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Drei Zeichen sind ein Wort - Band 1

Titel: Drei Zeichen sind ein Wort - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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weder Prinzipal noch Hauptdarsteller der Anfängerin auch nicht die kleinste Kleinigkeit durchgehen und wiederholen unerbittlich, wenn etwas nicht stimmt.
    »Talent hast du ja, und Courage auch!«, sagt der Chef des Hauses gnadenlos. »Aber das ist nicht genug. Wir müssen arbeiten.«
    Ja, und von dem, was da in der Nacht zwischen ihr und Schlomo war in diesem Taxi, ist nicht das Geringste zu spüren. Im Gegenteil. Leonie findet, dass er sie unerbittlich triezt. Arbeit und Privates werden offenbar streng getrennt. Das ist sicher richtig.
    Während der Chef dann mit ihr allein die Szene probiert, in der Sulamith vorgibt, wahnsinnig zu sein, wird Schlomo mit einem Blumenstrauß ausgeschickt, dem Fräulein Minas einen Krankenbesuch abzustatten.
    Die Probe nähert sich schon dem Ende, als er endlich zurückkommt. Seine Miene ist ernst. Er nimmt seinen Vater beiseite und redet mit ihm, und die Seitenblicke, die von den beiden in Richtung Leonie geschickt werden, beunruhigen sie.
    Sie hält es nicht mehr aus und geht zu ihnen hinüber. »Was ist mit Fräulein Minas? Ist sie ernsthaft krank?«
    Mendel Laskarow seufzt. »Wenn man ein paar gebrochene Rippen und ein zerschlagenes Gesicht als ernsthafte Krankheit bezeichnen will – ja, dann ist Mirjam Minas ernsthaft krank.«
    »Um Gottes willen, was ist passiert?«
    »Auf dem Heimweg von der Vorstellung vorgestern Abend haben ihr ein paar Schweinehunde aufgelauert. Sie haben sie in einen Hausfl ur gezerrt, zusammengeschlagen, ihre Handtasche weggenommen und ... was sonst noch war, darüber redet sie nicht.«
    Leonie sieht mit großen Augen von einem zum anderen. Keiner schaut sie an.
    »Einfach so?«
    »Bestimmt nicht einfach so«, sagt Mendel Laskarow grimmig.
    Schlomo ergänzt: »Vorhin, als ich bei ihr war, da hat sie mir gesagt, wie man sie bezeichnet hat. Judensau nämlich.« Er presst die Lippen aufeinander und blickt Leonie nun an, mit herausfordernder Dringlichkeit.
    Etwas wie eine große Kälte breitet sich in ihr aus. Sie erschauert.
    Mendel Laskarow steht mit gesenktem Kopf, seine Schuhspitze beschreibt kleine Kreise auf dem Bühnenboden. »Puppchen, wir sitzen hier so herum in unserem Schneckenhaus und spielen Komödie. Aber da draußen, da braut sich was zusammen. Denk an diesen Artikel, diesen Leserbrief aus unserer feinen Verwandtschaft. Und darum überlegen wir gerade, Schlomo und ich, ob man das überhaupt verantworten kann, dass du bei uns Theater spielst. Weil im Fall der Fälle Leonie Lamedé mit uns in einen Topf geworfen wird, falls du verstehst, was ich meine. Es ist auch schon zu Zeiten meines Vaters passiert, dass man uns das halbe Haus auseinandergenommen hat.«
    Hat sie das überhaupt schon einmal erlebt, dass ihr das Herz so im Hals schlägt? Es tut weh, als wollte es ihr die Adern sprengen. Sie sieht Schlomo direkt in die Augen, erwidert die Herausforderung seines Blicks.
    »Ich will aber Theater spielen«, sagt sie ruhig. »Und wenn ich mit den Laskarows in einen Topf geworfen werde, so macht mir das nichts. Im Gegenteil. Es ist mir eine Ehre.«
    Schlomo schnippt mit den Fingern, als würde er einen Punkt unter ihre Worte setzen, und verzieht die Mundwinkel zu einem unmerklichen Lächeln.
    Sein Vater nickt langsam und nachdenklich. »Gebe der Ewige, dass du es nicht bereust! Jetzt kannst du noch abspringen! Sieh mal, wir mieten demnächst ein anderes Haus. Die paar Vorstellungen ›Sulamith‹ machst du noch mit, dann müssen wir sowieso was anderes starten. Bis die Minas zurückkommt, bleibt als Notlösung immer noch das bunte Programm mit den Liedern vom ›Vetter aus Dingsda‹, das ist sehr beliebt. Lustig und frech kommt immer gut an. Und die kleine Guttentag ist eine hervorragende Tänzerin, die wird die Sache schon hinkriegen.«
    Ein Operettenprogramm wollen sie machen, Couplets aus dieser seichten Liebeskomödie von dem armen Vetter, der sich dann als steinreicher Plantagenbesitzer entpuppt? Das kann doch nicht wahr sein!
    »Sie wollen mich los sein?«, fragt Leonie und sieht von einem zum anderen. »Ich will aber nicht fort!«
    Schlomo dreht sich einmal um die eigene Achse und klatscht in die Hände, als wolle er diese Art Flamenco tanzen wie in der Küche. »Da siehst du’s, Tate!«, sagt er, und seine Augen glänzen. »Die klebt an uns fest.« Und als hätte er ihre Gedanken über das Operettenprogramm erraten, sagt er: »Und ich, ich will endlich wieder diesen Bar Kochba, den Sternensohn, spielen. Bald. Und zwar mit ihr«, er sieht

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