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Drei Zeichen sind ein Wort - Band 1

Titel: Drei Zeichen sind ein Wort - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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seinem Zimmer lag. Und womit ich dich?, denkt sie.
    Behutsam stemmt sie ihre Hände gegen seine Brust, schiebt ihn zurück. »Wir wollen was suchen!«, sagt sie sanft.
    »Ewiger! Warum bist du immer so ... so genau drauf zu?«
    »Vielleicht, weil ich einen Haushalt geführt habe, seit ich zwölf Jahre alt war. Aber vielleicht bin ich eben einfach so. – Sag mir, wo wir suchen sollen!«, drängt sie.
    »Die Requisiten sind da hinten.«
    Eine Batterie von hohen Kisten reiht sich an der Wand. Es sind mehrere Dutzend.
    »Ist das nach Stücken geordnet?«
    Er zuckt die Achseln. »Wohl kaum.«
    Du liebe Zeit, wo sollen wir da anfangen?«
    »Puh! Weiß ich auch nicht. Mal sehen.«
    Nicht sehr hilfreich, fi ndet Leonie. Aufs Geratewohl öffnet sie die erste Kiste links. Ein Haufen Bettfedern quillt ihr entgegen, wirbelt wie Schnee durch den Raum. Das engmaschige Netz, in dem sie sich befanden, ist gerissen.
    Sie muss husten.
    Schlomo wedelt mit beiden Händen, um sich vor dem staubigen Federregen zu schützen. »Um Gottes willen, mach bloß wieder zu! Meine Stimme!« (Und meine Stimme?, denkt Leonie ärgerlich.)
    Sie ignoriert seine Bitte, zieht ihr Taschentuch heraus und presst es sich mit einer Hand gegen Mund und Nase, während sie mit der anderen weiterwühlt. Er tritt ein paar Schritte zurück.
    Der weitere Inhalt sind eine Batterie leerer Schnapsfl aschen, kaschierte Buchrücken, eine Reitpeitsche, Sporen und Lederzeug.
    »Das sind die Utensilien für >Der wilde Mensch‹«, erklärt Schlomo, nachdem sie den Deckel wieder zugeschlagen hat. »Wie’s aussieht, ist es doch nach Stücken geordnet.«
    »Wie’s aussieht?«
    »Na, ich weiß ja nicht, ob das immer so ist oder nur in dieser Kiste«, erklärt er. »Manchmal hat man ja auch die Requisiten von einem Stück ins andere übernommen.«
    Also zur zweiten. Die ist halb leer. Sie muss sich darüberbeugen, um den Inhalt zu betrachten. Ein Beil mit »blutiger« Schneide, ein paar Glöckchen, die Attrappen zweier riesiger Zifferblätter liegen da drin auf dem Boden.
    »Ist das auch aus einem bestimmten Stück?«, fragt Leonie.
    Schlomo steckt ebenfalls den Kopf in die Kiste. »Sieht so aus!«, sagt er. »Das muss ... ja, das ist >Gott, Mensch und Teufel‹.«
    Leonie klappt auch diesen Deckel wieder zu. »Immerhin wissen wir jetzt, dass immer nur die Requisiten eines Stücks darin sind!«, sagt sie.
    Schlomo nickt. Er sieht nachdenklich aus.
    Sie öffnet die dritte Kiste. Das sieht aus wie Faschingsrequisiten! Papierschlangen, Girlanden, große bunte Fächer, Kastagnetten. Hölzerne Trinkgefäße.
    »Ach!«, sagt Schlomo. »Sieh mal an. Das war unser anderer Bunter Abend, hieß >Spanische Nächte‹. Ungefähr fünf Jahre her. Da hab ich das erste Mal ...«
    Leonie unterbricht ihn nervös. »Schlomo! Das ist jetzt wirklich keine Hilfe! Kannst du nicht irgendeinen Anhaltspunkt fi nden, etwas, das uns auf die Spur bringt?«
    Sie hat sich auf die wieder geschlossene Kiste gesetzt und starrt ihn Hilfe suchend an. Ihr ist nach Heulen zumute. Bis sie hiermit durch sind, das kann doch Tage und Wochen dauern!
    Schlomo antwortet nicht. Er öffnet die nächsten Deckel neben ihr, einen nach dem anderen, schließt sie wieder, bewegt lautlos die Lippen.
    »Also eins steht fest«, sagt er dann. »Das sind alles Sachen aus jüngeren Inszenierungen. Es gibt wohl doch eine Ordnung. Man hat die Kisten einfach nacheinander an der Wand aufgereiht. Eine nach der anderen.«
    Leonie begreift nicht, worauf er hinauswill. Die Glühbirne im Hintergrund beginnt zu flackern und geht aus. Zum Glück gibt es noch eine zweite. Trotzdem Schummerlicht. Leonie stößt einen ärgerlichen Ruf aus. Sie beißt sich auf die Lippen, um nicht zu weinen.
    »Warte doch mal!«, sagt Schlomo. »Mir fällt gerade etwas ein.«
    Er sieht vor sich hin, legt die Hände an die Schläfen. »Es gab ein Stück«, sagt er mit geschlossenen Augen. »Warte. Ein Stück um einen Jeschiwe-Bocher ...«
    »Was ist ein Jeschiwe-Bocher?«
    »Ein armer Talmud-Student. Der auf Kosten der Gemeinde lebt, von allen gering geachtet« (er ist gleich wieder in der Sprache des Stückes), »weil keinerlei Reichtümer sein eigen sind. Aber dann erkennt die Tochter des Rabbi, dass er der Klügste von allen ist, und nimmt ihn zum Mann und sie werden glücklich.« Er runzelt die Brauen. »Der hieß ...« Er schnippt mit den Fingern. »Mirale Ephras hieß der. Und so hieß das Stück.«
    »Hast du den gespielt?«
    »Nein. Tate. Und Mame die

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