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Drei Wunder zum Glück (German Edition)

Drei Wunder zum Glück (German Edition)

Titel: Drei Wunder zum Glück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Bullen
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solchen Anlässen, was ihn für Hazel noch liebenswerter machte.
    Jetzt war die Illumination Night für Hazel schon aus zwei Gründen etwas Besonderes: Sie hatte ein Date mit Luke, und es war die Nacht, in der Reid erfuhr, dass er Vater wurde.
    »Was glaubst du, wie er reagiert?«, fragte Hazel und versuchte möglichst gleichmäßig zu atmen, um das Zittern in ihrer Stimme abzustellen.
    Jaime hörte mit Unkrautjäten auf und starrte in die Ferne. »Ich weiß auch nicht«, sagte sie. Hazel merkte, dass auch Jaime sich große Mühe gab, ruhig zu bleiben. »Ich hoffe bloß, er ist nicht sauer auf mich, weil ich es ihm so lange nicht erzählt habe.«
    Hazel nickte. Sie stellte sich Reids Gesicht vor, wie zärtlich er Jaime immer ansah und wie er stets darauf achtete, dass es ihr gutging. Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, dass er jemals auf sie sauer sein könnte.
    »Und er geht ja bald von hier weg zur Schule«, fügte Jaime hinzu und wühlte mit den Händen wieder in der Erde. »Ich muss etwas sagen, wenn ich mit ihm gehen will.«
    Hazel hielt mitten in der Handbewegung inne, das Unkraut zwischen den Fingern. »Mit ihm gehen?«, fragte sie wie betäubt. Sie wusste, dass Reid im Herbst nach Dartmouth gehen wollte. Aber sie hatte gedacht, dass er seine Meinung ändern würde und bei Jaime auf der Insel bliebe, sobald sie ihm von ihrer Schwangerschaft erzählte. Hazel hatte niemals ernsthaft die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass die beiden irgendwo anders hingehen könnten.
    »Ja«, sagte Jaime. »Ich kann ihn nicht bitten, nicht aufs College zu gehen. Das wäre nicht fair. Und wir haben schon mal darüber geredet, wie es wäre zusammenzuziehen. Dartmouth soll ziemlich cool sein. Jede Menge Leute in unserem Alter, jede Menge Sachen, die man unternehmen kann, und noch dazu in der Nähe der Berge.«
    Hazel setzte sich zurück auf die Fersen. Ihre Knie schmerzten ein klein wenig, weil sie schon so lange gebeugt waren. Darthmouth wäre bestimmt gar nicht so schlecht. Es wäre natürlich nicht so schön wie auf der Insel, da sie niemanden kannten, aber Reid hätte seine Freunde am College. Es wäre cool, mit jungen Eltern in einem angesagten Collegeort aufzuwachsen. Und wo immer sie waren, sie wären alle zusammen, und das war das Wichtigste. Keine Pflegefamilien mehr, die nie genug Platz zu haben schienen, oder Roys Wechselbäder der Gefühle, in denen er sie heimholte und wieder weggab.
    Hazel starrte auf ihre schmutzigen Fingernägel, und ihre Sicht verschwamm, als sie sich vorstellte, wie ihr Leben wohl sein würde. Wenn Jaime sie behielt und mit Reid zusammen großzog, sobald Hazel ihren letzten Wunsch ausgesprochen hätte – nach Hause zu gehen –, wo wäre »nach Hause« dann?
    Sie hätte dann alles, was sie sich immer gewünscht hatte – Eltern, die sie liebten und sich um sie sorgten und sie beim Abendessen danach fragten, wie ihr Tag gewesen sei. Ein richtiges Zuhause. Ein richtiges Bett. Freunde, mit denen sie aufwüchse und die sie nicht wieder zurücklassen musste, bevor sie sich überhaupt besser kennengelernt hatten.
    Wie wäre das? Wie wäre sie selbst? Wäre sie an den gleichen Dingen interessiert? Würde sie immer noch gern fotografieren?
    Oder wäre sie ein ganz anderer Mensch? Was, wenn sie jemand ganz anderes wurde? Was, wenn sie sich in eines dieser undankbaren Mädchen verwandelte, die sich dauernd nur beschwerten und ihre Eltern anlogen? Ohne eine Ahnung davon, wie ihr Leben hätte sein können, würde sie all das überhaupt schätzen können?
    Ja, entschied sie. Mit einer Mutter wie Jaime und einem Vater wie Reid wäre sie auf jeden Fall dankbar. Sie drei wären die Familie, die sie sich immer gewünscht hatte, und sie würde sich nie mehr etwas anderes wünschen müssen.
    »Klingt perfekt«, sagte sie und drehte sich mit einem Lächeln zu Jaime.
    »Denk ich auch«, stimmte Jaime zu, obwohl in ihrer Stimme etwas Unechtes mitklang. Ihre dichten Augenbrauen waren zusammengezogen, und ihre Mundwinkel zeigten nach unten.
    »Was glaubst du denn, wirst du dort machen?«, fragte Hazel und streckte jetzt ihre langen Beine vor sich aus. Sie war so damit beschäftigt gewesen, darüber nachzudenken, wie ihr eigenes Leben sich verändern würde, dass sie gar nicht daran gedacht hatte, was das alles für Jaime bedeutete.
    Jaime zuckte mit den Schultern und fasste eine weitere Handvoll Unkraut. »Weiß auch nicht so genau«, sagte sie. »Wahrscheinlich ein paar Kurse besuchen oder so. Dann würde es

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