Drei Worte, die das Glueck bedeuten
Kaminfeuer. Das erschien ihr weit weniger riskant.
„Wie sieht es denn bei dir aus?“ fragte Deke.
Also erzählte sie von ihrem Leben in Paris, davon, wie viel sie dort am Institut gelernt hatte und wie sehr sie daran gewachsen war. Sie berichtete von ihren Fortschritten als Fotografin, ihren besonderen Stärken und Interessen und davon, wie sie JeanYves kennen gelernt hatte. Sie redete ziemlich viel von JeanYves.
Es war so, als müsste sie sich ihn gerade jetzt in Erinnerung rufen und sich noch einmal bewusst machen, wie sehr sie sich geliebt hatten. Um das zu unterstreichen, sprach sie auch von den Kindern. Sie wusste nicht, ob Deke das alles überhaupt hören wollte, aber sie musste diese Dinge einfach erzählen.
„Die Kinder sind das Allerwichtigste in meinem Leben“, schloss sie.
Deke lächelte ihr über den Rand seines Weinglases zu, der Schein des Feuers spiegelte sich in seinen Augen wider. „Ich weiß, was du meinst.“
„Das glaube ich dir“, sagte sie. „Jetzt, wo du selbst Vater bist… Obwohl mich das schon ein bisschen überrascht, weil du dir doch nie Kinder gewünscht hast.“
Deke rieb sich den Nacken. „Dich hat das nicht halb so sehr überrascht wie mich.“
Erin zog die Brauen hoch. „Meinst du damit, dass das Kind… ungeplant war?“
„So kann man es auch nennen. Letzten Sommer ist eine Sozialarbeiterin bei mir aufgetaucht, um mir zu sagen, dass ich Vater eines Jungen bin.“
„ Wie bitte?“ Erin starrte ihn entgeistert an.
Deke lächelte schief. „Das war der Schock meines Lebens.“ Dann erzählte er Erin von Zacks Mutter Violet und wie sie ihm als Erstes klar gemacht hatte, dass sie an einer festen Bindung nicht interessiert war.
Erin lauschte fasziniert und war dabei insgeheim beeindruckt von Violets direkter Art, sich zu nehmen, was sie wollte. Davon hätte sie sich gern eine Scheibe abgeschnitten.
„Ja, Violet war geradeheraus“, berichtete Deke. „Sie ließ sich durch niemanden einengen, war immer unterwegs… aber sie kam auch immer wieder zu mir zurück. Alle paar Jahre kam sie in Santa Fe vorbei, und wir… haben dann etwas Zeit miteinander verbracht.“
Erin spürte, dass sie eifersüchtig auf diese Frau war, die immer wieder so ungehindert durch Dekes Leben gerauscht war. Doch sie sagte nichts dazu, sondern wartete bloß ab. Und schließlich redete Deke weiter.
„Ich dachte immer, dass ich genau das Gleiche wollte wie Violet. Zwei unabhängige Erwachsene, ohne feste Bindung… Du kannst so etwas wahrscheinlich gar nicht nachvollziehen, du warst ja immer eher der Typ «fürs Heiraten und Kinderkriegen. Aber ich dachte, dass es bei mir funktionieren würde. Violet hat mir auch gesagt, dass sie gar keine Kinder bekommen kann.
Das hatte ihr mal ein Arzt erzählt, nachdem sie als Teenager einen schweren Reitunfall hatte. Nun denn, er hatte sich ganz offensichtlich geirrt.“ Deke schenkte sich ein weiteres Glas Wein ein, dann füllte er Erins auf.
„Vielleicht hat sie sich aus deswegen dafür entschieden, die Welt zu bereisen“, überlegte er laut. „Weil sie nicht durch ein Kind gebremst werden konnte. Aber dann kam Zack.“
„Aber sie hat dir nichts davon erzählt?“
„Nein. Sie dachte sich wohl, dass ich nichts davon wissen wollte. Sie wusste ja, dass ich kein Interesse daran hatte, eine ramme zu gründen. Obwohl sie mir irgendwann mal genau das Gleiche gesagt hat wie du.“ Deke sah Erin in die Augen. „Dass ich ja nicht so ein Vater werden müsste wie mein eigener alter Herr.“
„Und wir hatten beide Recht.“
„Ja, zum Glück.“ Deke schluckte, fixierte erst sein Glas, dann das Feuer.
„Möchtest du darüber reden?“
Er verzog den Mund. „Über das, was heute Abend passiert ist? Oder soll ich beim gestrigen Abend anfangen? Oder am Tag davor?“
Erin hatte nicht geahnt, dass sein ganzer Aufenthalt hier so schlecht für ihn gelaufen war. Spontan legte sie ihm eine Hand auf den Arm. „Oh, Deke.“
Was er durchmachen musste, tat ihr schrecklich Leid, das war schon immer so gewesen. Ihre eigenen Eltern hatten sie und ihren Bruder ihr ganzes Leben lang uneingeschränkt unterstützt, so dass sie sich kaum vorstellen konnte, wie schlimm es sein musste, einen Vater zu haben, der einen immer wieder klein machte.
Sie wusste, dass Deke ihr Mitleid nicht wollte, er wünschte sich bloß jemanden zum Reden. Also überraschte es sie, als er die Finger mit ihren verschränkte.
Geistesabwesend strich er dabei mit dem Daumen über ihren
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