Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)
tanzen. Sie bewegten sich so anmutig und graziös, dass Churasis von diesem Schauspiel förmlich mitgerissen wurde. Die Mädchen waren nur sehr leicht bekleidet, und fast wäre Churasis aufgesprungen, wenn ihm nicht plötzlich sein Magier-Gelübde eingefallen wäre.
»Der Tanz zu Ehren von Alessandra, der Göttin der Liebe!« vernahm Churasis die Stimme Scamittars. »Sahst du ihn jemals in so vollendeter Schönheit?« Churasis brachte nur ein heiseres Krächzen heraus. Er hatte diesen Tanz noch niemals zuvor gesehen - aber viel davon gehört. Nur die Reichen konnten den Priestern so viel Geld geben, dass man sie zu dieser Zeremonie in den Tempel Alessandras einließ.
Immer schneller und wilder wurde die Musik, immer ekstatischer die Bewegungen der Mädchen. Die schlanken Körper drehten und wandten sich in ungestilltem Verlangen. Keuchender Atem drang an Churasis Ohr.
Dann schoben sich Hände zwischen die Perlenschnüre und ...
... in diesem Augenblick krachte der Riegel. Die Tür wurde aufgestoßen.
Das Licht einer Fackel erhellte den Raum und riss Churasis aus seinem Traum. Im Halbdunkel erkannte er das edel geformte Gesicht des Prinzen Ferrol.
»Du Idiot!« stöhnte Churasis. »Du Horn-Ochse!«
Verständnislos sah ihn Ferrol an ...
* * *
Leise wie ihre Namensvetterin, die Katze, huschte Sina durch die Gänge. Immer wieder machte sie das Klopfzeichen an den Türen aus wurmstichigem Holz. Doch stets war dahinter nur wehklagendes Jammern und Unschulds-Beteuerungen, niemals aber die Stimme des Magiers zu vernehmen.
Einige Male traf sie mit Ferrol zusammen, der ebenfalls die Zelle des Freundes noch nicht gefunden hatte. Sina war schon fast entmutigt, als sie und Ferrol in die letzten, auf dieser Ebene verbliebenen Gänge hinein huschten. Doch plötzlich vernahm das feine Gehör der Diebin Stimmen, die aus der Tiefe des Ganges zu ihr herüber drangen. Sinas Neugier war geweckt. Sie überprüfte den Sitz ihres Kurzschwertes und schirmte das Licht ihres kleinen Öllämpchens so ab, das es keinen verräterischen Schein geben konnte. Je weiter Sina vordrang, um so besser konnte sie den Worten lauschen.
Dort hinten wurde ein Komplott geschmiedet. Ein Aufstand gegen die Herrschaft von Mohairedsch!
Und die Ermordung des Sarans von Ugraphur!
Aus der zum Gang hin geöffneten Tür sah Sina einen Lichtschein hinausfallen. Ein kurzer Hauch ihrer Lippen löschte das verräterische Lampenlicht. Leise stellte Sina die Öllampe auf den Boden und legte die Rechte auf den Knauf ihres Kurzschwertes.
Vorsichtig schlich sie zur Tür und lugte in die Kammer dahinter. Und dann musste sie alle Beherrschung aufbringen, um nicht die Waffe aus der Scheide zu reißen und mit einem wilden Kampfschrei vorzustürmen. Denn sie erkannte Pholymates, den Oberherrn von Salassar, der mit einer Frau redete, die Sina den Rücken zugewandt hatte. Doch der Anblick des verhassten Kaufmanns ließ Sinas Blut in Wallung geraten. Während sie die Worte, die gesprochen wurden, sehr gut vernahm, erinnerte sich Sina an Tage, die in der Vergangenheit lagen ...
... an jene Tage, wo sie vierzehn Jahre alt gewesen war und davon geträumt hatte, von einem tüchtigen Handwerksburschen vor Dhasors Altar geführt zu werden. Manchmal allerdings leuchteten Sinas Augen auf, wenn sie von den Märchenerzählern auf den Märkten und Basaren Geschichten von kühnen Prinzen vernahm, die sich in einfacher Kleidung unter das Volk mischten; von gerissenen Dieben, die reiche Kaufleute bestahlen, um ihre Beute mit den Armen zu teilen, oder von Kriegern, die Schätze fanden und Prinzessinnen heirateten.
Sinas Eltern waren einfache Handwerker, in deren Haus kein Überfluss, aber auch keine Not herrschte. Für die Priesterschule hatten sie jedoch kein Geld übrig. Die Handwerker in den Straßen brachten den Kindern bei, was sie wußten. So lernte Sina bei den Zeltmachern, Seile zu knüpfen, und bei den Kupferschmieden, wie man Schlüssel herstellte. Ein Schuster unterwies sie in der Kunst des Lesens und des Schreibens.
So nahte der Tag heran, an dem das Jahresfest im Tempel der Sabella stattfand. An diesem Tag kamen alle Mädchen von Salassar, die in diesem Jahr das vierzehnte Lebensjahr vollendeten, im Tempel der Göttin zusammen und beteten um die Gabe von Schönheit und Anmut.
In feierlichem Zeremoniell wählten die Priesterinnen Sabellas und der anwesende Oberherr von Salassar das schönste Mädchen der Stadt aus, das in
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