Drei Tage voller Leidenschaft
ebenfalls zum Gehen aufgefordert hatte, spottete er: »Madame, müssen Sie sich eigentlich ständig mit diesen liebeskranken jungen Hunden umgeben? Man sollte meinen, daß Sie deren Unterhaltung schnell überdrüssig werden.«
»Sie haben gut reden, Prinz Kuzan. Sind denn süße, geistlose junge Damen nicht genauso langweilig? Ich schwöre, das blonde Ding ist zu nichts anderem fähig als zu Gekicher und Erröten.«
»Ach, Madame, wie wahr. Sie ist zwar nicht völlig geistlos, steht aber so kurz davor, daß es kaum einen Unterschied ausmacht.« Nikki seufzte und zuckte beredt mit den Achseln. »Daher glaube ich, meine Pflichttänze mit ihr absolviert zu haben. Meine Vergangenheit der Untugenden und der Ausschweifungen haben mich nur selten in Kontakt mit tugendhaften jungen Damen gebracht.«
Diese direkte Bemerkung war grausam und bewußt.
Alisas Augen funkelten vor Wut, während sie verächtlich schnurrte: »Vielleicht, Prinz Kuzan, brauchen Sie mehr Vertrautheit mit tugendhafteren Beschäftigungen. Wer weiß, vielleicht sind Sie nicht völlig unrettbar verloren. Ein paar Nachmittage oder Abende in Gesellschaft dieser rosa Zuckerpuppe könnten sich als sehr lohnend heraussteilen.«
»Madame, Sie müssen verrückt sein! Zwei Tänze haben gereicht, um mir Kopfschmerzen zu machen. Ich gehe jetzt los, um mir das perfekte Heilmittel zu besorgen – eine Flasche Branntwein. Würden Sie mir dabei Gesellschaft leisten, meine Süße?«
»Danke, nein. Ich werde mich weiterhin mit diesen jungen Galanen unterhalten, in der Hoffnung, mich vielleicht aus den Abgründen der Untugenden zu erheben, wie Sie es so offen ausdrückten. Diese jungen Herren haben einen erfrischenden Charme.«
Nikki hatte keine festen Vorstellungen von der Moral einer Frau, aber seine Ansichten über die Moral seiner Geliebten waren eindeutig.
»Wie Sie wünschen, solange sie Ihnen nichts weiter als Unterhaltung bieten. Ich ziehe es vor, daß Ihr Charme ausschließlich mir Vorbehalten bleibt«, beendete er und wartete amüsiert auf Alisas stürmische Reaktion.
»Wir sind nicht alle so wahllos in unseren Ausschweifungen wie Gräfin Amalienborg, Monsieur.«
»Wie beruhigend, meine Liebe.« Damit hob Nikki ihre Hand an die Lippen und hauchte seinen warmen Atem über Alisas Fingerspitzen, während er gleichzeitig sanft über ihre Handfläche strich.
»Adieu meine Liebe, bis später«, murmelte er ungerührt, während Alisa bei seiner Berührung errötete und versuchte, ihm die Hand zu entreißen. Er hielt ihre Finger bewußt einen Moment länger, ehe er sie freigab, verbeugte sich leicht grinsend, drehte sich um und schlenderte zum Kartentisch.
Alisa zwang sich, die aufwallende Hitze nach Nikkis Berührung zu unterdrücken. Verdammt! Seine bloße Berührung jagte ihr schon sinnliche Schauder durch den ganzen Körper. Sie schüttelte sich unter den ungebetenen Wellen und blickte in grimmiger Entschlossenheit zu Leutnant Polowtzew hoch, der als erster wieder an ihrer Seite auftauchte.
Zehntes Kapitel
Der wütende Liebhaber
Fast die ganzen zwei letzten Wochen war Alisa nun von Prinz Michail und Prinzessin Kaisa-Leena zu einem wahren Strom von Gesellschaften, Bällen und Abendessen begleitet worden; der Prinz schien entschlossen, dafür zu sorgen, daß sich Alisa auch ohne Nikki amüsierte. Der Vater hatte Alisa mit leicht boshafter Absicht den Armen Nikkis entzogen, denn er wußte, wie sehr sein Sohn Frauen brauchte. In Alisa herrschten bloß Wut und Rachsucht vor, denn sie wollte Nikolai Michailowitsch Kuzan zeigen, daß sie durchaus in der Lage war, auch ohne ihn ihren Spaß zu haben.
Trotz Alisas rachsüchtiger Absichten wachte sie eines Morgens nach einem besonders anstrengenden Abend auf und beschloß, so könne es nicht weitergehen. Sie mußte hier raus. Sie war erschöpft, ihr war übel, und sie mußte sich gleich wieder übergeben. Der Ball gestern abend hatte bis vier Uhr in der Frühe gedauert. Als sie endlich zu Hause war, hatte sie nur schlecht geschlafen. Die fiebrigen Aktivitäten verlangten ihren Zoll, und sie fand es immer schwerer, höflich und begeistert zu wirken. Man mußte stets fröhlich, lebhaft und interessiert scheinen, während der einzige Mann, der sie von all den Menschen wirklich interessierte, sie kaum zur Kenntnis nahm. Diese Strategie klappte nicht. Egal wie freundlich Nikkis Eltern auch waren, sie beschloß in ihrer Mischung aus Erschöpfung, Verzweiflung und Kummer, das Haus zu verlassen.
Alisa schickte einen
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