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Dreimal im Leben: Roman (German Edition)

Dreimal im Leben: Roman (German Edition)

Titel: Dreimal im Leben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arturo Pérez-Reverte
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Haar, dem hohen, sauberen Scheitel.
    »Ich frage mich, wie du das geschafft hast«, sagt sie. »Durch welchen Glücksfall dein Leben diese Wende genommen hat. Und wie sie wohl geheißen haben mag. Oder mögen. Die Frauen, die für die Kosten aufgekommen sind.«
    »Es gab keine Frau.« Max senkt verlegen den Kopf. »Glück, nichts weiter. Wie du gesagt hast.«
    »Du führst ein sorgenfreies Leben.«
    »Richtig.«
    »Wie du es dir erträumt hast.«
    »Nicht ganz. Aber ich kann nicht klagen.«
    Mecha schaut zu der Treppe hinüber, die von der Piazzetta zum Cerio-Palast hinaufführt, als suchte sie unter den Passanten ein bekanntes Gesicht.
    »Er ist dein Sohn, Max.«
    Schweigen. Sie trinkt gedankenverloren und in kleinen Schlucken ihren Wein.
    »Ich habe nicht die Absicht, dir eine Rechnung zu präsentieren«, sagt sie dann. »Du bist weder für sein noch für mein Leben verantwortlich ... Ich habe dir nur einen Grund gegeben, ihm zu helfen. Einen handfesten.«
    Max beschäftigt sich mit seinen Bügelfalten, um von seiner Verwirrung abzulenken.
    »Du wirst es tun, stimmt’s?«, fragt Mecha.
    »Seine Hände vielleicht«, gibt er schließlich zu. »Auch die Haare sind wie meine ... Eventuell auch etwas an seiner Art, sich zu bewegen.«
    »Denk nicht weiter darüber nach, bitte. Ja oder nein. Aber werde jetzt nicht pathetisch.«
    »Ich bin nicht pathetisch.«
    »Doch, das bist du. Ein pathetischer alter Mann, der versucht, eine späte, unerwartete Bürde abzuschütteln. Dabei gibt es gar keine Bürde.«
    Sie ist aufgestanden, hat nach ihrer Tasche gegriffen und sieht auf die Turmuhr.
    »Um Viertel nach sieben geht eine Fähre. Machen wir noch einen Spaziergang.«
    Als die Rechnung gebracht wird, setzt Max die Lesebrille auf. Dann steckt er sie wieder ein, holt die Brieftasche heraus und legt zwei Tausend-Lire-Scheine auf den Tisch.
    »Jorge hat dich nie gebraucht«, sagt Mecha. »Er hatte mich.«
    »Und dein Geld. Ein sorgenfreies Leben.«
    »Das klingt wie ein Vorwurf. Dabei warst du doch, wenn ich mich recht erinnere, immer hinter dem Geld her. Es war dir wichtiger als alles andere. Und jetzt, da du genug davon zu haben scheinst, fluchst du auch nicht gerade darüber.«
    Sie gehen auf die steinerne Brüstung zu. Zitronenhaine und Weinberge erstrecken sich bis zur Steilküste, das Abendlicht über dem Golf von Neapel taucht alles in rötlichen Schimmer. Die Sonne beginnt, im Meer zu versinken, und im Gegenlicht zeichnet sich der Umriss von Ischia ab.
    »Trotzdem hast du die Gelegenheit zweimal verstreichen lassen. Wie konntest du dich mir gegenüber nur so blöd verhalten? So blind und so dickfellig?«
    »Ich war zu beschäftigt, glaube ich. Den Kopf über Wasser zu halten.«
    »Du warst zu ungeduldig. Unfähig abzuwarten.«
    »Deine Wege waren nicht meine.« Max wählt seine Worte mit Bedacht. »Es war ein Ambiente, in dem ich mich nicht wohlgefühlt habe.«
    »Du hättest mich dort herausholen können. Du warst ein Feigling ... Obwohl es dir am Ende ja gelungen ist, ohne dass du es beabsichtigt hättest.«
    Sie erschauert, als wäre ihr kalt. Max bemerkt es und bietet ihr seinen Pullover an, doch sie schüttelt nur den Kopf. Sie zieht sich das Seidentuch über das kurze graue Haar und bindet es unter dem Kinn zusammen. Dann stützt sie sich neben ihn auf die Brüstung.
    »Hast du mich je geliebt, Max?«
    Er schweigt verstört und starrt auf den Golf von Neapel hinaus. Und versucht für sich, die Worte Gewissensqual und Melancholie auseinanderzuhalten.
    »Ach, wie dumm von mir.« Sie streichelt ihm flüchtig über die Hand. »Natürlich hast du das. Du hast mich geliebt.«
    Trostlosigkeit ist auch ein geeigneter Begriff, denkt er. Eine irgendwie klamme, stille Trauer bei der Erinnerung an alles, was war und nicht mehr ist. An die Wärme und die Haut, die unwiderruflich der Vergangenheit angehören.
    »Du ahnst nicht, was du versäumt hast in all diesen Jahren«, fährt Mecha fort. »Dabei zu sein, wie dein Sohn aufwächst. Die Welt mit seinen Augen zu sehen.«
    »Wenn es wahr wäre, warum ich?«
    »Warum ich von dir schwanger wurde, meinst du?«
    Sie beantwortet die Frage nicht sofort. Die Glocke des Kirchturms hat geschlagen, und von den Hügeln her hallt das Echo nach. Sie sieht abermals auf die Uhr, löst sich von der Brüstung und geht zur Station der Seilbahn, die die Piazzetta mit der Marina verbindet.
    »Es ist eben passiert«, sagt sie, als er sich neben ihr auf der Bank einer Gondel niederlässt, in der sie die

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