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Dreiländermord

Dreiländermord

Titel: Dreiländermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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klammert sich jetzt regelrecht an den neuen Kripochef.«
    So sei halt das Leben, kommentierte Böhnke mit
einer Floskel. »Ich bin auch vollkommen raus aus dem Bau.« Das sei nicht zu ändern.
    Mit der gegenseitigen Zusicherung, sich auf dem
Laufenden zu halten, beendete Küpper hastig das Gespräch. Die S-Bahn würde seinetwegen
nicht länger am Bahnsteig warten.

6.
    Mit gemischten Gefühlen tippte Böhnke die Telefonnummer von Bahn ins
Gerät. Er hatte den Journalisten aus Düren nie richtig einschätzen können und sich
immer über die Vertrautheit gewundert, die zwischen Küpper und Bahn geherrscht hatte.
Ihm war der Mann bei den seltenen Zusammentreffen zu ungestüm aufgetreten, zu schnell
in den Gedanken, unüberlegt und mit zu viel Fantasie gesegnet; eine Einschätzung,
die Küpper nicht teilen wollte.
    »Vielleicht liegt es daran, dass er für mich eine Art Sohnersatz ist,
und ich ihn deshalb mit anderen Augen sehe«, hatte er Böhnke einmal erklärt. »Helmut
ist in Ordnung. Auf den kannst du dich verlassen, wenn ich ihm sage, dass du mein
Freund bist.«
    Wohl denn, dachte sich Böhnke, Küppers Worte in Bahns Ohr.
    »Ja, bitte!« Forsch, bestimmend, fast schon ein wenig ungehalten meldete
sich eine klare, helle Männerstimme, ohne einen Namen zu nennen.
    »Bin ich mit Bahn, Helmut Bahn, verbunden?«, erkundigte sich Böhnke
vorsichtig. Er fand es schlichtweg unmöglich und unhöflich, wenn sich jemand nicht
mit seinem Namen zu erkennen gab.
    »Wenn Sie diese Nummer wissentlich gewählt haben, werden Sie wohl sicherlich
auch mit ihm sprechen«, hielt sich der Angerufene bedeckt. »Wer sind Sie? Was wollen
Sie von mir?«
    Wer fragt, der führt. Böhnke musste akzeptieren, dass er als Erster
sein Anliegen vorzubringen hatte, wenn er das Telefonat nicht ergebnislos abbrechen
wollte. Aber immerhin war er es, der etwas wollte und nicht Bahn. Freundlich gab
er sich zu erkennen, verwies kurz auf Küpper und hoffte, tatsächlich den Journalisten
an der Strippe zu haben.
    Sein Gesprächspartner ließ sich viel Zeit mit einer Reaktion.
    »Gut«, sagte er endlich, »dann will ich will mal glauben, dass Sie
Herr Böhnke sind. Was gibt es denn?«
    Böhnke kam sofort zur Sache.
    »Mich interessiert die Arbeit Ihres Kollegen Geffert. Und vor allem
interessiert mich, warum Sie nicht selbst die Arbeit von Geffert fortführen. Hat
mir jedenfalls Küpper berichtet.«
    Wieder blieb es lange still in der Leitung. Durch sein Verhalten widersprach
der Journalist gänzlich der Vorstellung von Böhnke, er sei vorschnell, hastig, überlege
erst, nachdem er geredet hatte.
    »Herr Küpper hat Ihnen den Aktenordner mit den Unterlagen meines ehemaligen
Kollegen gegeben?« Was wie eine Frage klang, war eher als Feststellung gemeint.
»Über mehr Informationen verfüge ich nicht und ich habe, ehrlich gesagt, auch nicht
die Absicht und den Nerv, mich mit Gefferts Recherche zu beschäftigen.«
    »Warum nicht?« So wie Küpper seinen jüngeren Freund geschildert hatte,
hatte dieser unerschrocken bei der Aufklärung einiger Verbrechen mitgewirkt und
sogar einmal als Geldkurier bei einer Kindesentführung agiert. Und jetzt zog sich
Bahn resigniert aus der von Geffert angefangenen Recherche zurück? Das passte nicht
ins Bild.
    »Hören Sie, Herr Böhnke. Mich nervt diese dämliche Geschichte aus mehreren
Gründen. Zum einen hatte ich nie einen guten Draht zu Geffert und zum anderen ruft
eine Schülerzeitung nach der anderen in der Redaktion an und will Informationen
über diese Schwuchtel.« Deutlicher konnte er nicht zu erkennen geben, wie sehr ihm
Geffert missfallen hatte.
    »Und außerdem gehen hier bei uns beim Tageblatt ohnehin bald die Lichter
aus.« Ob er noch nicht gehört habe, dass das Dürener Tageblatt die Lokalredaktion
aufgebe, wollte er von Böhnke wissen und redete weiter, ohne auf eine Antwort zu
warten. »Wir werfen zum Ende des Jahres alles hin, stampfen das Blättchen ein und
überlassen das Feld der Konkurrenz aus Aachen. Da habe ich, ehrlich gesagt, andere
Sorgen als die unvollendete Arbeit eines schwulen Kollegen.« Wütend erhob er die
Stimme. »Ich brauche einen neuen Job, Mann! Ich werde Anfang Januar nach fast 25
Dienstjahren und mit 45 Jahren auf dem Buckel arbeitslos. Verstehen Sie jetzt, warum
mich der Scheiß nicht sonderlich interessiert, Herr Böhnke?«
    Was sollte er darauf antworten? Böhnke blieb stumm und kam auf einen
Gedanken, den Bahn offenbar auch hatte.
    »Wenn Sie es genau wissen wollen, in erster

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