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Drei Zeichen sind die Wahrheit - Band 2

Titel: Drei Zeichen sind die Wahrheit - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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einen Moment aufs Bett, lässt die Beine baumeln und versucht, sich ein Bild zu machen.
    Nun ja. Nicht dass sie sich in den ausufernden Feinheiten da drüben sehr wohl gefühlt hätte. Aber nun gleich das krasse Gegenteil? (Einiges hier erinnert sie an ihre dürftige Wohnung in Neukölln.) Man hat sie in ein Dienstbotenquartier verbannt, eindeutig. Ob das ein bewusster Akt der Abgrenzung ist, ob etwas Besonderes dahintersteckt oder einfach nur Gedankenlosigkeit, das wird sie noch herausfinden.
    Oder sollte sie sich vielleicht nun doch noch in aller Höflichkeit verabschieden in ein Hotelzimmer? Aber das würde bestimmt die Beziehungen zwischen ihr und der Lascari von Anfang an auf Sturm stellen.
    Ach, was. Sie ist hierhergekommen, um zu lernen. Und um ein bestimmtes Zeichen zu finden. Also bleibt sie und richtet sich ein.
    Leonie packt ihren Koffer aus und verstaut die Kleidung im leicht nach Mottenpulver riechenden Schrank, das Waschzeug im Bad, ihre Bücher im Wohnzimmer neben, wie sie jetzt sieht, zerlesenen Schwarten mit Titeln wie »Goldelse«, »Dein ist mein ganzes Herz« und »Die Lumpenprinzessin« – bestimmt Überbleibsel der Vorbewohner.
    Sie blickt sich um. Als Nächstes wird sie dies Zimmer so herrichten, dass sie darin üben kann.
    Also rückt sie den runden Tisch in die Ecke, stellt die Stühle so eng wie möglich dazu, rollt den ohnehin nur bescheidenen Zwirnteppich auf und zerrt dann mit aller gebotenen Vorsicht den großen Spiegel über die Schwelle des Schlafzimmers erst in den Flur und dann hierher. Nun hat sie einen freien Raum und die Möglichkeit, sich beim Spielen im Spiegel zu kontrollieren.
    Danach hievt sie sich mit dem Hintern aufs Fensterbrett und betrachtet ihr Werk.
    Schon besser.
    Von dort aus sieht sie durch die offene Tür auf der Flur garde robe das Schlüsselbund, das ihr die Haushälterin gegeben hat. Schlüssel, wozu eigentlich?
    Leonie rutscht von ihrem Fenstersitz herunter und geht, in Augenschein zu nehmen, was es da zu öffnen und zu schließen gibt.
    An einem kupfernen Reifen von den Ausmaßen eines Babybeißrings hängen drei fingerlange schwere Dinger. Jedes ist mit einem Zettelchen versehen. »Wohnungs-Tür«, steht da in kleinen Druckbuchstaben. Dann »Hof-Durchgang Straße / Personal« und »Garten-Pforte«.
    Und jetzt fängt sie an, sich wirklich zu ärgern. Sie hat also keinen freien Zugang zum Palais! Wenn sie ihre berühmte Tante aufsuchen will, muss sie den Klingelzug am Portal ziehen – außer man geruht, sie hineinzubitten! Das wird sie nicht mit sich machen lassen. Auf keinen Fall. Das ist das Erste, was sie mit der Lascari klären muss. Denn abgesehen von ihrer Position hier: Es geht darum, dass sie sich unbedingt freie Hand schaffen muss, um ihren Auftrag zu erfüllen!
    Dass das ein schwieriges Unterfangen wird, ahnt sie schon, denn bestimmt wimmelt außer dem Kutscher, der Haushälterin und diesem Assistenten (oder was immer er ist) auch noch anderes Personal da drüben herum und macht jedes Stöbern zu einem Abenteuer (falls sie sich denn nicht mit der Hausherrin einigen kann).
    Unwillig wirft sie das Schlüsselbund zurück auf die Flurgarderobe, aber sie hat zu viel Schwung, das Ding verfehlt die Ablage und landet klirrend am Boden daneben.
    Als sie sich bückt, um die Schlüssel aufzuheben, entdeckt sie neben der mannshohen hölzernen Garderobe einen schmalen Spalt in der Wand. Da hat man etwas zugestellt. Eindeutig eine Tür.
    Leonie zieht die Luft ein. Aha. Diese Dependance, die sich miteiner Seite an das Haupthaus anlehnt, hat einen Zugang nach dorthin. Das wäre ja auch verwunderlich gewesen, wenn das Personal immer erst draußen über den Kies stapfen müsste, falls die Herrschaft etwas wünscht! Außerdem fehlt dieser kleinen Wohnung etwas ganz Entscheidendes: die Küche. Was ja wohl bedeuten muss, dass man Zugang zur herrschaftlichen Küche hatte ...
    Sie zögert keinen Augenblick. Die Flurgarderobe erweist sich allerdings als eine härtere Arbeit als der Spiegel. Leonie stemmt sich mit Rücken und Schulter dagegen, drückt und schiebt. Schließlich bewegt sich das Ding schurrend und quietschend ein Stück vom Fleck, und in den schmalen Spalt, den sie da im Schweiß ihres Angesichts erarbeitet hat, zwängt sie sich hinein.
    Natürlich, wie gedacht. Eine Tapetentür. Leonie drückt vorsichtig die Klinke. Nicht nur dass sie unverschlossen ist – sie lässt sich nach außen aufdrücken, wie die Fenster.
    Ein Gang, der nach toten Mäusen riecht.

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