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Dreibettzimmer: Roman (German Edition)

Dreibettzimmer: Roman (German Edition)

Titel: Dreibettzimmer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Glubrecht
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von hinten zwischen den Pfoten. Der Arme jault auf und springt mit allen vier Pfoten gleichzeitig in die Luft. Kaum ist er wieder unten, beginnt er völlig schamlos, sich im Intimbereich zu lecken.
    Herr Fröhlich zieht ein Minikinderbuch aus dem Ärmel. Wie selbstverständlich lässt sich Leonie jetzt auf seine überkreuzten Beine fallen und deutet auf die bunten Illustrationen.
    »Du gibst meiner Tochter diese ekligen Gummidinger?«, fragt Anne fassungslos.
    »Hat doch funktioniert«, halte ich dagegen.
    Anne schluckt ihren Ärger hinunter und klemmt ihrer fröhlich kauenden Tochter eine Haarspange in die Locken.
    »Mehr Gummis, bitte!«, fordert Leonie. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie der Psychologe etwas in sein Lederbüchlein notiert.
    Während Anne Leonie akribisch über gesunde Ernährung und die Verwendung von langen Messern aufklärt, wenden sich die anderen Gäste wieder beruhigt ihren Getränken zu.
    Hinter der Lobby tänzelt Mr. Perfect frisch geduscht die Treppe herunter, vorbei am Psychologen. Wie soll ich es mit dem noch die restlichen Tage aushalten? Vielleicht hole ich mir einfach Nachschub an Psychopharmaka.
    Er bleibt direkt vor mir stehen. Ich rieche Eukalyptus, Moschus und »Le Male« von Gaultier, vielleicht diesmal mit einem Schuss Babyöl.
    »Hier können wir unser Duell nicht austragen«, flüstert er. »Sonst kriegen wir beide Ärger mit Du-weißt-schon-wem.«
    Oje! Unseren Saunawettstreit hatte ich mittlerweile völlig verdrängt. »Ist schon okay«, entgegne ich und atme erleichtert auf.
    Mr. Perfect deutet mit dem Kopf in Richtung Jeannie. »Deshalb habe ich uns für die Furten-Therme angemeldet: neutraler Boden. Da kommen nur Kinder mit. Wir suchen eine Sauna und klären die Sache ein für alle Mal.« Der Kerl ist tasächlich regelrecht versessen auf Wettkämpfe. Hätte ich doch nur auf Anne gehört!
    »Worum duellieren wir uns eigentlich?«
    Mr. Perfect überlegt, dann grinst er schließlich breit und deutet mit dem Kopf in Richtung Anne. »Der Sieger kriegt die Frau.«
    Ich traue meinen Ohren nicht.
    »Ich will die gar nicht haben. Außerdem heiratest du sie eh bald. Man wettet nicht um seine Frau.«
    Er verdreht die Augen. »Natürlich nicht für immer, du Idiot. Nur für den Urlaub. Wenn ich gewinne, reist du ab. Wenn du gewinnst, reise ich ab.«
    »Aber ich muss diese Geschichte schreiben. Das ist mein Job.«
    »Und das ist meine Frau. Oder hast du etwa Angst?«
    Ich schüttele den Kopf. Mir wird schon noch einfallen, wie ich aus dieser Sache wieder herauskomme. »Wann geht es los?«
    »In einer Stunde.«
    Verdammt.
    Anne kommt mit Leonie an der Hand auf uns zu.
    »Na, ihr beiden, vertragt ihr euch wieder?«
    Wir nicken. Mr. Perfect legt mir seine Pranke auf die Schulter. Ich spüre, wie sich sein Daumen unter mein Schlüsselbein bohrt: der Mr.-Spock-Griff. Anne hält mein schmerzverzerrtes Gesicht für einen Ausdruck von Freude und lächelt.
    »Das ist gut, ich wollte euch nämlich fragen, ob wir heute noch mal einen Ausflug wagen wollen.« Sie schaut zu mir herüber. »Wenn es dein Magen erlaubt.«
    Ich nicke. Wenn wir einen Ausflug machen, können wir nicht in die Therme fahren, und das Duell fällt ins Wasser. Mit einer kreisförmigen Verbeugung winde ich mich aus Mr. Perfects Griff. »Eine super Idee. Wo soll es denn hingehen?«
    Anne klatscht vor Freude in die Hände. »In die Therme.« Sie deutet mit dem Daumen zu Stanley, dessen Kinder sich gerade mit der irischen Rasselbande anfreunden. »Familie Fröhlich kommt auch mit.«
    Das war es dann wohl. Na ja, mit etwas Glück sehe ich vielleicht wenigstens Frau Fröhlich nackt, bevor ich umkippe. Ein schöner Tod. Hoffentlich bleibt Oma Eisenstein im Hotel.
    Anne, Leonie und die anderen Familien verschwinden nach und nach auf die Zimmer, um ihre Schwimmsachen zu packen. Mr. Perfect genehmigt sich noch ein zweites Frühstück »für die Herausforderungen des Tages«. So habe ich Zeit für ein kurzes Gespräch mit dem Psychologen – rein hypothetisch, versteht sich.
    Ich erkläre ihm, dass ein Freund von mir zu einem Saunaduell herausgefordert wurde und jetzt befürchtet, in Ohnmacht zu fallen, weil ihm das schon mal passiert sei.
    »Daraus wacht er schon wieder auf.« Na, das ist mir ja ein toller Psychologe.
    »Vielleicht kriegt er einen Herzinfarkt«, meine ich.
    Er schaut mich an wie ein Kind, das Angst vor dem schwarzen Mann unter seinem Bett hat. »Normalerweise würde ich Ihnen nun fünfundvierzig Minuten lang diese Idee

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