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Dreiländermord

Dreiländermord

Titel: Dreiländermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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eine
Kleinigkeit auf: Ein einziges Mal hatte Thomas Geffert seinen Namen mit einer Initiale
ergänzt. Thomas G. Geffert stand auf dem Abschiedsbrief. Und nur darauf. G wie Günther?
Oder wie Gerhard?
    »Thomas hatte keinen zweiten Vornamen«, erklärte der Bruder.
    »Das G ist ein kleines Geheimnis aus Kindertagen zwischen Thomas und
mir. Das G steht für Gefahr. Wenn wir uns einmal in Gefahr befinden sollten, wollten
wir unseren Namen mit diesem G ergänzen. Sicherlich war es damals eine kindliche,
spannende Angelegenheit. Aber mein Bruder hat sich bestimmt daran erinnert, als
er sich in tödlicher Bedrohung befand.« Er sah Böhnke fest in die Augen.
    »Glauben Sie mir nun, dass ich annehmen muss, dass Thomas keinen Selbstmord
begangen hat?«

5
    Die Rückfahrt in die Nordeifel nahm Böhnke nahezu mechanisch vor, Düren,
Birgel, Gey, am Soldatenfriedhof in Hürtgenwald vorbei, Lammersdorf. Er war die
einfachere Strecke nach Simmerath bis zur Kreuzung am Gericht gefahren, statt die
anspruchsvollere, kurvenreiche, aber auch reizvolle Variante durch das Kalltal und
in Simmerath durch das Tiefenbachtal nach Huppenbroich zu nehmen. Er hatte auch
keinen Sinn für die Schönheit der Landschaft, für die Weiden zwischen den Orten,
die von der Eifelhöhe leicht abfielen und für den wegen der unseligen Schlacht im
Zweiten Weltkrieg bekannten Hürtgenwald. Der große Soldatenfriedhof direkt neben
der Bundesstraße erinnerte an die vielen amerikanischen und deutschen Gefallenen.
Und in dieser Umgebung war Thomas Geffert gestorben.
    Böhnkes Gedanken kreisten zu sehr um die Erlebnisse der letzten Stunden,
als dass er sich auf den Straßenverkehr konzentrieren konnte. Sollte er Gefferts
Bruder glauben? Konnte er ihm glauben? Oder sollte er sich lieber den Standpunkt
der Polizei zu eigen machen? Das war sicherlich der bequemere Weg, um sich mit dem
Ableben des Journalisten zu beschäftigen und zu einem gefälligen Ergebnis zu kommen.
    Andererseits: Was hatte er zu verlieren? Vielleicht war der Journalist
wirklich ermordet worden. Wenn ja, von wem und warum? Stand der Tod von Thomas Geffert
im Zusammenhang mit seiner Recherche zu den ungeklärten Todesfällen im Laufe des
letzten Jahrzehnts? Warum hatte Geffert seine Nachforschungen nach Holland ausgedehnt?
Und warum hatte er Kontakt nach Belgien gesucht?
    Böhnke entschied sich bei seiner Abwägung für einen Kompromiss. Auch
wenn er nicht uneingeschränkt der Theorie von Gefferts Bruder folgte, nach der der
Journalist unter oder wegen der Einflussnahme Dritter sterben musste, war er auf
der anderen Seite durchaus sehr daran interessiert, zu erfahren, was der Reporter
vorhatte.
    Das eine tun, das andere nicht lassen, dachte Böhnke quer.
    Ob Selbstmord oder Mord, was änderte das bei seiner eigenen Untersuchung
über die Recherche des Journalisten jenseits der Staatsgrenze? Ob mit Zusammenhang
oder ohne, war letztendlich einerlei.
     
    Der Kies auf dem schmalen Weg zum Ferienhaus knirschte, als Böhnke
den Wagen abbremste. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er gedankenverloren und
damit ohne die erforderliche Sorgfalt nach Huppenbroich zurückgefahren war. Scheißspiel,
dachte er sich. Der tote Journalist beschäftigte ihn mehr, als es seiner Konzentration
auf den Straßenverkehr zuträglich war.
    Wenig begeistert von sich selbst näherte er sich der Haustür, vor der
er einen großen, braunen Umschlag fand, ohne Absender, nicht einmal verklebt. Der
Inhalt war harmloser, als er vermutet hatte. Er bestand aus einer Gebrauchsanweisung
für eine Kaffeemaschine aus Asien. Er möge sie doch bitte ›übersetzen‹, hatte seine
Nachbarin aus dem Meisterhaus auf einem Begleitzettel geschrieben.
    Die »›Übersetzung‹ war bitter nötig, wie Böhnke bereits mit einem ersten
Blick feststellte. »›Bei Benützung von dieses Gerät muss sich das Wasser in die
richtige Behältnis gegeben werden‹«, las er schmunzelnd laut vor.
    Das Übersetzen von Gebrauchsanweisungen in verständliches Deutsch,
wie er es nannte, war sein Hobby geworden, und alle Freunde und Bekannte, die davon
wussten, schickten ihm gerne geeignete Texte zu. Doch stand ihm momentan nicht der
Sinn nach dieser Beschäftigung, später vielleicht, wenn er die Geschichte von Geffert
erledigt hatte, entweder mit einem Ergebnis oder auch ohne.
     
    Nach einer umständlichen Suche im Namensregister seines Handys, mit
dessen Funktionen er immer noch auf dem Kriegsfuß stand, hatte Böhnke endlich Küppers
Rufnummer parat. Der

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