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Drei Wunder (German Edition)

Drei Wunder (German Edition)

Titel: Drei Wunder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Bullen
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Alles wirkte völlig ungezwungen.
    »Wer?«, fragte Olivia. Eine Brise war aufgekommen, und die grün-weiße Schulfahne der Golden Gate über ihnen flatterte laut.
    »Whitley!« Calla lachte. »Ich hoffe, er war nach der Stunde nicht noch zu streng.«
    »Ach so«, antwortete Olivia und winkte ab. »Nein, nein. Er hat mir nur von den Partnerprojekten erzählt.«
    Olivia hatte sich große Mühe gegeben, gelassen zu wirken, als Whitley sie gebeten hatte, nach der Schule noch kurz zu warten, auch wenn sie beinahe sicher gewesen war, er würde ihr einen Verweis oder eine Strafarbeit aufbrummen. Doch stattdessen hatte er ihr lediglich einen Handzettel gegeben, auf dem das Projekt erläutert wurde, das in ein paar Wochen fällig war: eine Bühnenfassung von Zum Leuchtturm .
    Bald würde es wohl zu den Büchern zählen, die Olivia am wenigsten mochte.
    »Oh, gut!«, rief Calla aus. Ihr dichtes Haar fiel in einer perfekten Welle über ihre Schulter, so dass sie aussah, als käme sie frisch vom Friseur. »Ich dachte schon, dass er es dir mit Strafarbeiten oder irgendetwas heimzahlen will. Er lebt für solchen Mist.«
    Olivia verspürte ein leichtes Schuldgefühl. Nie vorher hatte sie jemals einem Lehrer in der Öffentlichkeit überhaupt widersprochen. Sie merkte, wie Violet neben ihr stolz strahlte, und ihr ging durch den Kopf, dass dies vielleicht nicht unbedingt der beste Start für ihre akademische Laufbahn war, als Calla plötzlich in ihre Tasche griff und einen glänzenden goldenen Umschlag herausholte.
    »Aber egal, ich habe etwas für dich«, sagte sie und legte den Umschlag in Olivias Hand. »Eine Einladung zu dieser IWIN-Benefizveranstaltung meiner Mutter, die dieses Wochenende in der Akademie der Wissenschaften stattfindet. Komm doch auch.«
    »IWIN?«, wiederholte Olivia, nahm den Umschlag und hielt ihn, als wäre er ein kleiner Vogel, der wegfliegen könnte.
    »Das steht für International Women in Need«, erklärte Calla. »Die Organisation hilft Frauen in Not. Es ist das Lieblingsprojekt meiner Mutter, und ich bin auch im Komitee. Es könnte ganz lustig werden. Du weißt schon, Reden, Cocktails, Ausschweifungen und so …« Calla drückte kurz Olivias Hand, dann lief sie zu den anderen beiden Mädchen, die inzwischen zu einem wartenden Auto spaziert waren.
    Olivia drehte den Umschlag in ihren vor Aufregung feuchten Fingern und las, was in deutlicher, eleganter Handschrift darauf geschrieben war:
    Madonna.

15
    »Hallo, Nachbarin!«
    Olivia und Violet liefen am nächsten Morgen auf die Bushaltestelle zu, wobei Olivia ihren Blick auf die neben ihnen verlaufenden Schienen gerichtet hielt, um die bereits bewährte Ich-höre-keine-Stimmen-Tarnung aufrechtzuerhalten. Sie sah Miles nicht, bis sie beinahe über ihn und seine Pilzschuhe gestolpert wäre.
    »Oh!« Olivia hielt an. »Hey, Miles.«
    Seit dem Empfang in der Kanzlei, wo er erzählt hatte, dass sie nur zwei Blocks voneinander entfernt wohnten, waren sich Miles, Bowie und Olivia öfter auf dem Schulweg begegnet. Anfänglich schien es Zufall zu sein, und Olivia freute sich über die (sichtbare) Gesellschaft. Miles’ Timing wurde bald beängstigend präzise, und in letzter Zeit schien es, als sei er immer alleine unterwegs und warte an der Haltestelle, wann immer Olivia dort ankam.
    »Hab dich auf der Heimfahrt von der Schule gestern gar nicht gesehen«, sagte Miles beiläufig. Über seiner Schulter verzog Violet das Gesicht zu einer Grimasse.
    »Ja«, sagte Olivia, als der Bus kam und mit einem Quietschen vor ihnen anhielt. »Ich habe mich noch mit einer Freundin unterhalten.« Es war vielleicht etwas voreilig, Calla als ihre Freundin zu bezeichnen, doch Olivia dachte, dass es einfacher war, als Miles die ganze Madonna-Geschichte zu erzählen. Außerdem hatte sie das Gefühl, dass er das Ganze vielleicht nicht unbedingt gut fände.
    »Kein Problem.« Miles zuckte mit den Schultern, als ob Olivia sich bei ihm entschuldigt hätte. Olivia fand einen freien Platz, und Miles stellte sich neben sie. Olivia drehte den Kopf zum Fenster, um so die unangenehme Situation zu vermeiden, dass sie mit dem Gesicht genau gegenüber seinem Schritt saß.
    »Hey, ich hab mir was überlegt«, sprach Miles über ihrem Kopf weiter und zog sich ganz nah an die Metallstange. »Du hast nicht, ich meine, du hast dir doch nicht vielleicht, ähm, schon einen Partner gesucht? Für Whitleys Projekt, meine ich. Hast du?«
    Olivias Erinnerung versagte, und sie sah fragend zu Violet, die auf der

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