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Dreibettzimmer: Roman (German Edition)

Dreibettzimmer: Roman (German Edition)

Titel: Dreibettzimmer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Glubrecht
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auf, kombinierte »Paleo« mit Lokalhistorie und erfand den »Ötzi-Paleo-Cup«. Dessen Teilnehmer sollen in Tierfellen durch die Ötztaler Alpen zum Tisenjoch laufen, wo Ötzi gefunden wurde. Von dort geht es zurück bis zum Fuß des Niederjochferners, in die Nähe der Ortschaft Vent, wo das Hotel »Zum Wilden Mannle« liegt, das als Sponsor fungiert. Am Ziel stehen die Erkenntnis, dass wir auch mit weniger auskommen, und eine Gratiswoche im »Wilden Mannle«. Die will ich auf gar keinen Fall gewinnen.
    »Der Job ist wie gemacht für Sie, Hartmann«, schließt mein Chef. »So erleben Sie noch mal ein richtig männliches Kontrastprogramm zu diesem Rosa-Wolken-Mist hier.«
    »Ötzi ist erfroren«, gebe ich zu bedenken.
    Doch Schade schüttelt nur den Kopf. »Er starb an gebrochenem Herzen.«
    Ich schaue ihn überrascht an.
    »Späßle!« Herr Dr. Schade grinst über beide Ohren. »Aber immerhin Pfeilschuss.«
    Er ist jetzt derart in Motivationslaune, dass seine Wangen leuchten. Wie die von Leonie, wenn sie ein Gummimannle kriegt.
    »Danach werden Sie sofort wieder der Alte sein – kein Kerl, dem sich Kinder auf den Schoß setzen, wenn sie kacken müssen.«
    »Und was ist mit Anne?«, will ich wissen.
    »Die kommt doch sowieso bald unter die Haube. Dann kriegt sie ihr zweites Kind, geht in Elternzeit und kommt nicht mehr zurück. Die Halbtagsstelle ist dann eh vergessen. Habe ich schon tausendmal erlebt.«
    Ich schaue mich nach Anne um. Sie ist nirgends zu sehen. Wahrscheinlich sperrt sie gerade Mr. Perfect in seine Suite ein.
    Ich mustere meinen Chef ausgiebig. Er trägt die Schuld daran, dass ich überhaupt hier bin. Wenn er wollte, hätte er mir die Nachtlebenkolumne längst geben können. Stattdessen hat er Anne hintergangen, mich verraten und mir die Stalkerin ausgespannt. Als ich das letzte Mal einen Job von ihm angenommen habe, bin ich hier gelandet.
    Ich schüttele den Kopf. »Tut mir leid, ich kann hier nicht weg. Sobald mein Artikel fertig ist vielleicht.« Ich lege eine rhetorische Pause ein, um dann mit einem Zitat von ihm fortzufahren: »Bis dahin gilt: First comes first.«
    »Sure«, entgegnet Schade. »Aber der Ausflug passt thematisch gut zu dieser Geschichte hier.« Er macht eine allumfassende Handbewegung. »Schließlich hat die Pressefrau des Hauses die Wanderung organisiert. Das heißt, Sie kriegen für Ihre Teilnahme bestimmt wieder Fleißsternchen, die auf Ihren Pupsi angerechnet werden.«
    »Bubsi«, korrigiere ich automatisch, horche aber innerlich auf.
    Endlich ein Lebenszeichen von Adoré. Sie ist gar nicht vor mir geflüchtet, sondern musste einfach arbeiten. Auf dem Event könnte ich sie endlich wiedersehen und die ganze Sache mit Anne aufklären. Wenn ich dazu noch gewinne, wird sie mir bestimmt eine Medaille umhängen. Dabei muss sie ihre Hände um meinen Kopf legen, dann wird sie mich zu sich heranziehen, und wenn wir uns erst küssen, wird sie erkennen, dass wir einfach zusammengehören. Die große Versöhnung, das Happy End.
    Vor lauter Träumerei habe ich gar nicht mitbekommen, dass Mr. Perfect und Anne jetzt neben uns am Tisch stehen. Offenbar hat Anne versucht, ihn davon abzuhalten, aber er ist, nun ja, stärker.
    »Ich kenne den Begründer der Paleo-Bewegung«, rückt er sich ins Gespräch. »Unsere Kette ›Mr. & Mrs. Perfect‹ hat eine Ernährungskooperation mit seinem Unternehmen. Ich kann euch alles darüber erzählen.« Er setzt sich an den Tisch und stellt sich als Leonies Patenonkel vor, der hier »zufällig gerade Urlaub macht«. Seltsamerweise scheint Herr Schade das zu schlucken, vielleicht weil Mr. Perfect gleich fortfährt: »Die Idee, Paleo im Ötztal zu platzieren, ist genial. So können die Themen Nachhaltigkeit, Familie und Gesundheit mit historischem Lokalkolorit aufgeladen werden. Und Paleo bekommt endlich ein bekanntes Gesicht.«
    Herr Dr. Schade wirkt interessiert. »Die Teilnehmer laufen in Dreierteams«, liest er vom Flyer ab.
    Mr. Perfects Blick hellt sich auf.
    »Vielleicht sollten Sie Caspar begleiten«, schlägt Schade vor.
    Mein Erzfeind grinst noch etwas breiter. »Dann kann ich ihn tragen, falls er umfällt.«
    Herr Schade schaut überrascht, fragt aber nicht nach.
    »Jetzt müssen wir nur noch einen dritten Mann finden, und schon ist die Sache geritzt.« Anne hebt zaghaft den Finger.
    »Einen dritten Mann «, erklärt Dr. Schade. »Die Tour wird kein Kinderspiel, auch wenn das nicht die Originalstrecke ist: Gewandert wird zwei Tage – im

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