unsterblich, wie wir Götter es sind!« warf Croesor ein. »Ich habe vernommen, dass sich auch über den Drachenlord einmal der Schatten senkt!«
»Beides ist richtig. Und doch trifft es nicht den Kern der Sache!« erklärte Baran, der sich, wie üblich, in der Gestalt eines alten, durchgeistigten Mannes mit schlohweißem, bis zu den Hüften herabfallendem Bart und ebensolchem Haupthaar zeigte. »Der Drachenlord vergeht im Nichts, um neu zu entstehen... wenn gewisse Umstände eintreten. Umstände, die uns hier und heute zusammen geführt haben. Denn wir befinden uns an einer Zeitenwende, wie die Menschen sagen. Ein Jahrtausend verging und ein neues dämmert herauf.
Jeder von uns Göttern spürt das. Und deswegen erkennt auch jeder, ohne es zu wissen, dass sie in dieser Zeit wieder erscheinen wird...!
„Sie?“ Das Wort, das Croesor aussprach, stellte für ihn wie für alle andern Götter lange Reihe von Fragen und gleichzeitig die Summe aller Fragen dar.
„Sie!“ nickte Baran und betonte das Wort mit solcher Festigkeit, dass weitere Fragen ausgeschlossen schienen. „Die Körperlose.“ setzte der Gott der Weisheit fünf Herzschläge später hinzu. „Die Körperlose! Ihr Geist wird kommen - oder er ist schon da. In ihr und mit ihr wird sich das Schicksal entscheiden!«
»Die Körperlose...die Schicksalsbringerin...sie kommt.“ flüsterte es scheu in den Reihen der Götter. „Eglyseya, die Drachenpriesterin!«
* * *
Zur gleichen Zeit am anderen Ende der Welt . . .
Im Zentrum des verzweigten Höhlenlabyrinths, das den Jhardischtan darstellte, hielten die dunklen Götter ebenfalls Rat. Auch sie verspürten die Dinge, die Baran im Jhinnischtan verkündet hatte.
»Eglyseya, die Priesterin der Drachen!« klangen ihre Stimmen, und die Worte hallten von den Wänden aus Fels und Stahl wider.
»Wer ist das, diese Drachenpriesterin?« fragte Zardoz unwirsch. Wokat winkte ihm, sein Temperament zu zügeln.
„Erzähl ihm, was du weißt, Bruder.“ forderte Fulcor, der Gebieter des Feuers, der den Vorsitz führten, den Gott des Verrats und der Niedertracht auf.
»Wer die Drachenpriesterin ist, wissen wir nicht. Vielleicht noch nicht. Aber unsere Brüder und Schwestern in der Kristallwelt wissen es auch nicht!« sagte der listige Gott mit der kleinen Gestalt, den roten Haaren und dem verschlagenen Gesicht. »Vielleicht war die Eglyseya einmal ein Götter-Wesen wie wir. Aber ein Götter-Wesen, das Dhasor vor langer Zeit zu sich genommen hat.
Vielleicht war sie auch eine Sterbliche, die mit seltsamen Kräften begabt war und deren Geist noch immer lebt und umgeht. Es mag auch sein, dass sie genauso geschaffen wurde wie die Drachen, oder dass sie entstand wie der Drachenlord selbst. Was wissen selbst wir Götter von den Geheimnissen, von denen das Geschlecht der Drachen umwoben ist?«
»Du sagst... der Drachenlord entstand?« fragte Cromos
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