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Drei Unzen Agonie

Drei Unzen Agonie

Titel: Drei Unzen Agonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Charakter. Ich erinnere nur daran, daß Sie
imstande waren, die Tochter Ihres Chefs im zarten Alter von achtzehn Jahren zu
verführen - noch dazu im Labor Ihres Arbeitgebers .«
    »Was?« Er sah ganz
niedergeschmettert aus und erinnerte mehr denn je an ein Kaninchen. »Das hat Ihnen Maxine auch erzählt ?«
    »Sie hat mir alles erzählt«,
erklärte ich schlicht. »Sie braucht jemanden, dem sie sich anvertrauen kann,
und da bin ich der richtige Mann. Viele Frauen sind der gleichen Meinung .« Ich lächelte bescheiden. »Wahrscheinlich liegt es am
Profil .«
    »Ist ihr denn nichts mehr
heilig zwischen Mann und Frau ?« Er fuhr sich mit
beiden Händen durch das dicke lockige Haar und starrte waidwund zur Decke.
»Schreckt sie denn vor keiner Lüge zurück ?«
    »Sie haben sie wohl gar nicht
verführt ?«
    »Ich gebe zu, daß es zu einem
kleinen Zwischenfall kam«, versetzte er steif, »aber ich habe sie gewiß nicht
verführt. Man könnte eher sagen, daß das Umgekehrte zutrifft .«
    »Sie behaupten immer, daß das
Umgekehrte zutrifft«, stellte ich säuerlich fest. »Beispielsweise auch, daß
nicht Maxine, sondern Ihnen die Parfümformel gestohlen wurde .«
    »Das stimmt auch, aber ich kann
nicht erwarten, daß Sie mir glauben, da Sie ja für Maxine tätig sind, Mr. Boyd.
Ihr geht es allein darum zu verhindern, daß ihr Bruder nach seinem Geburtstag
die Geschäftsleitung der Firma übernimmt. Ich vermute, daß Ihnen Geld mehr gilt
als Berufsethos, sonst würden Sie ihr nicht helfen .«
    »Erst verführten Sie sie, dann
ließen Sie sie sitzen«, fuhr ich geduldig fort. »Aber als ihr Vater starb,
rächte sie sich. Sie verloren Ihren Posten an Leo Stahl und mußten sich mit der
Stellung des Assistenten zufriedengeben. Das konnten Sie nicht schlucken,
deshalb kündigten Sie und gründeten Ihre eigene Firma .«
    »Und ich hatte recht damit«,
meinte er nachdrücklich. »Ich sehe heute, daß das, was ich früher für
kindlichen Trotz hielt, sich jetzt zu Haß und Rachsucht ausgewachsen hat. Ich
sagte Ihnen ja schon, daß Maxine dringend psychiatrischer Behandlung bedarf,
Mr. Boyd. Sie ist ein kranker Mensch .«
    »Und mannstoll dazu?«
    Überraschung flammte in seinen
Augen auf, als er mich anstarrte. »Maxine mannstoll? Nein, der Meinung war ich
nie. Sie ist gewiß eine leidenschaftliche Frau, aber doch nicht unersättlich.
Wie kommen Sie auf diesen Gedanken, Mr. Boyd ?«
    »Wenige Monate, nachdem Ihre
Heiratspläne ins Wasser gefallen waren, nahm sie sich einen Geliebten. Er lebte
praktisch bei ihr im Haus«, erklärte ich.
    »Kenne ich ihn ?« fragte er begierig.
    »Leo Stahl.«
    »Stahl !« Er brach in dröhnendes Gelächter aus. Dann schwieg er unvermittelt. »Das ist
wohl wieder einer von Ihren schlechten Scherzen, was ?«
    »Es ist kein Scherz .«
    »Mr. Boyd«, sagte er
beschwichtigend, »können Sie sich in Ihren wildesten Träumen vorstellen, daß
ein Mann von Leo Stahls Schlag einer schönen und intelligenten Frau wie Maxine
Lord jemals anziehend erscheinen könnte ?«
    »Nein«, gestand ich, »aber wahr
ist es trotzdem .«
    »Aha!« Er klatschte scharf in
die Hände. »Ich habe die Lösung. Sie würde nicht daran denken, sich mit Stahl
einzulassen, wenn sie dabei nicht einen Plan verfolgte. Sie brauchte ihn für irgend etwas . Was wollte sie wohl von ihm? Natürlich, er
sollte meine Formel stehlen .« Fremont lehnte sich
zurück und faltete die Hände auf der Brust. Ein schlaues Lächeln erhellte sein
Gesicht. »Natürlich, das ist die Lösung .«
    »Ich weiß, daß ich geistig ganz
normal war, als ich hier hereinkam«, murmelte ich, »aber jetzt haben Sie mich
vollkommen verwirrt. Ich kann nicht mehr sagen, wer von uns beiden verrückt ist .«
    »Ich zumindest stelle logische
Überlegungen an«, erklärte er kalt.
    »Vielleicht sollte ich mal
versuchen, mir Ihren Gedankengang klarzumachen? Maxine überredete Stahl, Ihnen
die Formel zu stehlen. Danach brachte sie ein Parfüm auf den Markt, das mit
Ihrem identisch war. Gleichzeitig brachten Sie Ihr Parfüm heraus. Wenige Wochen
später zog Maxine ihr Erzeugnis vom Markt zurück und nahm einen enormen
finanziellen Verlust in Kauf. All das, um zu beweisen, daß die Formel, die sie
in Wirklichkeit Ihnen gestohlen hatte, ihr gestohlen worden war, und zwar von
ihrem Bruder. Sie hofft mit diesem Manöver zu erreichen, daß ihr Bruder seiner
Erbschaft verlustig geht .«
    »Genau, Mr. Boyd.«
    »Um auf einen so verdrehten
Plan zu verfallen, muß man wirklich nicht ganz

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