Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)
zunehmen, wenn man es nur geschickt anstellte. Dennoch wurde das Mädchen, für das sie die Schläge bezog, niemals ihre Freundin. Erst nach mehr als einem Jahr war es Sina gelungen, zu entfliehen, sich nach Salassar durchzuschlagen und dort unterzutauchen.
Und dann hörte sie, dass ihre Eltern, als sie die Wahrheit vom Schicksal ihrer Tochter hörten, mit einem rasch wirkendem Gift ihrem Leben ein Ende setzten, weil das, was geschehen war, Schande über die Familie gebracht hatte.
Und am Grab ihrer Eltern erneuerte Sina ihren Rache-Schwur. Die Zeit würde kommen, an denen sie diesen Schwur erfüllen konnte.
Seit dieser Zeit nahm sich Sina, was sie zum Leben brauchte. Aber sie nahm es nur bei denen, die so viel Überfluss hatten, dass sie sich alles kaufen konnten. Auch die Liebe einer Frau. Selbst wenn diese Liebe geheuchelt war. Oder den Körper eines jungen Mädchens, den gewissenlose Schurken in den Gassen fingen und in ihre Häuser schleppten. Alles konnte man kaufen, wenn man nur genug Geld hatte.
Geld - was ein kühnes Diebes-Mädchen reizen konnte.
Nicht lange darauf redete man in Salassar von einer tollkühnen Diebin, die überall wie ein Schatten auftauchte, zuschlug und verschwand. Die herbeieilenden Wachen hatten stets das Nachsehen. Und sehr bald war die „Katze von Salassar„ das Tagesgespräch der Stadt.
Kein Wunder, dass bald ein ungewöhnlicher Preis auf ihren Kopf ausgesetzt war. Aber wie ihre Namensgeberin, die Katze, verschwand Sina nach jedem erfolgreichen Beutezug über die Dächer der Stadt und nur aus der Ferne hörten die Bestohlenen ihr silberhelles Lachen.
Alle Versuche, Sina zu fangen, scheiterten. Überall wurde gemunkelt, dass sie mit übernatürlichen Wesen in Verbindung stände. Die Bekanntschaft der "Katze von Salassar" mit dem seltsamen Zauberers Churasis gab diesen Gerüchten neue Nahrung. Und vielleicht war dieser Abenteurer und Herumtreiber Ferrol, der seit einigen Monden Sinas Gefährte war, ja gar kein Mensch, sondern eins der Geisterwesen, die ihr bei den Diebeszügen halfen.
Dass die Katze von Salassar jedoch weder durch einen Zauberer noch durch Geister geschützt wurden, hatte man ja nun festgestellt, weil sie endlich gefangen war. Mochte ihr Unsterbliches, das in den letzten Zuckungen am Galgen ihrem Körper entfloh, selbst zum Geist werden, der zur Nachtstunde umging. Wichtig war nur, dass sie niemals wieder Gold, Juwelen und andere Kostbarkeiten stehlen konnte.
Wenn wieder die Stimme vom Minarett des Dhasor-Tempels die Stimme des Gebets-Mahners ertönte, war die Katze von Salassar für die Schatzkammern der Reichen keine Gefahr mehr...
„Wie ich sehe, sind auch einige deiner lieben Berufskollegen anwesend!" grinste Entrenadas, einer der Wächter auf dem Henkers-Karren und lenkte Sinas Gedanken von den lange zurück liegenden Ereignissen ab. „Wenn mich meine müden Augen nicht täuschen, hocken in der Loge da oben in trauter Eintracht die beiden Vorstände der Diebesgilden. Und ich wette meinen Kopf gegen eine verschrumpelte Zwiebel, dass diese Spitzbuben ganz froh darüber sind, auf diese Art eine lästige Rivalin los zu werden."
„Kann schon sein!" nickte Sina, und ein verkrampftes Lächeln glitt über ihr Gesicht, aus dem de Haß auf den Oberherren und die Reichen der Stadt langsam wich. „Die Herren der Diebesgilden wollten mich oft dazu zwingen, mich einer ihrer Zünfte anzuschließen. Doch ich habe meine Beute lieber auf eigene Rechnung gemacht. Die Abgaben, die man nach einem erfolgreichen Beutezug an die Diebesgilde zahlt, ist genau so unverschämt hoch wie die Steuern des Oberherren."
„Vielleicht waren es ja die Vorsteher der Diebesgilden, die den Wachen einen Tipp gegeben und dich ans Messer geliefert haben!" mutmaßte der Hakennasige. „Na, ist ja auch egal, Mädchen, wer den Wachen gesteckt hat, dass du ausgerechnet ausgerechnet ins Haus Bökhmas, des Gierigen, einsteigen wirst. Nur noch wenige Spannen, dann sind wir am Schafott. Halt noch etwas aus und enttäusche das Gaunerpack da oben, indem du ihnen nicht das Schauspiel bietest, dass sie erwarten. Die warten doch nur darauf, dass du gleich zusammenbrichst und um dein Leben flehst!"
„Das fehlte noch, dass ich mich hier vor den Herren der Diebesgilden gehen lasse" knirschte Sina. „Oreander, der Patriarch von der Gilde der 'Flinken Hand' hat mal versucht, mich zu vernaschen. Er hatte mich zu einer Art 'Geschäftsessen'
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