Dreimal im Leben: Roman (German Edition)
alle nur Menschen, mein Freund. Mit unseren Ängsten, unseren Ambitionen und unseren Vorbehalten ... Wie haben sie Ihre Enthüllung aufgenommen?«
»Dazu haben sie sich nicht geäußert. Sie haben es sich aufmerksam angehört, einen Blick gewechselt, und dann sind wir zu einem anderen Thema übergegangen.«
Mostaza nickte anerkennend.
»Schlaue Kerle. Echte Profis, klar. Sie hatten schon damit gerechnet ... Es macht Spaß, mit solchen Leuten zu arbeiten. Beziehungsweise gegen sie.«
»So faire Verhältnisse sind mir eine Freude«, bemerkte Max mit beißendem Spott. »Warum setzen Sie sich nicht zu dritt zusammen und einigen sich. Oder verpassen sich gegenseitig ein paar kameradschaftliche Messerstiche, unter Kollegen, sozusagen. Sie würden mir das Leben sehr erleichtern.«
Mostaza lachte laut auf.
»Eins nach dem anderen, mein lieber Freund. Zuerst sagen Sie mir, ob Sie sich endlich entschieden haben und wofür. Den Faschismus oder die Republik.«
»Ich überlege noch.«
»Logisch. Aber Ihre Bedenkzeit läuft ab. Wann haben Sie vor, in das Haus einzubrechen?«
»In drei Tagen.«
»Gibt es einen bestimmten Anlass?«
»Ein Abendessen bei irgendjemandem. Ich habe erfahren, dass Susana Ferriol mehrere Stunden außer Haus sein wird.«
»Und was ist mit dem Personal?«
»Das kriege ich schon hin.«
Mostaza saugte an seiner Pfeife und sah Max an, als müsste er jede Antwort von ihm nach Frechheit benoten. Dann nahm er die Brille ab, zog ein Tuch aus der Brusttasche seiner Jacke und begann, sehr sorgfältig die Gläser zu putzen.
»Ich möchte Sie um einen Gefallen bitten, Herr Costa ... Wie auch immer Ihre Entscheidung ausfällt, sagen Sie Ihren italienischen Freunden bitte, dass Sie sich letztlich entschlossen haben, für sie zu arbeiten. Liefern Sie Ihnen so viele Informationen über mich, wie Sie nur können.«
»Meinen Sie das ernst?«
»Absolut.«
Mostaza hielt die Brille gegen das Licht und setzte sie zufrieden wieder auf.
»Und außerdem«, fuhr er fort, »möchte ich Sie bitten, wirklich für sie zu arbeiten. Faire Verhältnisse.«
Max, der gerade sein Zigarettenetui zückte, hielt mitten in der Bewegung inne.
»Heißt das, ich soll den Italienern die Unterlagen aushändigen?«
»Genau das. Das Ganze war immerhin ihre Idee. Und sie kommen für die Kosten auf. Es wäre nur gerecht, finden Sie nicht?«
»Und was wird aus Ihnen?«
»Oh, keine Bange. Das ist meine Sache.«
Max steckte das Etui wieder ein, ohne eine Zigarette herausgenommen zu haben. Ihm war nicht nur die Lust zu rauchen vergangen, sondern sogar die Lust, weiter in Nizza zu verweilen. Welcher Weg ist der gefährlichste? An welcher Stelle würde er in diesem Spinnennetz festkleben und aufgefressen werden?
»Haben Sie mich hierherbestellt, um mir das zu erzählen?«
Mostaza fasste ihn leicht am Ellbogen und zog ihn näher an das Eisengeländer heran, das oberhalb des Hafens an der Straße entlangführte.
»Kommen Sie.« Es klang fast liebevoll. »Sehen Sie, das da unten ist der Quai Amiral Infernet ... Wissen Sie, wer dieser Infernet war? Ein Seefahrer aus Nizza, der als Kommandant der Intrépide in Trafalgar dabei war. Er weigerte sich, mit Admiral Dumanoir zu fliehen, und kämpfte bis zuletzt. Und sehen Sie dieses Handelsschiff, das dort liegt?«
Max bejahte – es war ein Frachtschiff mit schwarzem Rumpf und blauen Streifen auf dem Schornstein –, und dann schilderte ihm Mostaza in wenigen Worten die Geschichte dieses Schiffes. Es heiße Luciano Canfora und habe Kriegsgüter für Francos Truppen geladen: Ammoniaksalz, Baumwolle, Messing- und Kupferbarren. In wenigen Tagen solle es nach Palma de Mallorca auslaufen, und mit großer Wahrscheinlichkeit habe Tomás Ferriol die Fracht bezahlt. Das alles sei von einer Gruppe franquistischer Agenten organisiert worden, sagte Mostaza, die ihren Sitz in Marseille und einen Kurzwellensender an Bord einer Yacht in Monte Carlo habe.
»Warum erzählen Sie mir das?«, fragte Max.
»Weil dieses Schiff und Sie etwas gemeinsam haben. Die Befrachter glauben, es nähme Kurs auf die Balearen, und wissen nicht, dass der Zielhafen, sofern nichts Dramatisches dazwischenkommt, Valencia sein wird. Ich bin noch dabei, den Kapitän und den Schiffsingenieur davon zu überzeugen, dass es in jeder Beziehung rentabler für sie ist, sich auf die Seite der Republikaner zu schlagen ... Wie Sie sehen, Herr Costa, habe ich nicht nur Ihretwegen schlaflose Nächte.«
»Ich verstehe immer noch nicht, warum
Weitere Kostenlose Bücher