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Drei Unzen Agonie

Drei Unzen Agonie

Titel: Drei Unzen Agonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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der Zeit, einmal meinem
Büro eine Stippvisite abzustatten und nachzusehen, ob sich in den letzten paar
Tagen etwas Besonderes getan hatte .
    Ich war in der vergangenen
Nacht erst gegen vier Uhr morgens ins Bett gekommen. Cindy Vickers hatte mir
den Weg zum Lieferantenausgang gezeigt, und wir waren auf unserer Flucht
niemandem begegnet. Nachdem wir ungefähr fünf Straßenzüge zu Fuß gegangen
waren, erwischten wir endlich ein Taxi. Ich setzte sie vor dem Haus ab, in dem
Jonathan Lord wohnte, und fuhr dann nach Hause. Es war kurz nach Mittag, als
ich erwachte. Der Besuch bei Fremont war also an diesem Tag mein erstes
Unternehmen gewesen.
    Fran Jordan — meine rothaarige
Sekretärin mit den grünen Augen — blickte leicht überrascht auf, als ich das
Büro betrat. Sie sah wie immer ausgesprochen appetitlich und zum Anbeißen
hübsch aus. Sie trug einen dünnen Pullover mit passendem Rock und dazu
grobmaschige Wollstrümpfe, die farblich auf das Ensemble abgestimmt waren. Die
Wirkung war großartig.
    »Ich habe verschiedentlich in
Ihrer Wohnung angerufen, aber vergeblich«, bemerkte sie. »Daraufhin kam ich zu
dem Schluß, daß Ihre Gläubiger Sie entweder endlich erwischt hätten oder daß
Sie selig entschlafen wären. Ich hoffe, es war nichts Triviales .«
    Ich stützte mich auf ihren
Schreibtisch und beugte mich vor, so daß ihr Gesicht nur Zentimeter von dem
meinen entfernt war. Dann schloß ich die Augen und atmete tief und vernehmlich
ein.
    »Was darf’s denn sein ?« fragte sie. »Ein sanftes Kraulen hinterm Ohr oder ein
saftiger Knochen?«
    »Ihr Parfümgeschmack ist gut«,
stellte ich fest und richtete mich auf. »>Agonie<, was?«
    Ihre Augenbrauen hoben sich ein
wenig. »Seit wann interessieren Sie sich denn für Parfüms ?«
    »Seit ich den neuen Auftrag
angenommen habe, der mir soviel Arbeit macht, daß ich nicht mal mehr Zeit zum
Schlafen habe .« Ich lächelte schmerzlich. »Es macht
mir ja nichts aus, daß ich nicht mehr zum Schlafen komme, solange es Geld
einbringt. Aber hin und wieder muß man einfach mal ausspannen. Fran, was halten
Sie davon, wenn wir heute abend ...«
    »Ich bin verabredet«,
unterbrach sie mich. »Mit einem sehr netten Mann, dem man vertrauen kann. Bei
Ihrer Art von Freizeitgestaltung muß man sich als Frau erst eine Rüstung
anlegen, Danny .«
    »Komisch, daß Sie das sagen«,
meinte ich liebenswürdig. »Ich habe vor kurzem ein Mädchen kennengelernt, die
genau das tut. Halten Sie es für möglich, daß sie unter einem Komplex leidet ?«
    »Ich glaube eher, daß Ihr Ruf
Ihnen vorausgeeilt ist und daß sie sich deshalb wappnete«, erwiderte Fran.
Ȇbrigens hat den ganzen Tag ein gewisser Stahl versucht, Sie zu erreichen. Er
sagt, es wäre dringend, und läßt Sie bitten, ihn heute abend nach sieben in seiner Wohnung aufzusuchen .«
    »Wird gemacht .« Ich nickte. »Sonst noch was?«
    »Eine Frau namens Maxine Lord
hat eine Nachricht für Sie hinterlassen .« Frans Augen
wirkten eine Schattierung grüner. »Ich wette, daß die bestimmt keine Rüstung
trägt. Sie läßt Ihnen ausrichten, daß die Abmachung weiterhin gilt und daß sie
davon absieht, Ihnen das Taxigeld zu schicken. Klingt das plausibel ?«
    »Sehr .«
    »Ansonsten hat sich nichts
ereignet. Wollen Sie noch irgend etwas, ehe ich gehe, um mich für meine
Verabredung zu verschönern ?«
    »Wenn er so vertrauenswürdig
ist, warum geben Sie sich dann überhaupt damit ab ?« brummte ich. »Was spielt es da schon für eine Rolle, wie Sie aussehen ?«
    Sie maß mich mit einem
mitleidigen Lächeln. »Sie meinen wohl, ich würde meine Erfüllung darin finden,
mein Leben lang in Ihrem Büro zu hocken und hier alt und grau zu werden ?«
    »Warten Sie nur, bis sich
herausstellt, daß der vertrauenswürdige Mann Anwerber für eine Bande von
Mädchenhändlern ist«, sagte ich schadenfroh. »Schicken Sie mir auf jeden Fall
eine Postkarte, wenn Sie an Ihrem Bestimmungsort angelangt sind .«
    Sie lächelte mir flüchtig auf
die ihr eigene Art zu, die nicht zu deuten ist, und stand dann auf. Sie nahm
ihre Handtasche und ging zur Tür.
    »Ein Mädchen mit Ihrem
Aussehen«, bemerkte ich, »wird nie alt .«
    »Ich bestimmt nicht, zumindest
nicht hier«, versetzte sie. »Auf bald, Danny.«
    »Auf bald.« Ich zuckte die
Schultern und sah sie mit leidender Miene an. »Dieser Auftrag hat es wirklich
in sich .«
    »Hm, daraus könnten sich
Probleme ergeben .« Sie blieb an der Tür stehen und musterte
mich teilnahmsvoll. »Wohin soll ich

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