Dreifach
Verdacht, beschattet zu werden, aber das Gesicht war plötzlich verschwunden – Zufall oder wieder eine große Mannschaft? Es hing davon ab, ob Hassan zum »Geschäft« gehörte. Auch danach konnte er sich in England erkundigen.
Er überlegte, wie er reisen sollte. Wenn jemand heute abend seine Spur aufgenommen hatte, mußte er sich morgen in acht nehmen. Selbst wenn das brutale Gesicht nichts zu bedeuten hatte, mußte Dickstein sichergehen, daß er am Luxemburger Flughafen nicht entdeckt wurde. Er hob den Telefonhörer und wählte den Empfang; als der Angestellte antwortete, sagte er: »Wecken Sie mich um 6.30 Uhr, bitte.«
»Sehr gern, mein Herr.«
Dickstein legte den Hörer auf und schlüpfte ins Bett. Endlich hatte er ein genaues Ziel: die Coparelli. Noch besaß er keinen Plan, aber er wußte ungefähr, was zu tun war. Welche Schwierigkeiten sich auch ergeben mochten, die Kombination einer nicht-nuklearen Lieferung und einer Seereise war unwiderstehlich.
Er knipste das Licht aus, schloß die Augen und dachte: Was für ein guter Tag.
*
David Rostow war nach Yasif Hassans Meinung immer ein arroganter Scheißkerl gewesen, und er hatte sich im Laufe der Jahre nicht gebessert. Mit überheblichem Lächeln sagte er Sätze wie: »Was Ihnen wahrscheinlich nicht klar ist ...« – »Wir werden Ihre Leute nicht mehr benötigen, eine kleine Mannschaft ist am besten« – »Sie können im Auto hinterherfahren und außer Sicht bleiben«. Und schließlich auch noch: »Passen Sie auf das Telefon auf, während ich in die Botschaft gehe.«
Hassan war bereit gewesen, unter Rostow als einer von dessen Mannschaft zu arbeiten, aber wie es schien, war sein Status noch niedriger. Er faßte es, milde ausgedrückt, als Beleidigung auf, tiefer als ein Mann wie Nik Bunin eingestuft zu werden.
Das Problem war, daß einiges für Rostow sprach. Nicht, daß die Russen klüger gewesen wären als die Araber, aber das KGB war zweifellos eine größere, reichere, mächtigere und professionellere Organisation als der ägyptische Geheimdienst.
Hassan blieb nichts anderes übrig, als Rostows Behandlung hinzunehmen, ob berechtigt oder nicht. Kairo war hocherfreut darüber, daß das KGB einen der größten Feinde der arabischen Welt jagte. Wenn Hassan sich beschwerte, würde wahrscheinlich er und nicht Rostow abgezogen werden.
Aber Rostow sollte nicht vergessen, dachte Hassan, daß die Araber Dickstein zuerst entdeckt hatten. Ohne diese ursprüngliche Leistung würde es überhaupt keine Nachforschungen geben.
Trotzdem wollte er Rostows Respekt erringen, damit der Russe sich ihm anvertraute, Entwicklungen mit ihm diskutierte, ihn um seine Meinung fragte. Er würde Rostow beweisen müssen, daß er zuverlässiger war und ein Profi, der Nik Bunin und Pjotr Tyrin nicht im geringsten nachstand.
Das Telefon klingelte. Hassan griff hastig nach dem Hörer. »Hallo?«
»Ist der andere da?« Es war Tyrins Stimme.
»Er ist nicht da. Was ist los?«
Tyrin zögerte. »Wann kommt er zurück?«
»Ich weiß nicht«, log Hassan. »Machen Sie mir Meldung.«
»Also gut. Unser Kunde ist in Zürich aus dem Zug gestiegen.«
»Zürich? Weiter.«
»Er nahm ein Taxi zu einer Bank, wo er den Tresorraum betrat. Diese Bank hat Schließfächer. Er kam heraus und trug eine Aktentasche.«
»Und dann?«
»Er ging zu einem Autohändler am Rande der Stadt und kaufte einen gebrauchten Jaguar. Das Bargeld entnahm er der Aktentasche.«
»Ich verstehe.« Hassan glaubte zu wissen, was nun kommen würde.
»Er fuhr mit dem Wagen aus Zürich hinaus auf die Autobahn E 17 und erhöhte seine Geschwindigkeit auf einhundertvierzig Meilen pro Stunde.«
»Und Sie haben ihn aus den Augen verloren«, sagte Hassan gleichermaßen schadenfroh und besorgt. »Wir hatten ein Taxi und einen Botschafts-Mercedes.«
Hassan stellte sich die Straßenkarte Europas vor. »Erkönnte ein beliebiges Ziel in Frankreich, Spanien, Deutschland oder Skandinavien haben ... Es sei denn, daß er wendet. Dann kämen Italien und Österreich in Frage ... Er ist also verschwunden. Kehren Sie zum Hauptquartier zurück.«
Das große KGB ist also doch nicht unbesiegbar, dachte er. So sehr es ihm gefiel, das Kollektiv scheitern zu sehen, so sehr wurde seine Schadenfreude von der Furcht überschattet, daß sie Dickstein für immer aus den Augen verloren hatten. Er überlegte immer noch, was als nächstes zu unternehmen sei, als Rostow zurückkam.
»Was Neues?« fragte der Russe.
»Ihre Leute haben Dickstein
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